Hast du dich jemals gefragt, ob es eine mathematische Formel gibt, mit der man den ganzen Kryptowährungsmarkt beschreiben kann? Und was wäre, wenn man diese Formeln noch hernehmen könnte, um damit auf lange Sicht hin sein Geld zu vermehren? Wie könnte die Mathematik einem dabei helfen, einen Vorteil auf dem Kryptomarkt zu erlangen?
BeInCrypto hat sich vor kurzem mit dem Krypto-Analysten und YouTuber Benjamin Cowen getroffen. Cowen entwickelt mathematische Tools bzw. erstellt mathematische Analysen. Er wertet (Markt)-Daten systematisch aus und investiert auf der Basis seiner Ergebnisse. Außerdem analysiert er fast ausschließlich Langzeittrends.
Ben kennt Bitcoin seit 2011
BeInCrypto (BIC): Hi Ben! Schön, dass du heute hier bei BeInCrypto bist. Bitte, erzähl uns mehr über deinen Bildungshintergrund.
Benjamin Cowen (BC): Ich habe zuerst meinen Bachelor in Mathematik mit Physik als Nebenfach abgeschlossen. Anschließend habe ich meinen Master und PhD in Nukleartechnik absolviert. In meiner Dissertation habe ich über Molekulardynamik-Simulationen und Transmissionselektronenmikroskopie geschrieben. Während meines Studiums habe ich außerdem unter anderem Python und C++ erlernt und mit MATLAB gearbeitet.
BIC: Warum und wann hast du dich dazu entschieden, auf dem Krypto-Markt aktiv zu werden? Warst du schon auf dem normalen Aktienmarkt tätig?
BC: Als ich damals meinen Bachelor in Mathematik gemacht habe, belegte ich 2011 einen Kurs über Kryptografie. Damals hab ich zum ersten Mal von Bitcoin (BTC) gehört und ich war sofort fasziniert von der Kryptowährung. Zu diesem Zeitpunkt habe ich aber noch nichts investiert, da ich mich mehr auf meinen Abschluss konzentrieren wollte. Im Januar 2021 habe ich meinen Vollzeitjob als Wissenschaftlerin im Bereich „Computational Materials Science gekündigt“.
Die Vision des IntotheCryptoverse-Projektes
BIC: Was ist IntotheCryptoverse? Wann und warum hast du das Projekt damals gestartet?
BC: Mein ursprünglicher Gedanke war es, mein Interesse an der Physik mit meiner Leidenschaft für Kryptowährungen zu vereinen. Finanzmärkte bilden eine Art Investment-Multiversum und jede Asset-Klasse hat seine eigenen, klar unterscheidbaren Eigenschaften. Manchmal mach ich aber auch Videos über das Aktien-Universum.
BIC: Du verwendest ziemlich häufig Metaphern, die einen Bezug zur Mathematik oder Physik haben. Hat dich irgendein wissenschaftliches Fachgebiet wie z.B. die Physik, Kosmologie oder die Quantenmechanik besonders inspiriert?
BC: Ja, die Gebiete haben mich schon immer fasziniert. Ich versuche mit meiner Arbeit, Kryptowährungen für Leute aus dem Bereich MINT attraktiver zu machen. Beispielsweise habe ich vor kurzem ein Video veröffentlicht, in dem ich Bitcoin als „Angle of Attack“ bezeichnet habe. Ich habe während meines Studiums ein Praktikum im NASA Johnson Space Center gemacht, also werden die meisten Raumfahrtingenieure mit diesem Konzept vertraut sein. Mit Titeln wie diesem hoffe ich, die Aufmerksamkeit von Leuten zu gewinnen, die Bitcoin sonst vielleicht abschreiben würden.
BIC: BIC: Dein YouTube-Kanal hat inzwischen schon mehr als 100.000 Abonnenten. Das ist beeindruckend! Warum engagierst du dich so stark für deinen YouTube-Kanal und veröffentlichst jeden Tag ein bis zwei Videos? Was beabsichtigst du damit?
BC: Ich möchte, dass die Leute verstehen, dass es einen Weg gibt, auf dem Markt sehr viel Geld zu verdienen, ohne dabei ein extrem hohes Risiko einzugehen. Über die Jahre hab ich einen Haufen Leute kennengelernt, die sehr viel Geld verloren haben, weil sie genau bei den Peaks eingekauft haben. Oder aber, weil sie aus Angst mit Verlust verkauft haben. Dann wiederholen sie die gleichen Fehler, sobald Bitcoin wieder für Schlagzeilen sorgt.
