In Deutschland soll die Identifikation via „Identitäts-Wallet“ in Zukunft leichter sein. Der digitale Ausweis soll Ausweise, Karten, Dokumente, Benutzernamen, biometrische Daten und Passwörter im großen Stil vereinen.
Digitale Identität: Praktisch oder gefährlich?
Die Commerzbank-Gruppe arbeitet im main incubator, einer Forschungs- und Entwicklungseinheit, fleißig an der Entwicklung der „Identitäts-Wallet“. Ziel ist es den Kunden und Unternehmen die Identifikation signifikant zu vereinfachen.
Helge Michael, Experte für Digital Identity beim main incubator, erklärt:
Jeder Europäer hat im Durchschnitt rund 90 digitale Identitäten. Dazu zählen Anmeldedaten bei Banken genauso wie Zugangsdaten zu Social Media-Plattformen, Onlineshops oder Mobilitätsplattformen. Die Anmeldung beginnt dabei meist mit Nutzername und Passwort. Um die Sicherheit zu erhöhen, werden Nutzer dazu aufgefordert, unterschiedliche Nutzernamen und Passwörter zu verwenden.
Es gibt bereits Dienste wie verimi, netID oder Facebook, die die Vereinigung vieler Passwörter und Nutzernamen für die Nutzer ermöglichen. Allerdings könnte der Nutzer hier die Souveränität über seine Daten verlieren:
Aus Nutzersicht scheint dies bequem, führt allerdings dazu, dass der Nutzer die Souveränität über seine Daten verliert und sich langfristig an einen Anbieter bindet, ohne die Möglichkeit zu haben, diesen Service zukünftig zu wechseln. Zudem stellt dieser zentrale Anbieter ein begehrtes Ziel für Hackerangriffe dar.
Lissi: „Let’s initiate self sovereign identity“
Lissi ist der Name des Wallet-Projekts. Hier sollen Kunden in Zukunft ihre digitalen Identitäten direkt auf dem Mobiltelefon verwalten. Gleichzeitig verspricht die App die volle Souveränität der Daten.
Helge Michael erklärt:
Wir haben vor zwei Jahren das erste Mal getestet, inwiefern sich die Distributed-Ledger-Technologie (DLT), bekannt als Blockchain, für die Verwaltung von Identitäten nutzen lässt. Die Vorteile im Vergleich zu bestehenden Anwendungen haben uns dabei selbst überrascht.
An dem Projekt arbeitet die Commerzbank mit 12 Partnern zusammen, darunter die Commerzbank-Töchter CommerzReal, comdirect und Unternehmen wie Authada, Creditreform/Boniversum, Deutsche Bahn/DB Systel, esatus, Hasso-Plattner-Institute, ING Bank, die Bundesdruckerei.
Über die Blockchain sollen die Daten fälschungssicher und unveränderbar gespeichert werden. Zudem sollen Banken die Daten der Nutzer mit einer elektronischen Signatur absichern. Dieser Ansatz wird nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, Finnland, Kanada und einigen weiteren Ländern getestet.
Für die Wirtschaft sollen sich durch die digitale Identität Kostenersparnisse und neue Ertragschancen bieten. Der Prototyp ist mittlerweile fertig entwickelt. Bereits im Jahr 2021 soll es ein Pilotprojekt mit echten Nutzern geben. Ferner unterstützt die Bundesregierung Projekte zur digitalen Identität in Deutschland zunehmend.
Die Umsetzung wird letztendlich entscheiden, wie viel Sicherheit, Flexibilität, Privatsphäre und Transparenz das Ergebnis mit sich bringen wird.
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