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“Du kannst Bitcoin nicht aufhalten – das geht nicht”, so Dr. Sven Hildebrandt von der Börse Stuttgart Digital

5 min
Aktualisiert von Toni Lukic
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IN KÜRZE

  • Dr. Sven Hildebrandt ist aus der Krypto- und Blockchainszene nicht mehr wegzudenken.
  • Als Executive Director im Bereich Business Development & Strategische Partnerschaften bei der Börse Stuttgart gilt Sven als absoluter Marktexperte.
  • Darüber hinaus ist er für seine Faszination gegenüer Bitcoin und Distributed Ledger Technologien bekannt - und genau darum geht es im Experteninterview mit BeInCrypto.
  • promo

Dr. Sven Hildebrandt gilt in der Blockchain- und Kryptoszene seit geraumer Zeit als Experte und zeichnet sich durch seine große Leidenschaft für digitale Transformation aus. Seine Faszination für Bitcoin und Distributed Ledger Technologien begleitet Sven auch in seiner Tätigkeit als Executive Director im Bereich Business Development & Strategische Partnerschaften bei der Börse Stuttgart Digital.

Dr. Sven Hildebrandt
Dr. Sven Hildebrandt

Sowohl sein MBA-Abschluss als auch sein Doktortitel in Betriebswirtschaftslehre zeugen von einem umfangreichen Verständnis für Management- und Wirtschaftsprozesse. Deshalb ist er der perfekte Interviewpartner, um einen Ausblick in die Zukunft von Bitcoin (BTC) als weltweit anerkanntes Zahlungsmittel zu wagen:

BeInCrypto: Eine Erhöhung der Adoptionsrate von Krypto oder speziell Bitcoin als Währung erfordert einen gesellschaftlichen Wandel. Bitte erkläre uns den Zusammenhang. Sollten wir nur Krypto, nur BTC oder beides in unseren Alltag integrieren?

Sven Hildebrandt: Ich glaube, die Antwort darauf ist ganz klar: Krypto und Bitcoin. Wenn wir uns dieses ganze Thema anschauen, müssen wir die Begriffe aber differenzieren, beschreiben und dabei auch die richtigen Worte verwenden. Leider herrscht in der Kryptowelt oft Verwirrung, was zu Missverständnissen führen kann. Das fällt insbesondere in Gesprächen mit Personen auf, die sich weniger mit dem Thema auskennen. Ein Problem besteht darin, dass alles, was eine Blockchain oder einen gerichteten Graphen nutzt, als Kryptowährung bezeichnet wird.

Und auch der Währungsbegriff ist wichtig. Denn Bitcoin ist in Deutschland keine Währung. Der Gesetzgeber sagt, was eine Währung ist. In El Salvador hat er Bitcoin sozusagen als solche eingeführt, aber in Deutschland ist das eben nicht der Fall. Wenn Du also von Integration in den Alltag sprichst, würde ich eher BTC für Payments sehen. Wenn Integration auch Trades meint, dann sind da vermutlich auch andere Token mit umfasst.

Okay, wie würdest du BTC und Krypto denn einordnen? Kannst du den Vorsitzenden der US-Aufsichtsbehörde SEC, Gary Gensler, verstehen, wenn er alle Kryptos außer BTC als Wertpapier einordnen will?

Wenn man sich jetzt das ganze Blockchain-Ökosystem anschaut und all die Token, die da herumfliegen, dann verstehe ich an vielen Stellen die Seite von Gary Gensler, der sagt: “Alle Kryptotoken außer BTC sind eigentlich Securities.” Also Wertpapiere. Und ich finde die Argumentation, die er offenlegt, sehr gut nachvollziehbar.

Das bedeutet nicht, dass ich sagen würde, dass es nur Bitcoin gibt und alle anderen Coins schlecht sind. Es gibt durchaus Krypto-Ökosysteme, wo der Token auch einen vernünftigen Mehrwert bringt und es einen nachvollziehbaren Business Case gibt, weshalb es einen eigenen Token als Recheneinheit im Ökosystem gibt

Also würdest du BTC von anderen Coins und Token trennen?

Ja, ich sehe Bitcoin als etwas komplett Eigenständiges, weil es in der Art und Weise, wie es genutzt wird, wer dahinter steht oder eben nicht dahinter steht, mit den ganzen anderen Kryptoprojekten einfach nicht vergleichbar ist. Ich halte extrem viel von Bitcoin, aber ich kann auch anderen Projekten etwas abgewinnen. Nur sind diese Tokens vermutlich wie Unternehmensbeteiligungen zu betrachten. Genau genommen als Frühphaseninvestments – mit allen Chancen, aber auch mit allen dazu gehörenden Risiken. Ich gehe davon aus, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Projekte erfolgreich sein wird.

