Die Biden-Administration plant, einige momentan illegale Substanzen zu entkriminalisieren. Deswegen hat BeInCrypto recherchiert, wie sich die geplante Gesetzgebung auf die Unternehmungen von Blockchain-Startups auswirken könnte, die sich auf die Cannabis-Industrie spezialisiert haben.
Der voraussichtliche Präsident der Vereinigten Staaten, Joe Biden, hat andere Vorstellungen bezüglich der Entkriminalisierung des Marihuanakonsums als die bisherigen Amtsinhaber. Biden sagte auf seiner Wahlkampftour, dass er unter seiner Regierung die Entkriminalisierung von Marihuana und Löschung aller Einträge von Personen mit früheren strafrechtlichen Verurteilungen wegen Cannabis durchsetzen werde.
Er befürwortet die Legalisierung von medizinischem Cannabis und eine Föderalisierung der Cannabisgesetze. So können die einzelnen Staaten ihre eigene lokale Politik ohne Eingriff seitens der Bundesebene etablieren.
Während seiner Wahlkampagne sagte Biden, dass er für die Legalisierung von medizinischem Cannabis sei:
Ich glaube nicht, dass irgendjemand wegen Drogenkonsums ins Gefängnis gehen sollte. Wir sollten Marihuana entkriminalisieren. Löschen Sie alle rechtlich relevanten Einträge, damit Sie ehrlich sagen können: Wurden Sie jemals wegen irgendetwas verhaftet? Sie können ‘nein’ sagen. Denn wir werden ein Gesetz verabschieden, das besagt, dass es keine Vorgeschichte gibt, die Sie in Bezug auf den Gebrauch von Marihuana preisgeben müssen.
Er sagte außerdem, dass Menschen, die unter Drogensucht leiden, anstatt ins Gefängnis, „in eine verpflichtende Rehabilitation“ gehen sollen.
Anforderungen an Cannabis-Züchter harmonieren mit dem Einsatz der Blockchain
Dank immer größeren Fortschritten und Innovationen mit der Blockchaintechnologie gibt es ein scheinbar unbegrenztes Potential für die Bandbreite an Anwendungsmöglichkeiten.
Es liegt in der Natur der Blockchain-Technologie, Transparenz und Rückverfolgbarkeit zu bieten. Und Hersteller von medizinischem Cannabis können von dieser einzigartigen Stärke der Blockchain profitieren. Dazu gehören u.a. die Erfassung aller relevanten Merkmale und Prozesse, von der Saat bis zum Verkauf. Aber auch Informationen wie z.B. die Herkunft einer Sorte sowie genetische Informationen über die Pflanze. Um es einfacher auszudrücken: Die Blockchain eignet sich perfekt für das Management von Lieferketten.
Darüber hinaus sollen die Gesetze die Verbraucher vor nicht lizenzierten Herstellern und Vertreibern schützen. Diese verleiben sich letztlich Marktanteile ein, indem sie die Integrität des legalisierten Drogenmarktes schwächen, während die staatlichen Aufsichtsbehörden versuchen, sich an die neue Nachfrage nach medizinischem Cannabis zu anzupassen.
Smart Contracts in der Cannabis-Industrie
Die Anwendungsmöglichkeiten der Smart Contracts ist einer der Gründe weshalb die Cannabis-Industrie auf die Anwendung der Blockchain setzt. Die Smart Contracts legen die Verarbeitung und Aufzeichnung von Informationen auf dem öffentlich zugänglichen Ledger fest.
Die Bestandteile, die mit dem automatisierten Smart-Contract-System verbunden sind, sammeln digitale Signaturen, speichern Datum und Uhrzeit, verfolgen den Versand und die Lieferungen, initiieren Zahlungen zwischen den Parteien sowie jede andere in diesem Prozess notwendige Aktion. Es ermöglicht überschaubare und exakte Transaktionen. Die Möglichkeit menschlicher Fehler wird ausgeschlossen. Diese treten meistens bei händischer Schreibarbeit oder anderweitig manuell ausgeführten Arbeiten auf.
Ähnlich wie bei Biotech und anderen traditionellen Arzneimittelunternehmen müssen Cannabis-Züchter strenge Herstellungsrichtlinien für Sicherheit und Qualitätssicherung einhalten. Die Vorteile der Blockchain sind in dieser Branche von größter Bedeutung. Sie ermöglichen den Nachweis der Einhaltung einer sogenannten SOP (= Standard Operating Procedure, auf Deutsch Standardvorgehensweise oder Standartverfahren).