Mir ist es ein großes Anliegen, dass die Leute verstehen, dass es extrem risikoreich sein kann, wenn man jedem Pump hinterherrennt. Wenn man jedoch einsteigt, wenn die Marktlage entspannt ist, dann hat man nicht nur die Chance, insgesamt einen größeren Gewinn zu erzielen. Man kann auch Kurseinbrüche viel leichter verkraften, da die Preise dann idealerweise trotzdem immer noch weit über dem Einstiegspreis liegen.
Die Theorie der abnehmenden Erträge
BIC: Warum konzentrierst du dich so stark auf längerfristige Kursentwicklungen? Kurzfristige Kursanalysen gibt es auf deinem Kanal fast gar nicht. Was ist der Grund dafür? Swing- oder Daytradest du?
BC: Meine Swing-Trades brauchen teilweise Monate, bis sie abgeschlossen sind. Zumindest die meisten. Zuletzt haben wir beispielsweise im Januar 2020 BTC gegen ETH getauscht, als sich der Langzeit-Trend des ETH/BTC-Paares geändert hatte.
Das ist jetzt das sechste Jahr in Folge, dass das passiert ist. Und fast immer zum selben Zeitpunkt. Kurzfristig betrachtet ähnelt der Kursverlauf mehr einem „Random Walk“ oder einer geometrischen brownschen Bewegung. Kurzfristige Kursbewegungen kann man meistens nicht wirklich vorhersehen.
BIC: Deine Theorie über die immer länger andauernden Marktzyklen, bei denen die Rendite-Raten in jeden Zyklus immer weiter abnehmen, kennen wir bereits. Vor geraumer Zeit hattest du eine interessante Diskussion über das Stock-To-Flow-Model und die Vier-Jahres-Zyklentheorie geführt. Könntest du bitte in wenigen Worten erklären, wieso jemand deinem Ansatz folgen sollte?
BC: Ich halte mich einfach gerne an die wesentlichen liegenden Daten und Fakten, was auch geschehen mag. Ich verstehe die Perspektive, die jedes Modell bietet, und ich denke jedes ist auf seine Art und Weise nützlich. Am Ende des Tages wird aber kein einzelnes Modell das große Ganze abbilden können. Wie viele MINT-Fachleute sagen würden: „Alle Modelle sind falsch, aber einige sind nützlich.“ Zumindest können wir, wenn wir uns an die Daten halten, einige Präzedenzfälle schaffen, um die aktuellen Kursbewegungen besser zu interpretieren.
Zum Beispiel gibt es bis jetzt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Theorie der abnehmende Erträge falsch wäre, wenn man sich den Tiefpunkt des Zyklus bzw. des Halving ansieht. Man kann außerdem sehen, dass der Zyklus 4 derzeit vor dem Zyklus 3 liegt, aber er lag auch einmal vor dem Zyklus 2, konnte aber letztlich nicht mithalten.
Falls der Bitcoin Kurs im Dezember 2021 auf 300.000 USD ansteigt, dann hätte Bitcoin Kurs in diesem Zyklus keine abnehmende Rendite verzeichnet. Laut den Daten ist der Preis also eher unrealistisch, aber ich beschwere mich nicht, wenn er auf das Level ansteigt.
Da dieser Marktzyklus von institutionellem Interesse geprägt ist, sollten wir außerdem nicht davon ausgehen, dass sich alle Institutionen in den nächsten 11 Monaten auf Bitcoin stürzen werden. 2022 sollte das institutionelle Interesse dann nicht mehr vorhanden sein, da viele Leute denken, dass sich Bitcoin dann in einem Bärenmarkt befinden wird.
Bei den jüngsten Kursbewegungen handelt es sich wahrscheinlich nicht nur um institutionelles Geld, sondern auch um Privatanleger, die einsteigen wollen, bevor das institutionelle Geld den Preis noch viel höher treibt.
Ich gehe davon aus, dass der Preis in diesem Marktzyklus wahrscheinlich noch weiter steigen wird. Allerdings wird es noch etwas dauern, bis die institutionellen Anleger ihre Pläne in die Tat umsetzen.
Auch wenn zurzeit die Namen vieler bekannter institutioneller Investoren in den News auftauchen, ist der relative Anteil der Geldmenge, der von ihnen in Kryptowährungen gesteckt wurde, immer noch ein verschwinden geringe im Vergleich zu der Gesamtmenge, die theoretisch in diesen Bereich fließen könnte. Dieser Marktzyklus wird wahrscheinlich noch recht turbulent verlaufen. Wir haben ja bereits erlebt, wie der Einzelhandel auf das anhaltende Interesse der Institutionen reagiert hat.
Und welche Kryptowährungen zu Cowens liebsten digitalen Währungen zählen, erfährst du in Teil II!
Geschrieben von Jakub Dziadkowiec, übersetzt von Maximilian M.
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