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Bitcoin Supply Shock: Ist die Angebotsverknappung 2025 realistisch?

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Geschrieben und bearbeitet von
Phil Haunhorst

20 November 2025 12:30 CET
Vertrauenswürdig
  • Bitcoin-Reserven an Börsen fallen auf Zweijahrestief, OTC-Bestände brechen um 75% ein
  • Long-Term Holder verkaufen weiterhin, ETFs haben weniger Markteinfluss als angenommen
  • Dramatischer Supply Shock unwahrscheinlich – realistischer sind 150.000-200.000 USD bis Ende 2025
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Die Krypto-Community diskutiert seit Monaten intensiv über einen möglichen Bitcoin Supply Shock – eine drastische Angebotsverknappung, die den Preis in ungeahnte Höhen treiben könnte. Doch wie realistisch ist dieses Szenario wirklich? Die Meinungen von Experten und Analysten gehen dabei stark auseinander.

Die Theorie hinter dem Supply Shock

Die Grundidee eines Supply Shocks basiert auf dem fundamentalen Prinzip von Angebot und Nachfrage. Bitcoin hat eine feste Obergrenze von 21 Millionen Coins, und bereits etwa 93,3% davon wurden geschürft. Nach dem Halving im April 2024 wurde die tägliche Blockbelohnung von 6,25 auf 3,125 BTC reduziert, was die tägliche Neuemission auf etwa 450 BTC begrenzt.

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Prominente Befürworter wie Max Keiser und Samson Mow argumentieren, dass die Kombination aus reduzierter Neuemission und steigender institutioneller Nachfrage zu einem dramatischen Angebotsengpass führen muss. Besonders die aggressive Akkumulation durch Unternehmen wie MicroStrategy, das mittlerweile über 580.000 BTC hält, scheint diese These zu untermauern.

Sinkende Börsenreserven als Warnsignal?

Die Bitcoin-Reserven an zentralen Börsen sind auf 2,39 Millionen BTC gefallen – ein Zweijahrestief und ein deutlicher Rückgang von über 3,3 Millionen BTC im Jahr 2022. Für viele Analysten ist dies ein bullisches Signal, da weniger verfügbare Coins bedeuten, dass der Markt empfindlicher auf Nachfrageschocks reagieren könnte.

Besonders dramatisch ist der Rückgang bei Over-the-Counter (OTC) Beständen: Von 480.000 Bitcoin Mitte 2024 sind nur noch 120.000 übrig – ein Rückgang um 75 Prozent. Wenn dieser Trend anhält, könnten selbst große institutionelle Käufer Schwierigkeiten haben, signifikante Mengen Bitcoin zu erwerben.

Die Gegenargumente: Warum ein Supply Shock unwahrscheinlich ist

Trotz dieser beeindruckenden Zahlen kommen mehrere detaillierte Analysen zu einem anderen Schluss. Ein Bericht von CEX.IO argumentiert, dass ein Supply Shock in 2025 unwahrscheinlich ist, da die Kombination aus Long-Term-Holder-Aktivität, ETF-Dynamiken und sich entwickelnden Liquiditätstrends auf ein robustes Angebots-Ökosystem hindeutet.

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Long-Term Holder werden zu Verkäufern

Historisch gesehen lösen Halving-Events eine erhebliche Übertragung von Coins von Long-Term Holders zu Short-Term Holders aus, wodurch die Marktliquidität erhöht wird. Allein 2024 fiel die LTH-Angebotsdominanz um 9%, wodurch 1,58 Millionen BTC auf den Markt kamen. Für 2025 wird erwartet, dass schätzungsweise 1,4 Millionen BTC von Long-Term zu Short-Term Holders übertragen werden.

Dieser natürliche Mechanismus der Gewinnmitnahmen wirkt als Gegengewicht zu Bitcoin-Rallyes und dämpft den Aufwärtsdruck. Erfahrene Investoren nutzen historisch Bullenmärkte, um Profite zu realisieren – ein Verhalten, das potenzielle Angebotsengpässe verhindert.

ETFs: Weniger Einfluss als gedacht

Trotz der Tatsache, dass US-Spot-Bitcoin-ETFs 2024 über 1,13 Millionen BTC ansammelten, stammte ein Großteil dieser Akkumulation aus Cash-and-Carry-Trades anstatt aus direkten Direktionalinvestitionen. Diese Arbitrage-Strategien, die auf Derivate wie CME-Futures setzen, balancieren Angebot und Nachfrage, ohne den Spot-Markt direkt unter Druck zu setzen.

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Darüber hinaus machen ETFs derzeit weniger als 4% des gesamten Bitcoin-Handelsvolumens aus, was ihre Fähigkeit, ein systemisches Angebotsungleichgewicht zu verursachen, weiter reduziert.

Verbesserte Marktliquidität für Bitcoin

Die in US-Dollar denominierte Liquidität stieg 2024 um 61%, trotz eines Rückgangs der in BTC denominierten Tiefe. Größere Börsen konsolidieren Marktanteile, und US-Plattformen bauen ihre Dominanz aus, wodurch die Liquiditätslandschaft gut positioniert erscheint, um 2025 mit erhöhter Nachfrage umzugehen.

Die Realität liegt wahrscheinlich in der Mitte

Während die dramatischsten Vorhersagen eines unmittelbar bevorstehenden Supply Shocks übertrieben erscheinen, lässt sich nicht leugnen, dass strukturelle Veränderungen im Bitcoin-Markt stattfinden. Die Kombination aus:

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  • Reduzierten Mining-Belohnungen nach dem Halving
  • Zunehmender institutioneller Adoption
  • Sinkenden Börsenreserven
  • Wachsendem politischen Interesse (wie Trumps Pläne für eine strategische Bitcoin-Reserve)

…schafft zweifellos ein angespannteres Angebots-Nachfrage-Verhältnis als in früheren Zyklen.

Fazit: Evolution statt Revolution

Ein dramatischer, markterschütternder Supply Shock, der Bitcoin über Nacht auf 500.000 oder gar 1 Million US-Dollar katapultiert, erscheint für 2025 unrealistisch. Die natürlichen Marktmechanismen – insbesondere die Gewinnmitnahmen durch Long-Term Holders – wirken als Stabilisatoren.

Dennoch könnte die strukturelle Angebotsverknappung zu einem stetigen Preisdruck nach oben führen. Der Markt ist für gemessenes Wachstum innerhalb des etablierten 4-Jahres-Zyklus-Rahmens positioniert, anstatt für einen Superzyklus. Anleger sollten eher mit einer fortgesetzten Aufwärtsbewegung rechnen – möglicherweise in Richtung 150.000 bis 200.000 US-Dollar bis Ende 2025 – als mit einem plötzlichen explosiven Supply Shock.

Die wahre Frage ist nicht ob, sondern wann: Die Fundamentaldaten deuten darauf hin, dass Bitcoin langfristig knapper wird. Doch die Marktdynamiken sind komplex genug, dass dieser Prozess eher eine Evolution als eine Revolution sein dürfte.

Haftungsausschluss

Gemäß den Richtlinien des Trust Project werden in diesem Artikel Meinungen und Perspektiven von Branchenexperten oder Einzelpersonen vorgestellt. BeInCrypto ist um eine transparente Berichterstattung bemüht, aber die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die von BeInCrypto oder seinen Mitarbeitern wider. Die Leser sollten die Informationen unabhängig überprüfen und einen Fachmann zu Rate ziehen, bevor sie Entscheidungen auf der Grundlage dieses Inhalts treffen.

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