Einige Forscher sagen, dass über 40% aller Bitcoin-Transaktionen (BTC) im Zusammenhang mit Kriminalität stehen. Der Besitz dieser Dirty Coins könnte dich in ernsthafte Schwierigkeiten bringen. Auch dann, wenn du die Verbrechen nicht begangen hast. Wie kannst du also deine Kryptos in Bezug auf Geldwäsche absichern?
Was sind Dirty Bitcoins?
Eine Coin gilt als „dirty“, wenn sie für illegale Aktivitäten genutzt wurde. Dabei geht es um Krypto-Verbrechen wie beispielsweise:
- Tausch-Hacks oder Wallet-Hacks
- Aber auch klassische Geldwäsche. Die Kriminellen versuchen ihre Gewinne aus den illegalen Aktivitäten zu waschen, indem sie sie in Krypto umwandeln. Spoiler: Das nützt nichts.
- Scam-Projekte
- Darknet-Marktplätze oder versteckte Websites, auf denen Benutzer Drogen, gestohlene Kreditkartendaten und andere illegale Waren für Krypto kaufen und verkaufen.
Dirty Coins kannst du durch Geldwäscheprüfungen identifizieren. Beachte aber, dass hier auch Coins als „dirty“ eingestuft werden, die nicht zwangsläufig mit illegalen Aktivitäten in Verbindung stehen. Manchmal reicht es schon aus, dass Coins von nicht registrierten Börsen oder Mixern stammen.
Welchen Risiken stehen wir gegenüber?
Auch wenn du keine Ahnung hast, dass deine Coins mit einem Verbrechen in Verbindung stehen, musst du möglicherweise die negativen Konsequenzen dessen tragen:
- Du kannst deine Coins nicht zu aktuellen Marktpreisen verkaufen. Seriöse Börsen wandeln verdächtige Coins nicht in Fiatwährungen um. Um schmutzige Token zu verkaufen, musst du also eine Peer-to-Peer-Plattform (P2P) oder kleinere Exchange nutzen. Hier erwarten dich mitunter höhere Provisionen. Allerdings gibt es auch die Möglichkeit „dirty“ Coins mit einem Rabatt von 10% bis 20% zu kaufen.
- Exchanges blockieren dich. Die meisten großen Börsen – und alle regulierten – verwenden spezielle Tracing-Software, um schmutzige Krypto-Coins zu erkennen. Sobald du versuchst, verdächtige Münzen einzuzahlen, sperrt dich die Plattform. Dann musst du erst einmal den Ursprung deiner Coins nachweisen. Dies ist ein echtes Problem, das auf Reddit häufig diskutiert wird:
- Du verlierst deine Kryptos. Wenn du keine zufriedenstellenden Unterlagen als Quelle bereitstellen kannst, lässt dich die Exchange deine Gelder auch nicht mehr transferieren. Verabschiede dich also von deinen Sathoshis!
- Strafverfolgungsbehörden kommen auf den Plan. Die Börsen können alle Beweise für ein Verbrechen der Polizei melden. Und diese werden dann einige Fragen an dich haben. Selbst wenn du nachweisen kannst, dass du kein Verbrechen begannen hast, ziehen die Behörden die Gelder mit großer Sicherheit ein.
- Schwerwiegende rechtliche Probleme. Im schlimmsten Fall stuft dich die Polizei als Komplize oder Täter ein und du musst dich mit der Polizei auseinandersetzen.
Wie erkennt die AML-Software Dirty Bitcoins?
Anonymität und Datenschutz sind die beiden Vorteile von Krypto, über die sich die Leute normalerweise freuen. In der Tat ist Bitcoin in dem Sinne anonym, dass du zur Erstellung einer Wallet deine persönlichen Daten nicht angeben musst.
Bitcoin ist jedoch auch sehr gut nachvollziehbar – jede Bitcoin-Transaktion hinterlässt eine digitale Spur, die es ermöglicht, zu folgen. Privacy coins wie Monero sind hier die Ausnahme.
Vielleicht fragst du dich, ob du deine erhaltenen Münzen mit einer AML-Software selbst scannen kannst. Nein. Du kannst allerdings eine vorläufige Recherche durchführen. Beispielsweise mit dem Blockchain-Explorer wie BTC.com oder Etherscan. Hier siehst du alle Transaktionen und Wallets, die in Bezug auf die Coins existieren.
Natürlich erfährst du hier nichts über die Personen hinter den Wallets. Kriminelle verwenden im Regelfall auch Dutzende oder Hunderte von Dummy-Wallets, um ihre Spuren zu verwischen. Daher benötigst du beträchtliche Rechenleistung und spezielle Algorithmen, um sie aufzuspüren. In der Tat ist Blockchain-Analyse-Software eine boomende Branche!
Neueste Kriminalitätstrends bei Bitcoin
Einige Forscher wie Foley glauben, dass 46% aller Transaktionen mit Bitcoin direkt oder indirekt mit illegalen Aktivitäten verbunden sind. Nach neueren Daten ist die Situation jedoch möglicherweise nicht so schlimm, wie es scheint.