Was sind die aktuellen Herausforderungen für Bitcoin und welche Entwicklungen sind zu erwarten, um diese Herausforderungen zu bewältigen?

Bitcoin hat immer noch einige Herausforderungen zu bewältigen, bevor es zu einer weit verbreiteten Nutzung kommen kann. Einige der Herausforderungen sind Skalierbarkeit, Geschwindigkeit und Benutzerfreundlichkeit. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, arbeiten Entwickler an verschiedenen Lösungen.

Eine mögliche Lösung für die Skalierbarkeit ist die Lightning-Netzwerk-Technologie. Das Lightning-Netzwerk ist eine Second-Layer-Lösung, die es ermöglicht, eine große Anzahl von Transaktionen mit sehr geringen Gebühren durchzuführen, ohne das Hauptnetzwerk von Bitcoin zu überlasten.

Nun hast du das Lightning-Netzwerk als Layer-2-Lösung angesprochen. Wie stehst du allgemein zu dieser Technologie im Zusammenhang mit Bitcoin?

Um die Geschwindigkeit von Bitcoin-Transaktionen zu verbessern, arbeiten Entwickler an der Optimierung des Bitcoin-Codes und der Netzwerkarchitektur. Ein Beispiel für eine solche Entwicklung ist das Segregated Witness (SegWit) Upgrade, das die Effizienz von Bitcoin-Transaktionen erhöht, indem es die Größe der Daten reduziert, die für jede Transaktion benötigt werden.

Also könnte Bitcoin als elektronisches Geldsystem funktionieren?

Nun, das ist eine komplexe Frage, aber ich denke, dass BTC seinen Zweck als “electronic cash” erfüllen kann. Es gibt viele Argumente dafür, dass Bitcoin aufgrund seiner geringeren Transaktionskosten und der größeren Blockgröße billiger ist als herkömmliche Zahlungssysteme. Außerdem ist Bitcoin dezentralisiert und niemand kann es kontrollieren, was es zu einem sicheren Wertspeicher und Übertragungsmittel macht.

Aber warum wird BTC dann noch nicht flächendeckend im Alltag verwendet?

Technologie greif- und anwendbar zu machen, erfordert allgemein immer Zeit. In Bezug auf die Benutzerfreundlichkeit von Bitcoin arbeiten Entwickler an der Entwicklung von Anwendungen und Diensten, die es einfacher und intuitiver machen, Bitcoin zu verwenden. Einige Beispiele sind Bitcoin-Wallets mit einfach zu bedienenden Oberflächen und Bitcoin-Zahlungsprozessoren für Online-Händler.

Insgesamt gibt es eine Menge Arbeit, die noch erledigt werden muss, bevor Bitcoin zu einem weit verbreiteten Zahlungssystem wird. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass das Bitcoin-Netzwerk noch relativ jung ist und viele der Herausforderungen, denen es derzeit gegenübersteht, im Laufe der Zeit gelöst werden könnten.

Das klingt alles sehr vielversprechend. Du würdest also Bitcoin als Basislayer für Transaktionen nutzen, richtig? Was ist hier der Vorteil der Technologie?

Ich denke, dass sich die Welt irgendwann auf Bitcoin als Basislayer für Transaktionen einigen wird, weil es das einzige System ist, das niemand kontrollieren kann. Im Vergleich dazu kann man andere Zahlungssysteme wie Swift oder sogar Länder wie Russland abschneiden. In der Zukunft könnte Bitcoin als Settlement-Layer zwischen Banken dienen und als Reserve-Wertspeicher genutzt werden.

Sehr interessant! Also sagst du damit auch, dass BTC nicht verboten werden kann?

Nein. Wenn irgendwer morgen auf die Idee kommt, Bitcoin zu verbieten, dann ist das erst einmal so. Aber ich halte die Wahrscheinlichkeit für extrem gering, weil es nicht sein kann, dass man Dinge vollkommen legal erwirbt, die dann hinterher verboten werden. Doch wenn man in die Vergangenheit schaut, dann sieht man, dass Politiker schon alles Mögliche gemacht haben. Erst wurde Goldbesitz verboten, dann das Pegging von Dollar an Gold. Das kommt nichts anderem als Diebstahl gleich – der nur deshalb nicht in einem Krieg geendet ist, weil Amerika halt mehr Militärmacht besaß als Frankreich. Ich glaube, dass Bitcoin – selbst wenn es verboten werden würde, oder vielleicht gerade dann – wie Phönix aus der Asche steigen würde.

Das ist doch ein schönes Schlusswort: BTC und Krypto sind nicht aufzuhalten! Vielen Dank für das Interview und die interessanten Einblicke und deine Meinung zur Entwicklung der bekanntesten und größten Kryptowährung auf dem Markt!

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