Drei große Hürden könnten Krypto-Händler:innen im Juni große Schwierigkeiten bereiten: Handelsvolumen, Liquidität und Verkaufsdruck. In der Tat könnten diese Faktoren eine hohe Volatilität auf dem Kryptomarkt bewirken.
Das Krypto-Handelsvolumen sinkt
Die Handelsdynamik und die Erwartungen auf dem Kryptomarkt waren im ersten Quartal dieses Jahres ziemlich hoch. Seit April ist jedoch ein beunruhigender Rückgang des Handelsvolumens an allen großen zentralen Börsen zu beobachten.
Allein im Mai schrumpfte das aggregierte tägliche Handelsvolumen von beeindruckenden 23 Milliarden US-Dollar auf magere neun Milliarden USD. Dieser Abwärtstrend lässt auf ein nachlassendes spekulatives Interesse und eine wachsende Apathie gegenüber dem Kryptomarkt schließen. Analyst Will Clemente meinte:
“Das tägliche Krypto-Handelsvolumen ist jetzt so niedrig wie seit 2020 nicht mehr. Insgesamt befindet sich der Markt in einer Phase der Apathie und der langsam fortschreitenden Kapitulation. Das fehlende spekulative Interesse der Massen wird denjenigen, die an ihrer Überzeugung festhalten, eine Chance bieten.”
Schlüsselt man das gesamte Handelsvolumen nach Börsen auf, so sticht vor allem der Einbruch von Binance ins Auge. Mit einem Marktanteil von nur noch 56 % verzeichnet die Börse einen Rückgang um ganze 15 % gegenüber dem Allzeithoch in der zweiten Hälfte 2022.
Andere Börsen, darunter Huobi, Kraken und Kucoin, profitierten hingegen von diesem Rückgang.
Aufgrund der anhaltenden regulatorischen Unsicherheit in den Vereinigten Staaten dominieren Offshore-Börsen das Krypto-Handelsökosystem. Diese Plattformen machen unglaubliche 86 % des gesamten Handelsvolumens aus. Voraussichtlich wird sich dieser Trend noch weiter verstärken.
Daher kündigte selbst Coinbase, das traditionell als regelkonforme Alternative zu anderen Kryptobörsen gilt, den Launch eines Offshore-Derivateplatzes an: Coinbase International Exchange.
Krypto und die Liquiditätskrise
Das zweite große Problem ist eine mögliche Liquiditätskrise. Diese Sorge wirft aktuell einen großen Schatten auf den Kryptomarkt. Besonders für Bitcoin und Ethereum ist dies von Bedeutung.
Während die USD-Markttiefe einigermaßen stabil geblieben ist, hielt sich die Krypto-Liquidität mit 2 % Markttiefe relativ gering. Dies spiegelt eine zunehmende Gleichgültigkeit potenzieller Teilnehmer:innen gegenüber dem Kryptomarkt wider.
Der anhaltende Liquiditätsrückgang bewegte die Marketmaker Jane Street und Jump Crypto dazu, Pläne zur Reduzierung ihrer Krypto-Aktivitäten in den USA bekanntzugeben. Angeblich seien regulatorische Unsicherheiten dafür ausschlaggebend gewesen. Jane Street ging sogar noch einen Schritt weiter und kündigte an, die Krypto-Aktivitäten weltweit zu reduzieren.
Offensichtlich hat die geringe Liquidität erhebliche Auswirkungen auf den Kryptomarkt. Schließlich handelt es sich dabei um einen entscheidenden Aspekt für jeden Finanzmarkt, auch für Krypto. Sie entscheidet, wie einfach Vermögenswerte auf dem Markt gekauft oder verkauft werden können, ohne den Preis zu beeinflussen.
Ein hohes Liquiditätsniveau begünstigt einen sichereren, wenig volatilen und hocheffizienten Markt. Je enger die Spreads, desto leichter können Teilnehmer in den Markt ein- und aussteigen. Spreads beschreiben die Differenz zwischen Angebotspreis und dem Preis, den ein Käufer zu zahlen bereit ist.
Eine geringe Liquidität bedeutet also weitere Spreads. Dies wiederum führt oft zu unvorhersehbaren Preissprüngen und hindert Marktteilnehmer daran, größere Geschäfte ohne Kursauswirkungen auszuführen. Dieses Phänomen wird auch als Slippage bezeichnet.
Wenn ein Händler also Kryptowährungen in großen Mengen verkaufen möchte, es aber nicht genügend Käufer gibt, muss er zu einem geringeren Preis verkaufen. Dieser Prozess könnte eine Abwärtsspirale in Gang setzen, die zu niedrigeren Preisen führt und möglicherweise einen Abverkauf auslöst.
Steigender Verkaufsdruck
Während die Krypto-Community ein wachsames Auge auf Bitcoins kritisches Niveau von 27.000 USD hatte, wuchsen auch die Sorgen um die Liquidität. Die Bedenken begründen sich primär in den regulatorischen Vorstößen der USA gegen digitale Vermögenswerte.
Antoni Trenchev, geschäftsführender Gesellschafter des Krypto-Kreditgebers Nexo, sprach einen interessanten Punkt an:
“Nachdem das Drama um die Schuldenobergrenze ein Ende gefunden zu haben scheint, liegen Bitcoin im Juni eine Reihe potenzieller ‘Bananenschalen’ im Weg. Sobald der Senat die Gesetzgebung zur Schuldenobergrenze unterstützt, sieht sich der Markt einer Flut von Schatzanweisungs-Emissionen gegenüber. Das wiederum wird wahrscheinlich Liquidität von Risikoanlagen, wie Bitcoin, abziehen.”
Das US-Repräsentantenhaus nahm kürzlich eine Vereinbarung zur Aussetzung der Schuldenobergrenze von 31,5 Billionen USD an. Dies könnte zur Ausgabe von US-Schatzanweisungen im Wert von bis zu einer Billion USD führen, was zusätzlichen Druck auf Bitcoin ausübt. Trenchev meinte:
“Für Bitcoin ist es ganz einfach: Hält er sich über dem gleitenden 200-Wochen-Durchschnitt bei etwa 26.300 USD, bleibt der Aufwärtstrend seit dem Novembertief von 15.500 USD intakt. Sollten wir über 31.000 USD steigen, könnte es richtig interessant werden.”
Maartunn, Community Manager bei CryptoQuant, ist der Meinung, dass der jüngste Verkaufsdruck, ähnlich früheren Abverkäufen, bald den Höhepunkt erreichen und wieder zurückgehen könnte.
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