Igor Bogdanoff ist nur sechs Tage nach dem Tod seines Zwillingsbruders Grichka im Alter von 72 Jahren verstorben. Die beiden Brüder konnten aufgrund des populären Krypto-Memes, laut dem sie mit einem einzigen Anruf den Weltmarkt manipulieren konnten, Krypto-Geschichte schreiben.
Beide Brüder verstarben aufgrund der Komplikationen im Zusammenhang mit Covid-19 und ahmten sich wie so oft in ihren Leben gegenseitig auch beim Tod nach. Auch wenn die Brüder viele Gemeinsamkeiten hatten, so führten sie doch ein sehr unterschiedliches Privatleben. Grichka Bogdanoff hatte z.B. nie eigene Kinder, während Zwillingsbruder Igor sechs Kinder zeugte.
Bekannt wurden die Zwillingsbrüder als Co-Moderatoren der Fernsehsendung “Temps X”, die von 1979 bis 1987 lief und Elemente aus Wissenschaft und Science-Fiction vereinte. Die Zwillingsbrüder blieben aufgrund ihres unverwechselbaren Aussehens und ihrer häufigen Auftritte in prominenten Fernsehsendungen wie “The Masked Singer” für lange Zeit im Bewusstsein der Öffentlichkeit.
Für Krypto-Fans sind die Bogdanoffs jedoch so etwas wie ein gottgleiche Wesenheiten, die über übermenschliche Fähigkeiten verfügen und die Finanzmärkte mit einem einzigen Telefonanruf steuern können. Das populäre Krypto-Meme “He bought? Dump it”, das Igor Bogdanoff zeigt, wie er ein Mobiltelefon an sein Ohr hält, ging innerhalb von kurzer Zeit viral und ist seitdem Teil der internationalen Krypto-Community.
Über die Zeit wurden den Zwillingsbrüdern immer mehr neue Fähigkeiten zugeschrieben, und die Storys über sie nahmen immer fantastischere Züge an.
Hier eine kleine Auswahl der Fähigkeiten bzw. “Taten” der beiden Brüder:
- Sie brachten die Rothschilds dazu, sich vor ihnen zu verbeugen
- Mit Außerirdischen zu sprechen
- Mediale bzw. Hellseherische Fähigkeiten
- IQs über 9000
- Kontrolle über spezielle Nanobots namens Bogdabots (die sich gerade in deinem Körper befinden)
- Sie besitzen jede genetische Forschungseinrichtung auf der Welt
Die echten Bogdanoffs
Die legendären Zwillinge werden nicht nur innerhalb der Krypto-Community in bester Erinnerung bleiben. Denn die wahre Lebensgeschichte von Igor und Grichka Bogdanoff ist ebenfalls sehr faszinierend. Sie wurden am 29. August 1949 in Saint-Lary, Frankreich, geboren. Sie stammten von mehreren adligen Familien ab, unter anderem von der Familie Kolowrat aus Böhmen in der Tschechischen Republik. Grichka war der jüngere Bruder und kam 40 Minuten nach Igor auf die Welt.
Die beiden wurden von ihrer Großmutter mütterlicherseits, Gräfin Bertha Kolowrat-Krakowská, in ihrem Schloss in Südfrankreich aufgezogen. 1925 löste die Affäre von Gräfin Kolowrat-Krakowská mit Roland Hayes, einem afroamerikanischen Musiker, die Scheidung mit ihrem deutschen Ehemann aus. Sie verlor mehrere Ländereien und Titel sowie das Sorgerecht für ihre vier älteren Kinder.
Aus der Affäre ging auch eine Tochter hervor, Maria Dolores “Maya” Kolowrat – die Mutter der Zwillinge. Maya Kolowrat heiratete dann den russischen Einwanderer Juri Michailowitsch Bogdanoff, der aus einem Adelsgeschlecht stammte und aus politischen Gründen das Land verließ. Im 17. Jahrhundert hatten sich die Bogdanoffs auf Erlass des russischen Zaren Fjodor III. mit dem hohen Titel “Prinz” ausgezeichnet.
Die persönlichen Ereignisse und die turbulente Geschichte des 20. Jahrhunderts in Europa sorgten dafür, dass die Bogdanoffs deutlich ärmer wurden, trotzdem waren bzw. sind sie immer noch eine Familie mit einem beachtlichen, wenn nicht sogar mit einem sehr hohen Vermögen.
Die Brüder hatten in ihren ersten Lebensjahren reichlich Gelegenheit, die vielen Bücher der Schlossbibliothek ihrer Großmutter zu studieren. Außerdem lernten die Zwillinge im Umgang mit den vielen Angestellten und Arbeitern, die dort arbeiteten, Deutsch, Französisch, Russisch und Englisch.
Die Bogdanoff-Äffare
1979 wurden die Brüder mit ihrer Fernsehsendung “Temps X” berühmt. Die Show verband Elemente aus Wissenschaft und Science-Fiction und machte das französische Publikum mit wichtigen US-amerikanischen und britischen Sendungen bekannt. Zu den Sendungen, die “Temps X” liefen, gehörten unter anderem The Twilight Zone, The Prisoner, Star Trek, Battlestar Galactica und Doctor Who.
1999 erhielt Grichka Bogdanoff einen Doktortitel von der Universität Burgund. Im Jahr 2002 promovierte Igor Bogdanoff, ebenfalls an der Universität Burgund. Beide bestanden mit der Note “ehrenhaft” – der niedrigstmöglichen Auszeichnung.
Zwischen 2001 und 2002 veröffentlichten die Brüder eine Reihe von Arbeiten in wissenschaftlichen Journalen, die im Rahmen eines Peer-Review-Verfahrens begutachtet und genehmigt wurden. Im Oktober 2002 wurde die Glaubwürdigkeit dieser Arbeiten von dem Physiker Max Niedermaier infrage gestellt. Er erklärte: “Die Beiträge sind herrlich nichtssagende Kombinationen von Schlagwörtern…, die offensichtlich ernst genommen wurden.”
Niedermaier zog seine anfängliche Aussage später zurück, aber die Kontroverse nahm zu, als die weitere Prüfung der Arbeiten der Zwillinge eine neue Welle von Anschuldigungen und Kritiken mit sich brachte. Das angebliche Versagen des Peer-Review-Verfahrens wurde als “Bogdanoff-Affäre” bekannt.
Ruht in Frieden, süße Prinzen
In den nachfolgenden Jahren sorgte das Erscheinungsbild der Bogdanoffs immer wieder für Gesprächsstoff in den Medien. Bei einem Auftritt der Zwillinge bei den Cannes Film Festival im Jahr 2010 wurden die steigenden Wangenknochen und das verlängerte Kinn der beiden Zwillinge zum Thema. Trotz ihres scheinbar völlig veränderten Aussehens bestritten Igor und Grichka, jemals eine Schönheitsoperation gehabt zu haben.
Am 15. Dezember 2021 wurden Igor und Grichka Bogdanoff in ein Pariser Krankenhaus eingeliefert, als sie gesundheitliche Probleme aufgrund von Covid-19 hatten. Grichka Bogdanoff starb am 28. Dezember 2021. Igor folgte seinem Bruder am 3. Januar in den Tod.
Mit dem Tod der Bogdanoff-Zwillinge sind zwei Männer von uns gegangen, die sowohl vielschichtig als auch eigenwillig waren. Igor und Grichka wurden in eine Familie hineingeboren, die von politischen und persönlichen Kontroversen heimgesucht wurde, und feierten dennoch große Erfolge, um dann später in Kontroversen verwickelt zu werden, die sie selbst verursacht hatten.
Es liegt vielleicht eine gewisse Ironie in der Tatsache, dass das Internet Igor und Grichka mit dem “Gute Nacht, süßer Prinz”-Meme verabschiedet und ihnen den Titel verleiht, den ihre Familie vor so langer Zeit innehatte und verlor. Das Meme zeigt uns jedoch auch, dass sich in der verrückten Welt der Kryptokultur auch viel Wahrheit und Liebe finden lässt.
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