Binance, die größte Krypto-Börse nach Marktkapitalisierung, sieht sich nach dem Crash des Konkurrenten FTX zunehmend mit negativen News konfrontiert.
Anleger ziehen deshalb große Summen von der Börse ab. Changpeng Zhao, der CEO von Binance, weist jedoch die auf Twitter und News-Seiten verbreiteten Vorwürfe zurück. Sind die Ängste der Krypto-Community berechtigt?
Binance CEO reagiert auf News: Krypto-Community bleibt skeptisch
Mehrere Medien und Twitter-Nutzer werfen dem Unternehmen unter anderem Geldwäsche sowie gezielte Desinformation bezüglich seiner Reserven vor. Als allgemeine Antwort zu den derzeitigen Vorwürfen schrieb Changpeng Zhao auf Twitter:
“Ignoriert den FUD (Fear, Doubt, Uncertainty). Entwickelt weiter.”
Krypto-Anleger scheinen trotzdem ihr Vertrauen in die Börse zu verlieren. Wie die Krypto-Analyse-Firma Nansen berichtet, flossen am 13. Dezember Kryptowährungen im Wert von 3 Milliarden US-Dollar von der Börse ab.
Doch was genau werfen die Medien und die Krypto-Community Binance vor? Und sind diese Vorwürfe berechtigt?
Hat die Börse genug Reserven?
Nach dem Kollaps der Krypto-Börse FTX entschieden sich die Konkurrenzunternehmen dazu, Reservenachweise zu veröffentlichen. FTX missbrauchte Kundengelder und tätigte außerdem falsche Angaben bezüglich seiner Aktivitäten. Um die schockierte Krypto-Community zu beruhigen, begannen viele Krypto-Börsen mit unabhängigen Untersuchungen.
Auch Binance führte eine unabhängige Prüfung seiner Reserven durch. Das Ergebnis: Die Einlagen der Kunden sind zu rund 100 % gedeckt. Laut der Prüfung übersteigen Bestände der Krypto-Börse die der Kundengelder sogar etwas. Dennoch wirft der Reservebericht einige weitere Fragen auf.
So kritisierten der Kraken CEO und der ehemalige SEC-Chef Stark die Berichterstattung von Binance. Das Unternehmen habe zwar seine Bestände, nicht aber die Verbindlichkeiten und andere Daten vorgelegt. Des Weiteren fehlen die Bestandsaufnahmen von mehreren kleineren Kryptowährungen sowie die Nachweise über die Emissionen eigener Kryptowährungen BNB, BTC und BUSD.
Zu guter Letzt handelt es sich bei dem Proof of Reserves lediglich um eine Momentaufnahme. Da Mittel kurzfristig geliehen werden können, ist ein tatsächlicher Besitz der angegebenen Reserven durch diese Methode nicht hundertprozentig nachweisbar.
Die Krypto-Community scheint ebenfalls skeptisch bezüglich der Reserven zu sein und wünscht sich eine noch größere Transparenz seitens der Börse. Nach dem FTX Crash stellt diese nun Binance auf die Probe. Eine Antwort auf die Bedenken seitens Binance gibt es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels nicht.
Changpeng Zhao bemerkte jedoch die Abhebungen und begrüßte auf Twitter einen möglichen “Stresstest” für zentralisierte Exchanges:.
Binance bewältigt Schaltersturm problemlos
Wie CZ am 14. Dezember in einem Tweet erklärte, schaffte es der Schaltersturm am Vortag nicht einmal unter die Top 5 aller Anstürme auf Binance. Der Terra Luna-Crash sowie der FTX-Zusammenbruch hätten z.B. mehr Abhebungen als jene am 14. für die Börse zur Folge gehabt.
Um die Anleger zu beschwichtigen und ihnen etwas Nervosität zu nehmen, fügte der Binance CEO hinzu, dass sich die Lage nun stabilisiert habe und zerstreute dadurch die Bedenken der Anleger:
“Die Einlagen kommen wieder.”
