Der Lending-Dienst Celsius leitet die als Reorganisation bezeichnete Insolvenz bei der zuständigen Behörde in New Jersey ein.
Nach dem ewigen Zittern besteht nun endlich Gewissheit: Der Lending-Dienst Celsius ist insolvent. Am 13.07. um 20 Uhr Ortszeit hat das Unternehmen eine Umstrukturierung eingeleitet, welche allen Stakeholdern zugutekommen soll.
Celsius soll zusammen mit einigen Tochterunternehmen freiwillig das Verfahren nach Chapter 11 (Kapitel 11) des amerikanischen Insolvenzrechts eingeleitet haben. Dass Celsius noch 167 Millionen Cash-Reserven besitzt, kommt dem Unternehmen nun zugute.
Das Unternehmen machte Schlagzeilen als es seinen Usern ankündigte, keine Abhebungen, Tauschgeschäfte und Transfers mehr durchführen zu können. Damals glaubten viele in der Branche vor allem, dass Celsius mit Liquiditätsproblemen kämpft. Wie sich jetzt herausstellt, ist die Sache noch viel komplizierter.
“Nachdem wir bereits vor einem Monat sämtliche Transaktionen gestoppt haben, ist dies der nächste logische Schritt. Dadurch können wir das Unternehmen stabilisieren und unsere Kunden schützen. Ohne Abhebungs-Stopp hätten die Schnellsten alles abziehen können und andere hätten ins Leere gegriffen”.
So einige Mitglieder des Celsius-Vorstandes.
Auch CEO Alex Mashinsky sieht darin “die richtige Entscheidung für die Community und das Unternehmen.” Seiner Meinung nach, ist das Team stark genug, um mit diesem Druck umzugehen.
“In Zukunft werden wir stolz auf diesen wichtigen Moment zurückblicken, in welchem wir mit Selbstvertrauen und im Sinne der Community gehandelt haben”, so Mashinsky.
Derselbe Mashinsky, welcher mit seiner Community fast einen Monat lang nicht kommunizierte. Nun wissen wir ja aus welchem Grund.
Chapter 11 Reorganistion – Was bedeutet dies für Celsius?
Das Reorganisationverfahren nach Kapitel 11 des amerikanischen Insolvenzrechts ermöglicht eine grundlegende Umstrukturierung. Ziel dieses Verfahrens ist eine Plan vorzulegen, welcher alle Involvierten zufrieden stellen soll – und das bei laufendem Geschäft.
Zunächst muss das Unternehmen einen Plan zur Umstrukturierung mit dem dafür zuständigen US-Treuhänder aufzusetzen. Kunden und Geldgeber können sich bei Kritik zu diesem Plan an das zuständige US-Insolvenzgericht wenden – dieses muss den Plan schlussendlich absegnen.
Celsius Betrieb wird in den kommenden Tagen ganz “normal” weitergehen. Obwohl Mitarbeiter-Gehälter weiterbezahlt werden, können Kunde nach derzeitigem Stand keine Abhebungen tätigen. Dafür ist die Umstrukturierung vorgesehen.
Kann diese Umstrukturierung gelingen?
Cash-Reserven von 167 Millionen US-Dollar mögen zwar nach viel Geld klingen, sind in Anbetracht der Probleme wohl aber eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. Eine Kreditsumme von ca. 200 Millionen US-Dollar konnte Celsius an das DeFi-Protokoll MakerDAO zurückzahlen, jedoch bleiben noch andere Kredite offen.
Zudem berichteten wir bereits, dass angeblich über 1,5 Milliarden US-Dollar an Kundengeldern noch im Unternehmen sind. Die Insolvenz-Dokumente deuten insgesamt auf über 100.000 Geldgeber hin. Ein Twitter-User dazu scherzhaft:
Unter diesen Geldgebern soll sich auch FTX CEO Sam Bankman-Fried befinden. Über die Firma Alameda Research steht Bankman-Fried mit ca. 12 Millionen US-Dollar Kredit in den Büchern. Damit ist der FTX CEO nicht einmal Spitzenreiter: Diese Position bekleidet nämlich ein Fonds aus den Cayman Islands mit 81 Millionen US-Dollar.
Der Untergang schmerzt die gesamte Kryptoindustrie, bedenken wir, dass Celsius als größter zentraler Anbieter im Space galt. Die Summen sind atemberaubend: Mehr als 8 Milliarden an Krediten, fast 12 Milliarden US-Dollar an Assets (Mai) und 1,7 Millionen Kunden im Juni. Unglaublich.
Zuletzt bleibt lediglich die Hoffnung: Hoffentlich geschieht so etwas nie wieder.
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