Die Dateninfiltration ist in jedem Aspekt unseres Lebens im Gange – ein Trend, der sich nur noch beschleunigen wird, wenn 5G-Geräte und -Netzwerke allgegenwärtig werden und mehr von unserer Welt miteinander digital verbunden wird.
Allerdings war das eigentlich von Anfang an klar. Egal ob du spazieren gehst, Musik hörst oder Fernsehen siehst, jede Aktivität erzeugt eine digitale Spur. Inzwischen sind Daten keine knappe Ressource mehr, sondern reichlich vorhandenen. Für die vierte, digitale Revolution sind Daten quasi der Treibstoff für den Fortschritt.
Vor Jahrhunderten war Land die wichtigste Ressource. Der Landadel, für den Landbesitz zu den Privilegien gehörte, schuf ein ungerechtes System, in dem nur einige wenige Zugang zu wirklichem, greifbarem Reichtum hatten.
Der Landadel und die Händlerklasse hatten zu dieser Zeit ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Sie glaubten damals, dass die Macht ihrer Positionen absolut war. Die Kaufmannsschicht war größtenteils dankbar, dass sie von der Landwirtschaft profitierte und die Früchte der Arbeiter des Landes erntete.
Der Big Bang des digitalen Universums
Heute sind die großen Tech-Firmen diejenigen, die von den modernen Ressourcen (Daten) am meisten profitieren. Dazu zählen beispielsweise Alphabet (eine Tochterfirma von Google), Amazon, Apple, Facebook und Microsoft.
Im Jahr 2020 erreichten vier der fünf der Tech-Giganten eine Marktkapitalisierung von einer Billion Dollar. Zusammengenommen erwirtschafteten diese Tech-Giganten 2019 einen Umsatz von fast 900 Milliarden US-Dollar, was sogar größer ist als das BIP von vier der G20-Staaten.
Die Einnahmen hätten Big Tech zur Nummer 18 der größten Länder gemessen am BIP gemacht. Damit liegen sie vor Saudi-Arabien und knapp hinter den Niederlanden. Diese riesigen Tech-Giganten haben eine Menge Geld verdient, indem sie aus ihren Plattformen Kapital schlagen. Dabei haben sie ihre Kundendatenbanken immer weiter vergrößern und von Netzwerkeffekten profitieren können.
Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass bis 2025 75 % der Weltbevölkerung täglich mit Daten interagieren wird. Dieser Big Bang der Datengenerierung deutet darauf hin, dass diese Milliardengewinne der Tech-Unternehmen noch weiter ansteigen werden.
Wir können nicht leugnen, dass der Erfolg der Giganten auch den Verbrauchern zugutegekommen ist. Nur wenige können sich eine Welt ohne Netflix-Streaming, TikTok-Tänze oder Amazon-Lieferungen am selben Tag vorstellen. Ganz zu schweigen von einem Leben, in dem man nicht jeden zufälligen Gedanken oder jedes Thema googeln konnte, der bzw. das einem gerade durch den Kopf geht.
Werden die „digital natives“ die Tech-Giganten stürzen?
Die heutige Generation ist als echte Digital Natives aufgewachsen: Von frühester Jugend an waren sie dem Internet, sozialen Netzwerken und mobilen Systemen ausgesetzt.
Mit der immer schnellen Verschmelzung der On- und Offline-Welten erwarten die Verbraucher mehr denn je, dass sie digitale Produkte und Dienstleistungen zu jeder Zeit, an jedem Ort, über jede Verbindungsart und auf jedem Gerät konsumieren können.
Allerdings findet weltweit gerade ein gewaltiger Umbruch statt. Die Macht konzentrierte sich zu lange bei denselben Personengruppen, wie den Top 1% der Tech-Unternehmen.
Horrorgeschichten aus der Vergangenheit, die eine Zukunft beschreiben, in der Konzerne über unsere Kühlschränke und Türklingeln in unsere Privatsphäre eindringen können, sind heute Realität. Daten aus den sozialen Medien beeinflussen Wahlen, das Vertrauen in die entsprechenden Institutionen bröckelt.
Schauen wir noch einmal zurück auf vergangene Revolutionen. Der Aufstand der Kaufmannsschicht und der Niedergang des Landadels eine Schlüsselrolle bei der Veränderung der grundlegenden sozialen und politischen Struktur Englands und Irlands.
Die Welt ist im Wandel
Im Jahr 2021 haben wir wahrscheinlich einen wichtigen Wendepunkt erreicht. Die gesellschaftliche Einstellung zu Macht und großen Tech-Unternehmen verändert sich. In der nächsten Phase des Informationszeitalters ist eine neue Denkweise gefragt.
Die Verbraucher sollten nicht länger dankbar sein, dass Daten für die Unternehmen generieren und mit diesen interagieren können – sondern sie sollten von den Internetgiganten verlangen, dass sie damit aufhören, die Daten für ihre Macht zu verwenden. Die Tech-Firmen sollten die Kontrolle über die Daten an die Menschen abgeben, die sie genieren bzw. gerade den Tech-Giganten zur Verfügung stellen.
Damit Daten wirklich zum Eigentum werden, brauchen wir einen neuen Ansatz für die digitale Welt. Um eine neue Wirtschaft zu schaffen, in der jedes Individuum, jedes Unternehmen, jede Institution oder jede Regierung die Macht ihrer Daten nutzen kann, sollten wir die Prämisse, was es bedeutet, einer Datei einen Wert zuzuschreiben, neu überdenken.
Eine Vision für die Zukunft
Stell dir eine Gesellschaft vor, in der Bürger von Daten als Anlageklasse profitieren können. Unternehmen machen dies ja bereits. Du kannst deine Miete mit einem JPEG bezahlen, Lebensmittel mit einer tokenisierten Version eines Songtextes kaufen oder Konzertkarten mit einem digitalen Kunstwerk kaufen.
Stell dir Billionen vernetzter, programmierbarer Dateien vor, denen Rechte, Intelligenz und Datenschutz auf Dateiebene zugewiesen werden.
Damit Daten der transformative Katalysator sein können, der es der Gesellschaft ermöglicht, sich weiterzuentwickeln, ohne uns unsere Privatsphäre zu kosten, müssen wir die bestehenden Machtstrukturen wieder ins Gleichgewicht bringen.
Indem wir den Nutzen von Daten an den Wert von Daten koppeln, können Nutzer echte Kontrolle über ihren digitalen Fußabdruck erlangen. Kontrolle und Nutzen müssen gerecht verteilt werden.
Die 2020er Jahre werden die Ära der Verbraucherrevolution bei der Entwicklung demokratischer digitaler Systeme sein. Es ist an der Zeit, sich dafür zu öffnen und sich auf die Möglichkeiten vorzubereiten. Die digitale Revolution steht vor der Tür.
Geschrieben von Roelou Barry, übersetzt von Maximilian M.
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