Bei der Übertragung von klassischen Begriffen der Finanzwelt auf Blockchain-Netzwerke werden häufig falsche Analogien gezogen. So wird in Proof of Stake Netzwerken fäschlicherweise häufig von einer Verzinsung oder einer jährlichen Rendite gesprochen. Dies liegt darin begründet, dass in den meisten PoS-Netzwerken Guthaben, welche durch Staking für die Sicherung des Netzwerkes eingesetzt werden, mit einer festen Rate steigen. Dies lässt jedoch außer Acht, dass hierdurch Tokens neu erzeugt werden und in den Umlauf geraten, wodurch es zu inflationären Effekten kommt, sollte die Marktkapitalisierung des Netzwerks nicht mit mindestens der selben Rate ansteigen, wie die Umlaufmenge der Tokens.
In historischem Kontext können PoS-Tokens ähnlich wie Schwundgeld betrachtet werden. Diese experimentellen Währungen, sehen eine schrittweise Entwertung von Geldeinheiten über die Zeit hinweg vor. Da Banknoten stetig abgewertet werden, so Befürworter von Schwundgeldwährungen, besteht ein hoher Anreiz Geld nicht zu horten, sondern in Umlauf zu halten. In der Tat konnte während den Jahren der Weltwirtschaftskrise durch zeitlich und regional begrenzte Experimente mit Schwundgeld ein hohes Wirtschaftswachstum erzielt werden.
Die derzeitige expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank seit der Finanzkrise in 2007, insbesondere Negativzinsen, stellen eine moderne Form des Schwundgeldes dar. Während eine hohe Umlaufrate des Geldes kurzfristig zu Wirtschaftswachstum führt, enstehen auf lange Sicht Probleme, da es zu Fehlallokationen, zum Beispiel in wirtschaftlich nicht mehr tragfähigen Zombiefirmen kommt. Verliert eine Währung ihre Wertaufbewahrungsfunktion, so führt dies unausweichlich zu einer Währungskrise.
In diesem Licht betrachtet erfüllen PoS-Tokens zwei Funktionen. Einerseits führt die durch Neuerzeugung von Tokens stammende Schwundrate zu einem hohen Geldumlauf, andererseits kann der Wert von Guthaben durch Staking-Prämien erhalten und sogar gesteigert werden, da die Rate mit der Staking-Prämien gleich der Schwundrate ist. Hierbei muss beachtet werden, dass nicht alle Tokens eines Netzwerkes in das Staking einfließen, da ein Teil der Tokens als Bezahlung für Dienste des Netzwerkes dienen, oder für kurzfristige Spekulationen auf den Tokenpreis gehandelt werden.
Genau genommen steigt der Netzwerkanteil von Nutzern, die ihre Tokens staken, zu Laster derjenigen Nutzer, die dies nicht tun. Der Netzwerkanteil eines Nutzers ist hierbei die Anzahl seiner Tokens im Verhältnis zur Gesamtzahl an Tokens im Umlauf. Dies hat zur Folge dass Staker den Gesamtwert ihres Guthabens tatsächlich vermehren, vorausgesetzt dass die Marktkapitalisierung des Netzwerkes nicht fällt.
Die Rate dieses Wertzuwachses sollte jedoch nicht mit einer Verzinsung oder passivem Einkommen verwechselt werden, denn sie hängt von der Schwundrate der Tokens, dem Verhältnis von Tokens mit und ohne Staking und der Entwicklung der Marktkapitalisierung ab. Unter der Annahme, dass sich die Marktkapitalisierung nicht ändert gilt, dass der Wertzuwachs umso höher ausfällt, je höher die Schwundrate und je niedriger der prozentuale Anteil an Tokens ist, die insgesamt in das Staking des Netzwerkes eingehen.
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Tobias W. Kaiser
Tobias verfügt über einen Bachelorabschluss in angewandter Informatik, sowie einen Masterabschluss in Kognitionswissenschaft mit Fokus auf kognitiver Psychologie und künstlicher Intelligenz. Während seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gent nahm er an einem Forschungsprojekt in Verbindung mit einem großen französischen Telekommunikationsanbieter teil. Hierbei erforschte er die Anwendung von Spieltheorie auf den gemeinschaftlichen Ausbau von...
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