Allerdings gibt es zu berücksichtigende Vorsichtsmaßnahmen. Dazu gehören der kontrollierte Einsatz von Pestiziden, sorgfältig abgemessene Nährstofflösungen, eine Kontrolle der Lagerungbedingungen und ein entsprechendes Hygieneverfahren. Die Maßnahmen müssen überwacht werden, damit die tatsächlichen Rahmenbedingungen mit den Herstellungsrichtlinien übereinstimmen.
Um ein konkretes Beispiel zu veranschaulichen: der Leiter eines Pflanzen- und Gartenbaubetriebs möchte eine Nährlösungsrezeptur oder das Maß für die eingesetzte Pestizid-Menge überprüfen und muss beides dokumentieren. Das ist zwingend notwendig, weil der Prozess des Cannabis-Anbaus sehr schwierig und mühsam ist. Ferner hängt das Ergebnis von einer konsistenten Arbeitsweise und einer sorgfältigen Pflege ab.
Die Blockchain ermöglicht es den Herstellern, die Standardvorgaben live zu validieren. Denn die Technologie richtet es ein, die Pflege der Pflanzen während aller Phasen eines Lebenszyklus zu überwachen. Damit können das Ergebnis und die Echtheit der Pflanze genau nachgeprüft werden.
Marktwachstum, gesündere Wirtschaft und neue Arbeitsplätze für die Menschen
Um in das Thema weiter einzutauchen, sprach BeInCrypto mit Herstellern, die an der Entwicklung einer Cannabis-basierten Blockchain beteiligt sind. Dieses Projekt ermöglicht es Konsumenten, Cannabis-basierte Produkte anonym zu kaufen und zu verkaufen.
Sie erklärten, dass die Blockchain der beste Weg ist, um sicherzustellen, dass Konsumenten genau die Produkte erhalten, die sie wollen. Indem dem Produkt Informationen wie Echtheitszertifikate, Informationen über den Wirkstoffgehalt und andere notwendige Informationen beigefügt werden, kann die Wirtschaft mehr darüber erfahren, was die Menschen konsumieren und warum.
Solche Daten bergen auch einen großen Vorteil für die Hersteller, Händler und Ausgabestellen. Die Blockchain bietet ihnen eine Plattform für ein direktes Feedback der Kunden und hilft ihnen damit die Märkte zu analysieren.
Das von BeInCrypto angesprochene Unternehmen hat die Implementierung der Blockchain noch nicht gestartet. Einfach, weil Blockchain für den Mainstream noch neu ist. Ferner konnten die Unternehmen, die die Technologie eingesetzt haben, bisher noch keine großen Fortschritte erzielen. Nichtsdestotrotz prognostizierten sie, dass es im nächsten Jahr sowohl für das Unternehmen als auch für die Branche insgesamt massive Veränderungen geben wird.
BeInCrypto fragte weiter, auf welche Schwierigkeiten Blockchain-Startups stoßen können, wenn sie andere Medikamente auf ihre Produktliste setzen. Der Mitarbeiter erläuterte, wie sich die Unternehmen an die Veränderungen anpassen und sich an die neue Vorgehensweise gewöhnen müssen. Zu den neuen Herausforderungen gehören absolute Transparenz bezüglich ihrer Produkte, solange diese Produkte legal sind.
Auch sprachen wir darüber, welche Veränderungen auf dem Cannabismarkt ihr Team angesichts der Verabschiedung des Gesetzes zur Entkriminalisierung von Drogen erwartet. Der Mitarbeiter erläuterte, dass sich die Entkriminalisierung positiv auf die Wirtschaft auswirke und deswegen neue Arbeitsplätze für die Menschen entstehen könnten.
Sobald das Gesetz in Kraft tritt, könnten sich neue Chancen für das Unternehmen herauskristallisieren
Darüber hinaus schätzen sie die Transparenzmöglichkeiten und glauben an die digitale Transformation der Branche. Die Transformation beinhaltet unter anderem die Dokumentation der Daten, die Stärkung kleinerer Unternehmen, die Aufklärung der Verbraucher sowie ehrliche und legitime Studien über den Nutzen für die Gesundheit der Verbraucher.
Nach der Etablierung und dem anschließenden Wachstum in der legalisierten Cannabis-Industrie gehen sie davon aus, dass sich die Branche danach verstärkt auf weitere legale Medikamente spezialisieren wird.
