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Was ist Geld und was ist Fiatgeld?

7 min
Aktualisiert von Toni Lukic
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Geld ist allgegenwärtig in unseren Leben. Am Tag tätigen wir meist mehrere Transaktionen, ohne dies wirklich wahrzunehmen. In diesem Artikel beschäftigen wir uns genauer mit dem Begriff Geld, fragen was Geld eigentlich ist und wie Kryptowährungen in unser modernen Geldsystem passen.

In diesem Artikel:

  • Ein Medium zum Tausch
    • Direkte & indirekte Tauschwirtschaft
    • Die Funktionen von Geld
    • Die Eigenschaften von gutem Geld
    • Die optimale Geldmenge
  • Papier- und Fiatgeld
    • Geldsubstitute und der Goldstandard
    • Fiatgeld
    • Inflation
  • Kryptowährungen als Geld
    • Die Eigenschaften von Bitcoin
  • Schlusswort
Bitcoin Welle Geld

Ein Medium zum Tausch

Ganz sachlich gesprochen ist die Definition von Geld ein allgemein akzeptiertes Medium zum Tausch. Ein Medium zum Tausch ist ein Gut, das für den indirekten Tauschhandel eingesetzt wird.

Direkte vs. indirekte Tauschwirtschaft

Angenommen die Bäckerin Alice und der Metzger Bob möchten miteinander Tauschen. Denn Alice hat gerade einen leckeren Apfelkuchen gebacken und Bob möchte ein Stück essen. Allerdings hat Bob nur seine frisch gefangenen Fische und da Alice vegan lebt, haben diese Fische für Alice keinen Wert. Stellen wir uns das gleiche Szenario mit einem Medium zum Tausch vor: Bob kann jetzt Alice einfach mit dem Medium bezahlen und Alice kann das Medium am nächsten Tag verwenden, um neues Mehl und Eier zu kaufen. Kurz: Ein allgemein akzeptiertes Medium zum Tausch – ein Geld – ölt die Wirtschaft und macht die Menschen produktiver.

Die Funktionen von Geld

Wenn sich ein Gut als Geld in einer Gesellschaft etabliert hat, erfüllt es weitere Funktionen neben dem bloßen Medium zum Tausch. So können die Menschen entscheiden, ob sie ihr Geld heute oder morgen ausgeben möchten. Damit etabliert sich das Geld, sofern es selten ist, als Wertspeicher. Es ermöglicht somit das Sparen für größere Investitionen und Rücklagen für schlechte Tage. Andererseits fungiert das Geld auch als Recheneinheit. Denn alle Güter in der Wirtschaft haben ein Tauschverhältnis zu dem Geldgut. Diese Tauschverhältnisse nennen sich auch Preise und sind etwas, das wir alltäglich benutzen. Preise ermöglichen nicht nur den Vergleich zwischen beispielsweise Fernsehern und Laptops, sondern bieten auch die Grundlage für alle unternehmerische Aktivität. Denn der Unternehmer braucht die Recheneinheit für die Gewinn- und Verlustrechnung. Mit anderen Worten, um zu evaluieren, ob er profitabel arbeitet oder nicht. Wir kennen nun die Antwort auf die Frage wie funktioniert Geld und sehen wie elementar Geld für unser Leben ist. Neben der indirekten Tauschwirtschaft, dient Geld als Wertspeicher und ermöglicht modernes Unternehmertum.

Die Eigenschaften von gutem Geld

Auch wenn prinzipiell jedes Gut als Medium zum Tausch dienen kann, eigenen sich manche Güter besser als andere. Essentiell ist, dass die Menschen das Gut als Zahlungsmittel anerkennen. Wir haben sechs Eigenschaften aufgeführt, die ein Gut besonders attraktiv als Geld machen:
  • Es ist beispielsweise wichtig, dass das Medium zum Tausch haltbar ist. Würden Fische als Geld fungieren, könnte man keinen Wert speichern, da die Fische verrotten.
  • Außerdem muss das Geld teilbar sein, denn auch kleine Transaktionen müssen abgewickelt werden können.
  • Andererseits muss das Gut auch gut transportierbar sein, um auch große Transaktionen zu tätigen.
  • Die vierte, attraktive Eigenschaft ist Verifizierbarkeit. Mit anderen Worten, die Nutzer müssen in der Lage sein zu verifizieren, ob das Geld tatsächlich echt ist.
  • Damit kommen wir zur Seltenheit, denn wenn ein Gut beliebig vervielfältigt werden kann, behält es nicht seine Kaufkraft.
  • Zu guter Letzt muss das Geld gut fungibel sein, um stabile Preise zu bilden. Fungibilität (oder auch Homogenität) bedeutet, dass die einzelnen Einheiten des Geldes untereinander gleich sind. Beispielsweise sind Goldatome homogen; Diamanten sind allerdings nicht fungibel, sie sind eigenartig.
Je nach Gut können wir somit bewerten, ob es sich besser oder schlechter als Medium zum Tausch eignet. Du kannst die Gedankenexperimente mit historischen Beispielen wie Salz, Tabak, Muscheln und Rai-Steinen durchspielen.

Die optimale Geldmenge

Über die Jahrtausende etablierte sich Gold als Geld. Denn es erfüllt viele Eigenschaften für gutes Geld und konnte sich dank der Seltenheit (man spricht auch von der “Härte”) gegenüber anderen Gütern durchsetzen. Wie der amerikanische Ökonom Murray N. Rothbard in seinem Buch “Das Scheingeldsystem” erklärt, spielt die Geldmenge kein große Rolle für die Funktionalität einer Wirtschaft. Jede Geldmenge sei gut genug, solange ausreichend Liquidität für die Transaktionen in der Wirtschaft vorhanden ist. Wichtig ist allerdings, dass die Geldmenge nicht willkürlich vervielfältigt werden kann. Ein eindrückliches Beispiel einer solchen Inflation illustriert Saifedean Ammous in seinem Buch “der Bitcoin Standard” mit Kapitän David O’Keef und den Yap-Inseln. Gold und auch Bitcoin können beliebig vermehrt werden. Das Goldvorkommen auf der Erde ist durch die Natur des Universums limitiert; Bitcoin sind durch den Computercode begrenzt.

Papiergeld und Fiatgeld

Gold als Geld hatte einen großen Nachteil: Große Mengen an Gold zu transportieren ist aufwendig, da Gold eine sehr hohe Dichte hat. Die freie Marktwirtschaft löste das Problem mit Geldsubstituten – dem Papiergeld.

Geldsubstitute und Goldstandard

Anfänglich, bspw. im 19ten Jahrhundert, waren Geldscheine lediglich Zertifikate für ein bestimmtes Gewicht an Gold. Der US-Dollar beispielsweise war ursprünglich ein Synonym für “eine zwanzigstel Unze Gold” (ungefähr 1.42 Gramm). Eine Bank war in dieser Zeit primär ein Lagerhaus für Gold. