Stablecoins gelten seit Jahren als das Versprechen eines neuen Geldsystems. Ein Stablecoin vereint die Stabilität traditioneller Währungen mit der Effizienz moderner Blockchain-Technologie und soll den globalen Zahlungsverkehr revolutionieren.
Ein aktueller Bericht von Ripple und Global Digital Finance warnt jedoch vor einer Entwicklung, die dieses Ziel gefährden könnte. Ohne gemeinsame Standards droht eine Welt, in der Stablecoins zu voneinander isolierten nationalen Systemen werden und ihre globale Austauschbarkeit verlieren.
SponsoredDas Kernproblem: Der Stablecoin-Balkanisierungseffekt
Die größte Herausforderung ist die zunehmende regulatorische Fragmentierung. Ein in den Vereinigten Staaten ausgegebener Dollar-Stablecoin wird heute nicht automatisch in Europa oder Japan als gleichwertig akzeptiert.
Dadurch entstehen viele einzelne Stablecoin-Systeme mit jeweils eigenen rechtlichen Regeln, Compliance-Anforderungen und Integrationsmechanismen.
Anstatt internationale Zahlungen zu vereinfachen, droht die Technologie, dieselben Probleme zu wiederholen, die bereits im traditionellen Bankensystem existieren. Ripple warnt, dass das ursprüngliche Ziel des globalen, grenzenlosen Geldes dadurch verloren gehen könnte.
Ripples Blueprint: Fünf zentrale Forderungen für echte globale Fungibilität
Ripple und Global Digital Finance haben in einem gemeinsamen Bericht fünf wesentliche Punkte formuliert, um eine funktionierende und interoperable Stablecoin-Infrastruktur zu schaffen:
- Praxisorientierte Anwendungsfälle
Stablecoins werden längst in realen Szenarien eingesetzt, etwa bei B2B-Zahlungen, digitalen Gehältern oder im Handel mit tokenisierten Vermögenswerten. Die Praxis ist der Regulierung voraus. - Interoperabilität als Grundprinzip
Um nicht erneut fragmentierte Finanzsysteme zu schaffen, muss Interoperabilität zwischen Netzwerken, Emittenten und Rechtsräumen von Beginn an Teil des Designs sein. - Harmonisierung der Regulierung
Unterschiedliche Regelwerke sind derzeit das größte Hindernis, aber auch die größte Chance für internationale Zusammenarbeit und einheitliche Standards. - Stabilität und Vertrauen
Stablecoins sollten keine spekulativen Vermögenswerte sein, sondern zuverlässige und vorhersehbare Zahlungsmittel. Nur so können sie in bestehende Finanzsysteme integriert werden. - Einheitliche Standards und Definitionen
Fehlende rechtliche und technische Klassifikationen führen zu Reibungsverlusten. Gemeinsame Rahmenwerke sind die Grundlage eines wirklich globalen Systems.
Basel Committee SCO60: Wenn Regeln Innovation behindern
Ein zentrales Beispiel für regulatorische Herausforderungen ist der Standard SCO60 des Basel Committee on Banking Supervision. Dieser legt fest, welche Kapitalanforderungen Banken gegen ihre Krypto-Assets halten müssen.
Eine Koalition internationaler Finanzverbände hat in einem offenen Brief vor den Folgen gewarnt. Zu strenge Anforderungen könnten Banken davon abhalten, mit regulierten Stablecoins zu arbeiten. Statt Stabilität zu schaffen, würde die Regulierung damit Innovation in den unregulierten Bereich drängen.
Die Verbände fordern eine klare Unterscheidung zwischen regulierten und nicht regulierten Stablecoins, da beide völlig unterschiedliche Risikoprofile besitzen. Ein Stablecoin wie Ripples RLUSD, der regelmäßig geprüft und von einem etablierten Emittenten ausgegeben wird, ist nicht mit anonymen Offshore-Token vergleichbar. Ein pauschaler Ansatz wäre daher kontraproduktiv.
Sponsored SponsoredInteroperabilität der Stabelcoins als fehlendes Puzzleteil
Wenn regulatorische Harmonisierung die strategische Basis ist, bildet Interoperabilität das technische Gegenstück.
Ohne sie kann ein Stablecoin aus den USA nicht problemlos mit einem Stablecoin aus der Europäischen Union oder Asien interagieren.
Mit gemeinsamen technischen Standards wird wahre Fungibilität möglich: Ein digitaler Dollar kann überall als gleichwertig gelten, unabhängig davon, wo er ausgegeben wurde.
Ripple betont, dass sich die Lösung an der Funktionsweise des Internets orientieren sollte. Auch dort funktioniert die Kommunikation, weil Netzwerke auf gemeinsame Protokolle wie TCP/IP setzen.
Für Stablecoins braucht es vergleichbare Finanzstandards – standardisierte Kommunikationsprotokolle, interoperable Ledger und sichere Brücken zwischen Blockchain-Ökosystemen.
SponsoredRipple Beispiel aus der Praxis: SBI und RLUSD in Japan
Ripple setzt seine Vision bereits um. Gemeinsam mit SBI Holdings wird der RLUSD-Stablecoin in Japan eingeführt.
Dieses Projekt zeigt, wie ein regulierter Stablecoin aus den Vereinigten Staaten auch in einem stark regulierten Markt wie Japan operieren kann.
Der RLUSD wird in den USA unter strenger Aufsicht ausgegeben, bleibt jedoch weltweit einheitlich fungibel.
Jedes Land kann eigene regulatorische Anforderungen hinzufügen, ohne dass der zugrunde liegende Vermögenswert seine Gleichwertigkeit verliert.
Japans Beispiel gilt als Beweis, dass ein internationaler Stablecoin unter klaren Regeln funktionieren kann und nicht durch lokale Fragmentierung ausgebremst werden muss.
Fazit: Das Zeitfenster für Interoperabilität schließt sich
Stablecoins stehen an einem entscheidenden Wendepunkt.
Die Zukunft globaler digitaler Zahlungen hängt davon ab, ob Regulierungsbehörden und Emittenten schnell genug handeln, um gemeinsame Standards zu schaffen.
Ripple zeigt mit RLUSD und Partnerschaften wie SBI, dass ein interoperabler, regulierter Stablecoin bereits heute möglich ist.
Wenn sich jedoch nationale Silos weiter verfestigen, könnte die Chance auf ein wirklich globales System in den nächsten ein bis zwei Jahren verloren gehen.