Sie gehen von einem substantiellen Wachstum aus. Die Branche müsse allerdings erst eine ehrliche und transparente Umgebung schaffen, um voll aufzublühen. Und während sich die Branche und viele andere Menschen nicht durch die Gefühle anderer in Bezug auf ihre persönlichen Entscheidungen innerhalb einer legalen Grauzone aufhalten lassen, gibt es viele Menschen, die das tun.
Deshalb kann von einem Anstieg des Konsums ausgegangen werden. Und wenn die Nachfrage steigt, wird dies zur Gründung vieler neuer Unternehmen führen. Ihre Aufgabe als Open-Source-Tool-Provider besteht darin, diesen Unternehmen beim Wachstum zu helfen und gleichzeitig den Austausch von Wissen und Bildung zu fördern.
Der Mitarbeiter bemerkte, dass die Unternehmen, die sich zuerst für diesen unvermeidlichen Wandel entscheiden, ein signifikantes Wachstum verzeichnen werden. Wie sie es in anderen Märkten gesehen haben, werden die Aktionäre die Innovationskraft, Transparenz, Hingabe an ihre Kunden und die Tatsache schätzen, dass sie zu den allerersten gehören, die Pionierarbeit für eine gesündere Wirtschaft geleistet haben.
BeInCrypto fragte den Mitarbeiter nach seiner Meinung über die Legalisierung von Drogen in den USA. Legalisiert werden sollen in Oregon z.B. kleine Mengen von Substanzen wie Heroin, Kokain, Methamphetamin oder LSD:
Man muss den Jugendlichen beibringen, ausgewogener und verantwortungsbewusster mit ihrem Geist und Körper umzugehen. Chemikalien sind wie ein Werkzeug. Mit Werkzeugen kann man Schaden anrichten, sie können aber auch nützlich sein. Alles hängt von Aufklärung und Anwendung ab.
Die Situation aus der Perspektive der Regulierungs- und Vollzugsbehörden
BeInCrypto sprach auch mit Braden Perry. Er ist Anwalt für Regulierungs- und Vollzugsfragen. Sein Expertenstatus wurde von dem Digital Currency Council beglaubigt. Perry ist in einer Reihe von Bereichen tätig, die neue und aufkommende Technologien umfassen. Wobei seine Kanzlei auch Mandanten bei legalen Marihuana-Operationen berät.
Gegenwärtig ist Perry maßgeblich an der Unterstützung von Unternehmen bei der Implementierung von Technologie, einschließlich der Blockchaintechnologie, beteiligt. Des Weiteren vertritt er Einzelpersonen oder Unternehmen vor einer Vielzahl von Bundes- und Landesbehörden. Er erklärt:
Ich konzentriere mich nur auf Marihuana und werde mich von anderen Betäubungsmitteln fernhalten, da diese derzeit noch illegal sind.
Perry vertritt eine ähnliche Meinung wie den zuvor befragten Mitarbeiter aus der Cannabis-Branche. Perry meint, dass sich die Entwicklung der Blockchain-Technologie nicht nur auf dem Cannabis-Markt gerade erst am Anfang stehe:
Legale Marihuana-Unternehmen, die das Potenzial sehen und proaktiv bei der Einführung sind, werden wahrscheinlich die Führung in Sachen Innovation übernehmen und der Masse weit voraus sein, wenn die Vorteile ganz ausgeschöpft sind. Es besteht die Möglichkeit für Effizienzsteigerungen in Bezug auf Transparenz und Kostensenkung. Und einige wenige ausgezeichnete Anwendungen sind bereits dabei sich zu etablieren. Wenn sich die Gesetzgebung mit der Technologie weiterentwickelt, werden wahrscheinlich weitere Cannabis-Unternehmen folgen.
Das Inkrafttreten des Gesetzes zur Entkriminalisierung des Drogenhandels wird auf föderaler Eben in fünf Bundesstaaten von entsprechenden Gesetzen gestützt. Perry erläutert zu diesem Trend:
Lieferkettenlösungen und Tracking werden wahrscheinlich die wesentlichen Elemente in der Blockchainbewegung sein. Mit den richtigen Lösungsansätzen wird es möglich sein in, die umständliche Überwachung der Pflanzen vom Feld bis zum Lieferanten wesentlich effizienter und unkomplizierter zu gestalten. Sie werden auch bei der Überprüfung der Sorte und deren Qualität helfen. Auch der Einsatz von privaten Blockchains innerhalb von Organisationen wird die Art und Weise verändern, wie Unternehmen mit der Logistik umgehen.
