Eine der berühmtesten Kryptowährungs-Pilgerstätten der Welt hat offenbar zum letzten Mal ihre Türen für Besucher geöffnet. Social-Media-Berichten und Google Maps zufolge ist Room 77 vorerst geschlossen.
Room 77 eine ansonsten unscheinbare Bar in Berlin. Die Krypto-Community schätzte das Lokal sehr, nachdem im Jahr 2011 das Lokal als erstes Lokal der Welt Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptiert hatte.
Room 77, das Jörg Platzer gehörte, hatte im Laufe der Jahre eine Kult-Gefolgschaft aufgebaut. In einem Beitrag auf seinem Twitter-Account eröffnete der Chefökonom von Cypherpunk Holdings, Jon Matonis, die Nachricht. Eine Google-Suche bestätigt, dass das Lokal tatsächlich dauerhaft geschlossen wurde.
The news was confirmed by proprietor Joerg Platzer. He announced yesterday to staff and a reddit post will be made soon.
— Jon Matonis (@jonmatonis) October 18, 2020
„Warmes Bier, kalte Frauen und langsam serviertes Fast Food“
Unter dem oben genannten Motto und unter dem Markennamen „Das Restaurant am Ende des Kapitalismus“ verwandelte Platzer ein gewöhnliches Berliner Café in eines der bekanntesten Krypto-Wahrzeichen Europas. Das in Berlin ansässige Crypto-Mining-Startup Cyberian Mine beschrieb Room 77 in seinem Blog als einen Ort mit „einer zurückhaltenden, aber unverkennbaren Cyberpunk-Atmosphäre“.
End of an Era: Room 77 in Berlin Closes Doors Permanently!
Blame it on Covid or blame it on gentrification. Either way, this Kreuzberg landmark has served as a Bitcoin watering hole for over 10 years, with thousands making the obligatory pilgrimage. Thx for the memories, Joerg! pic.twitter.com/Jf1RTMbVPh
— Jon Matonis (@jonmatonis) October 18, 2020
Wie viele andere Einrichtungen im Kryptoraum wählte Cyberian Mine nach der erfolgreichen Finanzierungsrunde 2018 Room 77 als Veranstaltungsort für seine Feier. Im Gegensatz zu anderen Einrichtungen, die Krypto akzeptierten, bot die Bar im Berliner Stadtteil Kreuzberg ein ausgesprochen unspektakuläres visuelles und kulinarisches Erlebnis.
Was ihm an Pizzen fehlte, scheint er jedoch mit einem bloßen First-Mover-Vorteil wieder wettgemacht zu haben. Mehrere tausend Mitglieder der Krypto-Community aus der ganzen Welt pilgerten zu Room 77. Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, in Room 77 vorbeizuschauen, um einfach an dem 2011 erfundenen Bitcoin-Zahlungsritual teilzunehmen.
Mission accomplished: burger and beer purchased with bitcoin at Room 77 in Berlin. pic.twitter.com/WGdAGYyC
— Arto Bendiken (@bendiken) November 9, 2012
Die Gemeinschaft von Room 77
Room 77 war nicht nur eine Krypto-Touristenattraktion, sondern diente auch als Treffpunkt für Menschen mit ähnlichen Überzeugungen, wie dem Wachstum der Krypto-Sphäre und der Rücknahme der Zensur. Gründer Platzer wurde 2014 auch Autor von „Bitcoin – kurz & gut“, dem ersten Buch über Bitcoin, das in deutscher Sprache verfasst wurde.
Er war auch der erste, der eine Lightning Network-Transaktion mit einem physischen Gut durchführte. Im Jahr 2017 wickelte Room 77 via Lightning den Verkauf von Bier ab.
What a beautiful statement:
“The idea of bitcoin existed before bitcoin itself. So when it was finally created, I knew this was it. It did what the others before it did not.”
Joerg, founder of Room 77, Berlin
— Max Hunt
(@DeHuntisOn) December 27, 2019
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels war unklar, welche Zukunftspläne Platzer nach der Schließung von Room 77 verfolgt.
Auf Englisch geschrieben von David Hundeyin, übersetzt von Alexandra Kons.