Europäische Regulierungsbehörden fordern schärfere und einheitliche Kontrolle von Stablecoins und Krypto-Unternehmen, da die MiCA-Regulierung nun vollständig greift. Sorgen bestehen hinsichtlich Finanzstabilität, Durchsetzungslücken und der Wirkung ausländisch gestützter Stablecoins auf den Euro.
Die jüngsten Aufrufe aus Frankreich, Österreich, Italien und der Bank von Frankreich zeigen einen breiten Konsens: Die EU muss schnell handeln, um regulatorische Lücken zu schließen, während der Markt für Krypto-Assets dynamisch wächst. MiCA bedeutet einen Wendepunkt, doch Expert:innen betonen, dass weitere Schritte nötig sind, um das Finanzsystem der EU nachhaltig zu schützen.
SponsoredMiCA startet – Uneinheitliche Aufsicht weckt Bedenken
Das Markets in Crypto-Assets (MiCA) Regelwerk, seit dem 30. Dezember 2024 in der gesamten Europäischen Union in Kraft, steht weltweit für eines der umfassendsten Gesetze zur Überwachung digitaler Vermögenswerte. Die AMF betont: MiCA setzt neue Standards für Verhaltensregeln, Mindestkapital sowie Offenlegungspflichten, insbesondere für Stablecoins und Krypto-Dienstleister.
Trotzdem kritisieren einige, dass MiCA durch die starke Rolle nationaler Behörden Vollzugsrisiken birgt. Der Gouverneur der Bank von Frankreich, François Villeroy de Galhau, warnte, eine fragmentierte Aufsicht – vor allem bei großen Krypto-Unternehmen und dollar-gestützten Stablecoins – bedrohe Europas finanzielle Souveränität. Das sogenannte Passporting, bei dem Firmen mit Lizenz eines Mitgliedstaates EU-weit agieren, könnte ohne strikte Kontrolle regulatorische Arbitrage fördern.
Stablecoins – Der Wettlauf zur Schließung von Schlupflöchern
Stablecoins stehen derzeit verstärkt im Visier der europäischen Aufsichtsbehörden – und das nicht ohne Grund. Die Europäische Zentralbank (EZB) schätzt, dass das globale Stablecoin-Volumen bis 2028 von 230 Milliarden auf 2 Billionen US-Dollar wachsen könnte. Diese Entwicklung macht eine stringente Kontrolle unerlässlich. In einem Blogbeitrag der EZB heißt es, Stablecoins könnten Innovation in den Zahlungsverkehr bringen, aber auch neue Risiken für Finanzstabilität und bestehende Zahlungssysteme verursachen.
Dabei warnen die Bank von Frankreich und andere EU-Aufsichtsgremien besonders vor sogenannten Multi-Issuance-Stablecoins – etwa solche mit US-Dollar-Deckung – die nach MiCA sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU ausgegeben werden dürften. Sie sprechen sich dafür aus, der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) mehr direkte Kontrollbefugnisse zu geben, um einheitliche Regulierung zu gewährleisten.
Dringlichkeit spiegelt sich auch in gemeinsamen Statements der französischen, österreichischen und italienischen Marktaufsichten wider. Sie fordern „verstärkte und zentralisierte EU-Aufsicht“ für digitale Assets und warnen explizit vor Risiken durch Multi-Issuance-Stablecoins. Ihre Botschaft: MiCA ist erst der Anfang.
Nächste Schritte: Einheitliche Überwachung in Aussicht
Zur Reduzierung der Risiken verlangen ESMA und EU-Kommission, dass Krypto-Dienstleister nicht regelkonforme Stablecoins bis spätestens Ende Q1 2025 aus ihrem Angebot nehmen. Nationale Behörden übernehmen die Umsetzung und setzen neue Qualifikationsstandards für Mitarbeitende in der Kryptokompetenz europaweit durch. Laut den ESMA-Richtlinien vom Juli 2025 müssen Beteiligte nachweislich geschult sein – das erhöht Professionalität und Marktvertrauen.
Parallel arbeiten ESMA und die Europäische Bankenaufsicht (EBA) enger zusammen; vor allem bei großen Stablecoins, die unter Artikel 43 von MiCA besonders überwacht werden. Weitere Reformen könnten ESMA noch mehr Aufsichtsmacht verschaffen, um Fehlentwicklungen wie einst in Malta zu verhindern. Für die Behörden hat koordinierte, lückenlose Durchsetzung in allen EU-Ländern höchste Priorität, um die Finanzstabilität langfristig zu sichern – gerade mit zunehmender Krypto-Verbreitung.