Eine Initiative für den Kontinent
Afrika steht vor einer möglichen Transformation seines Handelssystems. Die neu angekündigte ADAPT-Initiative (Africa Digital Access and Public Infrastructure for Trade) zielt darauf ab, die Art und Weise zu verändern, wie der Kontinent Handel betreibt. Unter Führung der Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone (AfCFTA) und in Partnerschaft mit der IOTA Foundation, dem World Economic Forum und dem Tony Blair Institute for Global Change entsteht eine digitale öffentliche Infrastruktur, die 55 afrikanische Nationen miteinander verbinden soll.
Das Problem: Ein Kontinent mit Handelshürden
Trotz seiner Größe – mit 1,5 Milliarden Menschen und einem kombinierten BIP von über 3 Billionen US-Dollar – macht der innerafrikanische Handel lediglich 17 Prozent des gesamten Handelsvolumens aus. Zum Vergleich: In Asien und Europa liegt dieser Anteil bei über 60 Prozent. Die Gründe für diese Diskrepanz sind vielfältig und kostspielig.
SponsoredAfrikanische Händler zahlen jährlich schätzungsweise 25 Milliarden US-Dollar an Transaktionsgebühren für grenzüberschreitende Zahlungen. Die Grenzabfertigungszeiten können bis zu 14 Tage dauern, und die Gebühren für grenzüberschreitende Zahlungen liegen zwischen 6 und 9 Prozent. Hinzu kommt eine weitgehend papierbasierte Dokumentation: Eine einzige Warensendung kann den Austausch von 240 Papierdokumenten zwischen 30 verschiedenen Akteuren erfordern. Dokumentenbetrug verursacht zusätzliche Verluste in Milliardenhöhe.
Die Lösung: ADAPT als digitale Infrastruktur
ADAPT setzt hier an und integriert drei zentrale Infrastrukturschichten:
Identität: Sichere, interoperable digitale Identitäten für alle Handelsteilnehmer
Daten: Digitalisierte und kryptographisch verifizierbare Handelsdokumente
Finanzen: Sofortige grenzüberschreitende Zahlungen über Stablecoins, insbesondere USDT
Die Initiative nutzt die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) von IOTA, um eine Open-Source-Plattform zu schaffen, die bestehende Systeme miteinander verbinden und gleichzeitig Transparenz, Sicherheit und Effizienz gewährleisten soll.
Sponsored SponsoredPilotprojekte zeigen erste Ergebnisse
Die Technologie wird bereits getestet. Pilotprojekte in Kenia und Ruanda haben erste Ergebnisse erzielt:
- Kenianische Exporteure sparen etwa 400 US-Dollar pro Monat bei Druck- und Dokumentationskosten
- Spediteure reduzierten manuelle Papierarbeit um bis zu 60 Prozent
- Grenzabfertigungszeiten sanken von sechs Stunden auf etwa 30 Minuten
- Kenia verzeichnet rund 100.000 Transaktionen täglich über IOTAs verteiltes Ledger
Diese Ergebnisse zeigen technische Machbarkeit und mögliche wirtschaftliche Vorteile für kleine und mittlere Unternehmen, wobei die langfristige Skalierbarkeit noch zu beobachten bleibt.
Die Rolle der Stablecoins
Ein zentraler Aspekt von ADAPT ist die Rolle von Stablecoins bei der Abwicklung von Zahlungen. IOTA-Gründer Dominik Schiener beschreibt die Vision: Ein Bergbauunternehmen in Ruanda könnte durch die Plattform Zugang zu On-Chain-Handelsfinanzierung zu 50 Prozent der üblichen Kosten erhalten und nahezu sofort mit niedrigen Transaktionsgebühren in USDT bezahlt werden.
Diese Integration von Stablecoins erfolgt parallel zu neuen Regulierungsrahmen. Regulierungsbehörden in den USA, Hongkong und anderen Märkten haben in den letzten Monaten klarere Rahmenbedingungen für digitale Währungen geschaffen. Für afrikanische Regierungen bietet dies die Möglichkeit, auf moderne Stablecoin-Systeme zu setzen, die weltweit zunehmend akzeptiert werden.
SponsoredDer ADAPT Fahrplan bis 2035
Die Umsetzung ist in mehreren Phasen geplant:
Q1 2025: Start in Kenia
2025-2026: Ausweitung auf Ghana und ein drittes, noch zu bestätigendes Land (wahrscheinlich in Nordafrika)
2027-2035: Kontinentweite Expansion mit dem Ziel, alle 55 AfCFTA-Mitgliedsstaaten zu integrieren
Wirtschaftliche Projektionen
Die prognostizierten Effekte bei vollständiger Umsetzung von ADAPT:
- Verdopplung des innerafrikanischen Handels bis 2035 und über 70 Milliarden US-Dollar an zusätzlichem jährlichem Handelsvolumen
- Jährliche wirtschaftliche Gewinne von 23,6 Milliarden US-Dollar durch schnelleren und günstigeren Handel
- Reduzierung der Grenzabfertigungszeiten von bis zu 14 Tagen auf unter 3 Tage
- Senkung der Gebühren für grenzüberschreitende Zahlungen von 6-9 Prozent auf unter 3 Prozent
Diese Zahlen basieren auf Modellrechnungen und hängen von zahlreichen Faktoren ab, darunter die tatsächliche Akzeptanz durch Regierungen und Unternehmen sowie die technische Skalierbarkeit der Plattfor
Partner der Initiative
Die Initiative wird von mehreren internationalen Organisationen unterstützt. Sir Tony Blair, Gründer und Vorstandsvorsitzender des Tony Blair Institute for Global Change, betont das Engagement seiner Organisation: Mit Teams in über 17 afrikanischen Ländern wolle man praktische Unterstützung leisten und die besten globalen Technologie- und Finanzlösungen einbringen, um sicherzustellen, dass Afrikas digitaler Binnenmarkt in seinen Wurzeln afrikanisch und in seiner Reichweite global sei.
Dominik Schiener von IOTA sieht in dem Projekt einen Weg, die Kryptoindustrie über typische Boom-and-Bust-Zyklen hinaus zu entwickeln: “Wir verankern unsere Industrie mit realen Vermögenswerten, realer Akzeptanz und realem Wert.”
Fazit ADAPT: Eine Initiative mit Potenzial und Herausforderungen
ADAPT ist ein umfassendes Programm zur wirtschaftlichen Integration eines Kontinents. Die Initiative zeigt, wie Blockchain-Technologie, Stablecoins und digitale Identitäten zur Lösung realer wirtschaftlicher Probleme eingesetzt werden können.
Ob das Projekt seine ambitionierten Ziele erreicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab: der politischen Unterstützung durch alle 55 Mitgliedsstaaten, der technischen Skalierbarkeit der Infrastruktur, der Akzeptanz durch Unternehmen und der regulatorischen Entwicklung im Bereich digitaler Währungen. Die Erfolge der Pilotprojekte sind ermutigend, doch die kontinentweite Umsetzung über die nächsten zehn Jahre wird zeigen, inwieweit diese Vision Realität werden kann.