Der FTX- und Alameda Kollaps torpedierte den Kurs des „Sam-Coins“ SOL an einem Tag um mehr als 40 Prozent nach unten.
Kann sich SOL wieder aufraffen?
Es schien wie das Aus für eines der bekanntesten und größten Projekte des gesamten Blockchain Universums. Weil der angeklagte FTX- und Alameda-Protagonist Sam Bankman-Fried (SBF) seine Finger und 500 Millionen US-Dollar mit im Spiel hatte, wurde SOL nach seinem Untergang totgesagt. Nun stellen sich Krypto-Investoren die Frage, ob in diesem Fall Totgesagte länger leben.
Nachdem Vitalik Buterin dem Projekt den Rücken gestärkt hatte, konnte Solana aufatmen und in den letzten zwölf Tagen um rund 120 Prozent steigen. Ob das eine langfristige bullische Trendwende ist, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall zieht die derzeitige Achterbahnfahrt der Gefühle die Blicke der Krypto-Szene auf sich. Daher ist es an der Zeit, das Projekt nach diesem Schlag auf Herz und Nieren zu überprüfen.
Um das Projekt sowohl auf dessen Grundfunktionen als auch bekannte Kinderkrankheiten hin zu untersuchen, beantworten wir 5 Kernfragen:
1. Wird die Blockchain noch genutzt?
Werfen wir den Blick zunächst auf die Nutzer der DeFi- und NFT-Anwendungen. Hier ist weder ein Massenabgang der DeFi Wallets noch ein Einbruch der täglich aktiven Nutzen der NFT-Marktplätze zu erkennen.
Ganz im Gegenteil erfreut sich Magic Eden im neuen Jahr relativ hoher Beliebtheit. Insgesamt hat sich Solana zum zweitgrößten NFT-Ökosystem entwickelt, was Hoffnung für den SOL Kurs geben könnte.
Und auch die Transaktionen schießen wieder in die Höhe. Der Puls scheint also intakt zu sein.
2. Stimmt die Leistung noch?
Solana zog die Aufmerksamkeit der Krypto-Anhänger seit Anbeginn seines Daseins 2017 mit großen Ankündigungen auf sich. Vor allem der überaus hohe Durchsatz von 65.000 Transaktionen pro Sekunde (TPS) machte von sich reden. Denn im Vergleich dazu erschien der Smart Contract Riese Ethereum mit seinen 15 TPS wie ein veraltetes Rohrpostsystem. Und selbst das etablierte und viel genutzte Mastercard-System würde mit seinen 5.000 verarbeiteten Transaktionen pro Sekunde den Staub des Blockchain-Neulings schlucken müssen.
Doch die Angaben scheinen letztlich etwas aus der Luft gegriffen. Zwar erreicht die Blockchain einen vergleichsweise hohe Transaktionsdurchsatz von rund 3.000 Transaktionen pro Sekunde. Aber das ist doch noch weit entfernt vom angestrebten Wert. Mit der Verbesserung der Hardware soll es jedoch steil bergauf gehen. Eine Blockzeit von 400 Millisekunden verdient jedenfalls seinen Respekt. Und generell erscheint das Konzept von Proof of History und weiteren Schlüsselinnovationen zahlreiche Investoren zu begeistern.
3. Wie dezentral ist Solana wirklich?
Die größte Debatte rund um das Projekt betrifft die Frage nach der Dezentralität. Zwar sprechen Befürworter der Blockchain von der Lösung des Blockchain-Trilemmas. Aber es ist einfach, die Behauptung aufzustellen, vollständig dezentral aufgestellt zu sein. Geht es jedoch darum, diese Dezentralität zu belegen, tauchen scheinbar unüberwindbare Barrieren auf.
So kann zwar der Validatorenkreis aus einer hohe Anzahl unterschiedlicher Adressen bestehen. Doch ob hinter diesen Adressen ein zentraler Besitzer steckt, ist nicht über die Blockchain einsehbar. Laut Solana sind derzeit knapp 2.000 Validatoren-Nodes im System aktiv. Zum Vergleich verbucht Ethereum knapp 500.000 Validatoren im Netzwerk, wobei auch hier einige Node-Betreiber mehrere Validatoren in sich vereinen. Proof of Stake Netzwerke wie Avalanche, Polkadot, NEAR und Polygon lässt Solana im Validatoren Vergleich hinter sich.
