Länger nichts von Celsius gehört? Das liegt wohl daran, dass das von Liquiditätsproblem gebeutelte Network seit einem Monat nicht mit seinen Kunden kommuniziert. Nun erhebt eine Analysefirma schwerwiegende Vorwürfe.
Das Krypto-Network Celsius hat es wohl nicht allzu eilig, wenn es darum geht, seine Kunden auf dem Laufenden zu halten. Das letzte wirkliche Update gab es am 13. Juni, seither geben die Blogeinträge nicht mehr her, als schon bekannt ist: Auszahlungen, Tauschgeschäfte und Transfers sind nicht möglich.
Doch wie kam es eigentlich zu der Tragödie?
Seit vergangener Woche ist nicht mehr bekannt, als das Celsius Teile der Kreditsumme bei Aave, MakerDAO und Compound zurückzahlen konnte. Bei MakerDAO soll es sich um über 200 Millionen US-Dollar handeln, womit der Liquidationspreis der Bitcoin auf eine verschwindend geringe Summe gedrückt wurde.
Eine Analysefirma will den Verlauf der Tragödie darstellen:
Die Firma Arkham veröffentlichte einen Report, in welchem sie den genauen Vorgang aufzeigen. Dazu verwenden sie laut Post off-chain und on-chain Daten, um einen Überblick aller Handlungen darzustellen. Dabei erhebt sie schwere Vorwürfe – auch gegen CEO Alex Mashinsky.
Schritt 1 – Geld von jemand anderem verwalten lassen
Erste Fehlentscheidungen traf das Celsius-Management angeblich bereits im Jahr 2020 als der pseudonyme Asset-Manager 0xB1 eingestellt wurde. Dieser hatte sich zuvor in der Krypto-Community einen Namen aufgebaut – zu einem Zeitpunkt war dieser der drittgrößte DeFi-Nutzer, nach Justin Sun und Alameda Research.
Nach und nach vertraute auch Celsius 0xB1 mit Trades, von August 2020 bis April 2021 soll es sich um Transaktionen in Millionenhöhe gehandelt haben. Bereits im Dezember 2020 verwaltete 0xB1 somit rund 365 Millionen US-Dollar von Celsius. Arkham zog Walletauswertungen des Traders und eine externe Bilanzprüfung bei Celsius heran, um zu dem Ergebnis zu kommen.
Ab diesem Zeitpunkt begannen dann die Probleme: Die Assets, mit welchen der User getradet hatte, wurden durch Aave und Compound teilweise liquidiert, der Return fiel sehr schlecht aus. Schließlich konnte 0xB1 die Summe von 1,13 Milliarden bei einer Einlage von 534 Millionen US-Dollar zurücktransferieren. Hört sich nach Gewinn an?
Dies mag anfangs den Anschein haben, aber: Gleichzeitig stieg nämlich der Wert der ihm überlassenen Kryptowährungen Bitcoin, Ethereum, etc. um mehrere hundert Prozent an. Ein Verlust von rund 350 Millionen US-Dollar stand am Ende des Tages zu buche unter Vergleich der ihm übergebenen Kryptowährungen.
Bei dem Nutzer handelt es sich laut Arkham um den KeyFi CEO Jason Stone. Dieser hat mittlerweile Klage gegen Celsius erhoben, weil er dem Unternehmen Marktmanipulation vorwirft. Laut eigenen Aussagen (Twitter) war 0xb1 nicht die einzige Adresse, welche KeyFi für Celsius verwaltet hat.
Celsius – Es hinkt an allen Ecken und Enden
Das Network soll über 1 Milliarde US-Dollar in DeFi Protokollen halten – einige unter Beobachtung der breiten Masse. Zunächst führt Arkham die gehebelten Positionen des Lending-Riesen an.
Wegen der schlechten Marktsituation sei Celsius dazu gezwungen worden, über 750 Millionen US-Dollar an zusätzlichen Sicherheiten zu hinterlegen – zulasten der Konsumenten. Denn das Geld steht zurzeit nicht für Auszahlungen zur Verfügung.
Es kommt noch viel bunter: Nicht nur 750 Millionen US-Dollar sollen unzugänglich sein, sondern auch 100 Millionen US-Dollar in DeFi-Hacks verloren gegangen. Dabei handelt es sich laut der Analysefirma um die Protokolle BadgerDAO und Stakehound.
Die eigenen Token kaufen? Das würde doch niemals jemand machen, oder?
Das mögen sich einige User denken. Im Falle von Celsius war dem aber nicht so. Arkham erhebt schwere Vorwürfe und behauptet, dass Celsius rund 350 Millionen US-Dollar an eigenen Token zurückkaufte und das, obwohl das Unternehmen bereits Milliarden an US-Dollar in Token gelagert hatte.
Jedoch geht die Analysefirma noch viel weiter: 45 Millionen US-Dollar an CEL Token hat angeblich CEO Alex Mashinsky selbst verkauft – während das Unternehmen am Markt nachkaufte. Arkham weist dies in mehreren Analysen nach, indem es spezielle Analysetools verwendet.
Inwieweit die Vorwürfe wahr sind, wird wahrscheinlich auch Teil des Gerichtsprozesses um die Vorwürfe der Marktmanipulation sein.
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