Das Volumen der Krypto-Kriminalität scheint abzunehmen. Laut CypherTrace belief sich der Gesamtwert der Krypto-Verbrechen in den ersten zehn Monaten des Jahres 2020 auf 1,8 Milliarden US-Dollar gegenüber 4,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019. Dies schließt Hacks, Diebstahl und Darknet-Transaktionen ein. Zum Beispiel haben Hacker im September 2020 allein KuCoin 150 Millionen Dollar gestohlen. Ein großer Prozentsatz dieser Mittel ging wahrscheinlich an kleinere unregulierte Börsen, wo sie von ahnungslosen Nutzern gekauft wurden.
Die Aktivitäten auf dem Darknet-Markt nehmen zu. Ein kürzlich veröffentlichter Chainalysis-Bericht legt nahe, dass 2019 Krypto im Wert von fast 790 Millionen US-Dollar zu und von Darknet-Marktplätzen gesendet wurde.
Nur wenige der reichsten Bitcoin-Adressen enthalten mehr als 1% Dirty Coins. Wir haben eine Studie durchgeführt, die auf den Daten von AMLBot basiert, einer offenen Krypto-Tracing-Software. Anstatt Tausende von zufälligen Adressen durchzugehen, haben wir uns die 100 reichsten BTC-Adressen angesehen, einschließlich derjenigen, die zu Börsen gehören.
Interessanterweise hat AMLBot nur sechs der Adressen als BTC-Adressen gekennzeichnet, die aus dem Darknet stammen. 15 Adressen enthielten einige Coins, die aus Mixern oder Scams stammten. Insgesamt belegte die Software 47 von 100 als risikoarm, 52 als mittleres Risiko und nur eine als hohes Risiko.
Diese einzige sehr verdächtige Adresse ist tatsächlich ein Superwal mit Bitcoins im Wert von über 2 Milliarden US-Dollar.
Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass illegale Aktivitäten mit Krypto zwar häufig vorkommen, aber dich nicht um den Schlaf bringen sollten. Vorsicht ist dennoch geboten.
Wie kannst du dich schützen?
Es gibt verschiedene effiziente Möglichkeiten, wie du dich schützen kannst:
Vermeide die Verwendung von Bitcoin Mixern und ähnlichen Diensten. Während sie die Herkunft der Coins verbergen, markiert jede etablierte Verfolgungssoftware solche Transaktionen als von einem Mixer stammend, was für viele Börsen eine Red Flag ist.
Leite alle eingehenden Krypto-Gelder in zwei separate Wallets: „sauber“ und „potenziell riskant“. Die erste sollte Coins enthalten, die von zuverlässigen Geschäftspartnern, regulierten Börsen, Mining-Pools und Diensten stammen, die KYC-Schecks (Know-Your-Customer) haben. Verwende die andere Wallet nur, um Geld an große Handelsplattformen zu senden. Im Gegensatz dazu sollten alle Coins von Fremden, inoffiziellen außerbörslichen Diensten, Glücksspielseiten, kleinen Börsen und anderen in die „potenziell riskant“ Wallet fließen.
Verwende eine offene Krypto-Tracing-Software oder eine Wallet mit AML-Prüfung. Solche Dienstleistungen sind in der Regel Premium und werden entweder pro Monat oder pro Transfer berechnet. Sie setzen fortschrittliche Algorithmen ein, die denen der Polizei ähneln, und können so alle oder fast alle verdächtigen Münzen erkennen.
Die Behörden ergreifen Maßnahmen zur Bekämpfung der Dirty Coins
Mithilfe von Blockchain-Analysten und leistungsstarker Tracking-Software sprengt die Polizei regelmäßig Geldwäscheringe und findet andere Krypto-Kriminelle. Zum Beispiel haben die US-Strafverfolgungsbehörden im Jahr 2019 die damals weltweit größte Website für Kinderpornografie abgeschaltet, indem sie einige BTC-Zahlungen an ihren Gründer zurückverfolgt haben.
Abgesehen von Transaktionsprüfungen verwenden viele Länder immer weiter fortgeschrittene AML- und KYC-Gesetze, die Krypto-Plattformen dazu verpflichten, die Identität ihrer Benutzer zu überprüfen und diese Informationen den Behörden zu melden. Das beste Beispiel ist die Fünfte Geldwäscherichtlinie (5AMLD), die im Januar 2020 in der Europäischen Union in Kraft getreten ist.
Eine Kombination aus Blockchain-Tracing-Software und AML-Gesetzgebung macht die Kryptolandschaft für reguläre Benutzer sicherer. Wenn du nur Top-Börsen und regulierte Dienste verwendest, ist das Risiko, auf Dirty BTC zu stoßen ziemlich gering. Trotzdem ist es keine schlechte Idee, deinen Krypto-Bestand auf Dirty Coins zu überprüfen: Wer weiß, was du dort findest?
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Auf Englisch geschrieben von Slava Demchuk.
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