Um den Grad der Dezentralität auszudrücken, hat sich die Angabe des sogenannten „Nakamoto Koeffizienten“ etabliert. Diese Metrik definiert die kleinste Anzahl von Validatoren, die kumulativ 33 % der gestaketen Token des Netzwerks einsetzen. Abhängig vom Konsensmechanismus des Netzwerks wäre eine Absprache dieser Prüfer theoretisch in der Lage, die Transaktionen des Netzwerks zu zensieren oder ganz zu stoppen.
Somit repräsentiert ein höherer Nakamoto-Koeffizient eine höhere Verteilung von gestaketen Token und einen höheren Grad an Dezentralisierung.
Mit einem Nakamoto-Koeffizienten von 33,4 hat Solana eine bessere Verteilung des Einsatzes auf seine Validatoren als andere Netzwerke wie Cosmos, das mit einem Nakamoto Koeffizienten von 6 dasteht. Während Polkadot mit knapp 300 Validatoren nur 15 Prozent der Anzahl von Solana erreicht, ist sein Nakamoto-Koeffizient aufgrund seines Staking-Mechanismus, der eine gleichmäßige Verteilung des Einsatzes unter den Validatoren erfordert, dreimal so hoch.
Insgesamt positioniert sich das gebeutelte SOL-Netzwerk Vergleich trotzdem gut.
Doch die Verteilung der Macht im Blockchain-System selbst ist nicht der einzige Knackpunkt, wenn es um die Gefahr um Abhängigkeit von anderen Dienstleistern geht. Denn darüber hinaus greifen viele Validatoren auf Anbieter wie den Amazon Web Service (AWS) als Datencenter zurück. Auch hier besteht also eine Abhängigkeit von zentralen Playern. Um dem entgegenzuwirken, müsste der Betrieb der notwendigen Node-Software am eigenen PC einfacher und sicherer sein. Aufgrund der rasanten Entwicklung im Blockchain-Umfeld dürfen wir gespannt sein, ob oder wann die Hardware so weit ist.
4. Wie sieht die Token-Verteilung im System aus?
Ein Punkt, der die Geister scheidet. Denn einen großen Teil der Token kontrolliert die Solana Foundation selbst. Denn neben 11 Prozent aller Token im Umlauf, kontrolliert die Stiftung weitere die 37 Prozent des Gemeinschaftsfunds. Allerdings fließen neu erstellte Token im Laufe der Zeit als Staking Rewards zu den Nutzern. Dennoch – auch im Jahre 2028 wird die Solana Foundation 7,4 Prozent und der Community Fund 24,7 Prozent der im Umlauf befindlichen Token kontrollieren.
Die Solana Foundation setzt die Anteile zwar für das Ökosystem selbst ein, jedoch schwingt eine gewisse Unbehaglichkeit im Subtext mit. Vor allem in Anbetracht der unglaublichen Erlebnisse aus 2022 ist die Krypto-Gemeinschaft sehr vorsichtig – aus gutem Grunde! Ob die relativ zentralisierte Entscheidungs- und Investitionsmacht positiv oder negativ für das Projekt ist, sollte jeder für sich entscheiden.
5. Sind die Entwickler noch aktiv?
Smart Contract Blockchains sind da, um dezentrale Applikationen und damit sinnvolle Anwendungsfälle zu ermöglichen. Hierzu ist vor allem ein starkes Commitment seitens der Entwickler gefragt. Denn ohne Entwickler geht es nicht weiter mit dem Fortschritt innerhalb eines Netzwerks. Daher ist es von großer Bedeutung, die Aktivität der „wahren Macher“ zu überprüfen.
Auf Platz 4 im allgemeinen Vergleich schlägt sich Solana gut. Vor allem in Anbetracht der Plätze eins bis drei. Denn Ethereum ist der Platzhirsch im Smart Contract Revier und sowohl Polkadot als auch Cosmos verknüpfen unterschiedliche Blockchains. Und Interoperabilität ist ein Trend, der nicht von der Hand zu weisen ist.
Das Fazit
Soweit sind alle Lebenszeichen vorhanden. Das Projekt ist intakt, erfährt prominente Unterstützung und der Kurs atmet auf. Auch wenn die Dezentralität ein Dorn im Auge zahlreicher Krypto-Investoren ist, sprechen sehr gute On-Chain Daten genauso für das Projekt wie die bislang guten Entscheidungen der Foundation.
Daher sind wir gespannt auf die weitere Entwicklung des Projektes und gegebenenfalls auch auf Lösungen für die Problematiken, die die Blockchain-Nutzer an die Projektverantwortlichen tragen.
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