Die Einführung von Blockchains stellt jedoch eine Herausforderung dar
Unklar ist, wie genau die Regulierungsbehörden auf die Veränderungen in der Politik und auf dem Kryptomarkt reagieren werden. Perry erklärte, dass alle Bundes-Regulierungsbehörden anscheinend etwas zu Blockchain und seinen Problemen zu sagen hätten, aber keine von ihnen habe eine führende Rolle in dieser Angelegenheit übernommen:
Zum Beispiel hat der Internal Revenue Service virtuelle Währung als Eigentum klassifiziert. Und die Commodity Futures Trading Commission hat sie als Wirtschaftsgut bezeichnet. Die Securities and Exchange Commission hat eine Wertpapierstruktur rund um die ICOs eingeführt, und keine Behörde hat virtuelle Währung als tatsächliche Währung eingestuft. Dies alles betrifft die Blockchain zu. Solange die Regulierungsstruktur nicht klar ist, werden viele Unternehmen zögern, die Technologie zur Innovation ihrer Geschäftsprozesse zu nutzen.
Die meisten Cannabis-Unternehmen könnten von einem Aspekt der Blockchain-Technologie profitieren:
Es wird den Cannabis-Produzenten auch ermöglicht, ihre Produktion und Lagerung in Echtzeit zu verwalten. Von der Saatgutbeschaffung über die Ernte bis hin zum Verkauf kann auf einer Blockchain alles aufgezeichnet werden. Das unterstützt die Produzenten und Konsumenten bei der Quantifizierung, Überwachung und Kontrolle des landwirtschaftlichen Prozesses.
In seinen abschließenden Gedanken betonte Perry, dass die Blockchain ein riesiges Potenzial bietet und dass die legale Cannabis-Industrie, die sich um Innovation und eine proaktive Haltung bei der Verwendung von Cannabis bemüht, wahrscheinlich Gewinne einstreichen wird, die den Rahmen der Vorstellungskraft sprengen könnten.
Wenn der gesetzliche Rahmen mit der Innovation voranschreitet, werden die Unternehmen davon profitieren. Die umfassenden Regulierungsmaßnahmen werden die Innovation wahrscheinlich erstmal bremsen und diejenigen frustrieren, die bereit sind, neue Technologien einzuführen.
Die Einnahmen von Cannabis-Projekten gehen durch die Decke
Bisher gab es viele Hürden für Investoren, die in der Cannabis-Branche Gewinne erzielen wollten.
Während der Präsidentschaftswahlen am 3. November verabschiedeten fünf Staaten neue Gesetze zur Legalisierung von Cannabis und legten den Umfang der Entkriminalisierung fest. Zu diesen Staaten gehörten Mississippi, South Dakota, Montana, Arizona und New Jersey.
Das bedeutet, dass die Regierung Biden nicht plant, die Staaten, die ihre Cannabis-Gesetze unabhängig erweitern wollen, zu behindern. Dies kommt zu einem günstigen Zeitpunkt, da die Staaten auf gerade jetzt besonders auf Steuern angewiesen sind.
Als die Wahl zu Ende ging, stiegen die Aktien von Canopy Growth und Tilray um 20 Prozent bzw. 50 Prozent an, während Aurora Cannabis bis zu 128 Prozent in die Höhe schnellte. Und alle drei verzeichneten nach der Wahl zum Zeitpunkt der Pressekonferenz noch immer signifikante Kursanstiege.
Nach Angaben der Palm Beach Research Group haben die Cannabis-Verkäufe und -steuereinnahmen einen noch nie dagewesenen Höchststand erreicht. Zum Beispiel haben die Verkäufe in Kalifornien im Durchschnitt 53 Prozent mehr als im Vorjahr betragen, und Oregon meldete einen 58-prozentigen Anstieg der Verkäufe gegenüber dem Vorjahr. In Colorado sind die Verkäufe kurz davor einen historischen Rekord zu erreichen. Die Einnahmen sind kurz davor die Marke von 2 Milliarden USD zu knacken, was vier Jahre früher als vorhergesagt eintreffen wird.
So unglaublich diese Zahlen auch sind, scheint dies wirklich erst der Anfang zu sein. Ein von den Prohibition Partners veröffentlichter Bericht sagt voraus, dass der weltweite Cannabis-Markt bis 2024 auf 103,9 Milliarden USD anwachsen wird.
Auf Englisch geschrieben von Jesse McGraw, übersetzt von Max Mußner.
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