Zuvor berichtete sogar Bloomberg über Abhebungen in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar auf Binance. Allerdings könnten sich die Zahlen mittlerweile auf mehr als fünf Milliarden US-Dollar belaufen. Wie dem auch sei, offensichtlich bewältigte Binance den Ansturm ohne größere Anstrengungen, oder wie CZ meinte:
“Business as usual.”
Auch Coinbase-CEO Brian Armstrong nutzte die Gunst der Stunde, um in einem Tweet für sein Unternehmen zu werben:
“Derzeit herrscht viel Angst auf den Märkten. Gerade jetzt sollten Nutzer sich daran erinnern, wie anders Coinbase in Momenten wie diesen ist.”
Dennoch bleibt Binance aufgrund der wesentlich niedrigeren Transaktionsgebühren, der größeren Anzahl von Vermögenspaaren und der breiteren Palette von Verdienstmöglichkeiten der Marktführer.
Viele erwarteten (oder hoffen sogar) auf einen Flash-Crash des Binance-eigenen Vermögenswerts BNB. Dieser überstand den kurzen Ansturm jedoch problemlos und wird heute sogar mit einem Plus von 2,3 % gehandelt.
Reuters wirft Binance Geldwäsche vor
Am Montag, dem 12. Dezember 2022 veröffentlichte das News-Portal Reuters einen Artikel mit schweren Anschuldigungen gegenüber Binance. Reuters behauptet, Binance sei Insidern zufolge in Geldwäsche und die Missachtung von US-Sanktionen involviert.
So soll Binance Kriminellen geholfen haben, mehrere Milliarden US-Dollar zu waschen und iranischen Tradern trotz der aktuellen Sanktionen eine Plattform geboten haben. Bereits seit 2018 läuft in den USA daher ein Verfahren gegen das Unternehmen. Mitglieder der Krypto-Community haben Angst vor einer möglichen Sperrung der Börse in den USA.
Der Binance Coin Kurs (BNB) reagierte mit einem kurzfristigen Kursrückgang und fiel kurz nach der Veröffentlichung des News-Artikels von 283 auf 272 US-Dollar, erholte sich aber zwischenzeitlich wieder etwas.
Bemerkenswerterweise existieren diese Anschuldigungen schon seit Beginn des Verfahrens. Angeblich behinderten Behörden bisher absichtlich weitere Untersuchungen gegen Binance. Während einige Anwälte eine umgehende und aggressive Strafverfolgung fordern, stoppen andere diese aufgrund der noch recht unklaren Beweislage. Des Weiteren warf Reuters der Börse vor, nicht genug gegen Geldwäsche unternommen zu haben.
Der Binance CEO retweetete einen Blogbeitrag, in dem das Unternehmen die Verbreitung von Falschinformationen vorwirft. In dem Beitrag wird zudem der Ausbau und die Kooperation der Abteilung für “Intelligence and Investigation” beschrieben. Die Börse verfünffachte laut eigenen Angaben 2022 den Personalbestand der Abteilung und bearbeitete zudem 47.000 Anträge von Strafverfolgungsbehörden. Hinsichtlich der Kooperation mit Behörden scheint die Börse also tatsächlich guten Willen zu zeigen.
Das Unternehmen stritt zwar die Involvierung in die Verzögerung der Ermittelungen der Strafverfolgungsbehörden ab, ging aber wohl aus strategischen Gründen ansonsten nicht explizit auf die Vorwürfe von Reuters ein. Dem News-Magazin zufolge findet jedoch womöglich eine außergerichtliche Einigung zwischen den US-Behörden und Binance statt.
Sollte sich die Krypto-Börse schuldig bekennen, könne diese mit einer empfindlichen Geldstrafe davon kommen, so Reuters. Das News-Magazin beruft sich dabei auf das Anwaltsteam von Binance. Alternativ kann das Verfahren jedoch auch eingestellt werden oder zu einer Anklage führen. Eine mögliche Sperre des Unternehmens in den USA ist also nach wie vor Spekulation und wohl eher unwahrscheinlich.
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