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Glosse: Über Strichjungen, Trickbetrüger und Handelsplattformen

2 min
Aktualisiert von Tobias W. Kaiser
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Auf dem Twitteraccount des TechCrunch-Gründers Michael Arrington tauchte vor kurzem ein Foto auf, welches anscheinend ein Jahr zuvor in Singapur aufgenommen wurde. Neben ihm sind auf dem Foto Changpeng Zhao (CEO von Binance), Justin Sun (CEO von TRON und BitTorrent), sowie weitere hochrangige Personen aus der Blockchain-Gründerszene zu sehen. Zhao retweetete dieses Foto zusammen mit nur drei Worten: Das Wörterbuch dict.cc schlägt für das Wort “Hustler” folgende Übersetzungen vor: Strichjunge, Gauner, Abzocker, Falschspieler, Dränger (aggressiver Draufgänger), Wühler (tatkräftiger Mensch), aufdringlicher Verkäufer. Changpeng Zhao sieht sich also selbst als Hustler, was im englischen Sprachgebrauch zwar auf eine leichte Anrüchigkeit hindeutet, aber nicht notwendigerweise eine negative Konnotation hat. Jared Tate, der Gründer der Kryptowährung DigiByte, scheint dabei eine weitaus deutlichere Meinung zu haben. Er nannte Justin Sun, welcher Teilhaber der Handelsplattform Poloniex ist, einen “schmierigen Trickbetrüger”. Dies ist wohl als Reaktion auf die Entscheidung zu verstehen, DigiByte zusammen mit sechs weiteren Kryptowährungen von der Liste der gehandelten Märkte auf Poloniex zu streichen. Während es sich bei den anderen sechs Währungen um relativ unbedeutende Blockchain-Projekte handelt, weist DigiByte immerhin eine Marktkapitalisierung von rund 82 Millionen US-Dollar auf. Dies ist nicht Tates erstes Rodeo mit Justin Sun und Changpeng Zhao. Bereits im Dezember 2018 bezeichnete er die beiden als Gauner. Er beschwerte sich dabei über die hohen Gebühren, welche Binance erhebt, um neue Kryptowährungen für den Handel zu listen. Suns dPoS-Blockchain TRON warf Tate vor, zentralisiert, sowie ein höchst offensichtlicher Beschiss zu sein. Er kritisierte weiterhin den Umstand, dass Binance die absolute Mehrheit des Stimmrechts über TRONs 27 delegierte Blockerzeuger hat. Dadurch könnte die Handelsplattform theoretisch 25 der Delegierten eigenhändig bestimmen. Auch über Poloniex und dessen Verbindungen mit TRON fand er keine netten Worte: Nur wenige Stunden nach Tates Rundumschlag gab Poloniex “nach eingehender Prüfung” bekannt, das DigiByte nicht den hohen Standards gewachsen ist, die mit einer Kotierung auf Poloniex verbunden sind. In der Tat liegt dadurch der Schluss nahe, dass bei dieser Entscheidung persönliche Gründe eine größere Rolle gespielt haben könnten, als wirtschaftliche. Zentralisierte Handelsplattformen haben eine tragende Rolle innerhalb der Blockchain-Industrie. Indem sie ihre gelisteten Kryptowährungen mit der gebührenden Sorgfalt auswählen, können sie sowohl auf das Wohl, als auch das Verderben von Blockchain-Projekten Einfluss nehmen. Von Jared Tate und seinen Schimpftiraden mag man halten, was man will. Dass die Kryptowirtschaft von einer Bande von “Hustlern” regiert wird, ist jedoch eindeutig.
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Tobias W. Kaiser
Tobias verfügt über einen Bachelorabschluss in angewandter Informatik, sowie einen Masterabschluss in Kognitionswissenschaft mit Fokus auf kognitiver Psychologie und künstlicher Intelligenz. Während seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gent nahm er an einem Forschungsprojekt in Verbindung mit einem großen französischen Telekommunikationsanbieter teil. Hierbei erforschte er die Anwendung von Spieltheorie auf den gemeinschaftlichen Ausbau von...
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