DAC-8 kommt: Krypto-Börsen werden zu Steuer-Informanten
Der Deutsche Bundestag hat Anfang November 2025 mit breiter Mehrheit die Umsetzung der EU-Richtlinie DAC-8 beschlossen. CDU/CSU, SPD, Grüne und Linke stimmten dafür, nur die AfD votierte dagegen. Die Richtlinie verpflichtet Krypto-Dienstleister, Nutzerdaten und Transaktionsinformationen an das Bundeszentralamt für Steuern zu melden.
Bis zum 31. Juli 2027 müssen die ersten Meldungen für das Jahr 2026 erfolgen. Wer seiner Meldepflicht nicht nachkommt, riskiert Bußgelder bis zu 50.000 Euro. Die Begründung: Der dezentrale Charakter von Kryptowährungen erschwere die Besteuerung, insbesondere wenn Nutzer ausländische Börsen verwenden.
SponsoredMax Lucks, Bundestagsabgeordneter der Grünen, begrüßte die Umsetzung: “DAC-8 schafft mehr Transparenz in einem Bereich, der zu lange ein digitales Schattenreich war.” Die Überwachung ausländischer Krypto-Börsen war für deutsche Finanzbehörden bisher praktisch unmöglich – das ändert sich ab 2027 fundamental.
47 Milliarden Euro Gewinne – aber 30 Milliarden steuerfrei?
Der eigentliche Konflikt liegt laut Grünen und Linken jedoch woanders: Bei der steuerfreien Haltefrist. Aktuell sind Krypto-Gewinne nach einem Jahr Haltedauer komplett steuerfrei. Diese Regelung resultiert daraus, dass Bitcoin und Co. als private Wirtschaftsgüter wie Gold klassifiziert werden.
Max Lucks von den Grünen zitierte eine Blockpit-Studie, die Prof. Dr. Co-Pierre Georg von der Frankfurt School of Finance in eine Bundestagsanhörung einbrachte: “In Deutschland wurden 2024 rund 47 Milliarden Euro Krypto-Gewinne erzielt – davon waren nur 17 Milliarden Euro steuerpflichtig.” Der Grund: Die Haltefrist-Ausnahme.
Lucks weiter: “Das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Diese Spekulationsfrist war eigentlich für Kunstwerke oder Armbanduhren gedacht. Die Krypto-Lücke kostet uns Milliarden – sie muss beendet werden.” Die Zahlen basieren auf einer Hochrechnung der Steuersoftware Blockpit aus einem Sample und sind mit Vorsicht zu genießen.
Sponsored SponsoredLinke: “Nur 3% zahlen Steuern – was für ein Witz”
Isabelle Vandre, Bundestagsabgeordnete der Linken, verschärfte die Kritik: “Wissen Sie, wie viele der 7 Millionen Krypto-Nutzenden ihrer Steuerpflicht nachkommen? Es sind genau 3 Prozent – was für ein Witz. Momentan zahlen nur die Ehrlichen Steuern.”
Vandre attackierte auch die Entstehungsgeschichte der Haltefrist und behauptete, diese sei ein “absurdes Überbleibsel aus einer Phase, in der der Krypto-Markt angekurbelt werden sollte und dann leidenschaftlich durch Lindner im Namen seiner Krypto-Bros verteidigt wurde.” Diese Darstellung ist jedoch irreführend: Die Haltefrist resultiert aus der Klassifizierung als privates Wirtschaftsgut – eine steuerliche Kategorie, die es seit Jahrzehnten gibt.
Sowohl Grüne als auch Linke reichten Entschließungsanträge zur Abschaffung der Haltefrist ein. Beide Anträge wurden mehrheitlich abgelehnt – vorerst.
Sponsored SponsoredSPD signalisiert grünes Licht für Haltefrist-Abschaffung
Die entscheidende Wendung kam von SPD-Abgeordnetem Jens Behrens. In Richtung Grüne und Linke sagte er: “Ein weiterer Schritt, für den ich mich ebenfalls einsetze, ist die gleiche Besteuerungsgrundlage von Krypto-Werten und traditionellen Finanzinstrumenten, die eine Abschaffung der steuerfreien Haltefrist bedeutet. Das können wir gerne im nächsten Gesetzprozess zusammen angehen.”
Diese Aussage ist politisch hochexplosiv. Die SPD hatte bereits in Koalitionsverhandlungen mit der CDU/CSU die Abschaffung der Haltefrist gefordert – es schaffte den Sprung in den Koalitionsvertrag jedoch nicht. Erst vor wenigen Wochen forderte der SPD-Flügel “Seeheimer Kreis” – zu dem Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil gehört – ebenfalls die Aufhebung der Haltefrist.
Die Position der CDU/CSU bleibt unklar. Die AfD positionierte sich klar für die Beibehaltung der Steuerfreiheit nach einem Jahr. Doch mit SPD, Grünen und Linken gibt es bereits eine parlamentarische Mehrheit, die die Haltefrist kippen könnte.
SponsoredWas bedeutet das für Krypto-Holder in Deutschland?
Sollte die Haltefrist fallen, würden Krypto-Gewinne wie Aktiengewinne mit 25 Prozent Abgeltungssteuer plus Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer besteuert – insgesamt bis zu 28 Prozent. Die steuerfreie Haltestrategie, die viele Bitcoin-Holder seit Jahren verfolgen, wäre Geschichte.
Prof. Dr. Co-Pierre Georg, Leiter des Blockchain-Centers der Frankfurt School of Finance, argumentierte, die Haltefrist sei hilfreich gewesen, als die Industrie jung war, jetzt müsse ein Umdenken stattfinden. Kritiker sehen darin einen Angriff auf Deutschlands Status als kryptofreundliches Land.
Die politische Agenda ist klar: Das Thema steht weit oben auf der Liste. Mit DAC-8 haben die Behörden ab 2027 vollständige Transparenz über Krypto-Transaktionen. Die Abschaffung der Haltefrist wäre der logische nächste Schritt für Politiker, die Milliarden an “entgangenen” Steuereinnahmen wittern.
Für Krypto-Holder in Deutschland wächst der Druck. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann die Haltefrist fällt. Bis zum Sommer 2027 bleibt die aktuelle Regelung zwar in Kraft, doch die politischen Weichen für eine Änderung werden bereits jetzt gestellt.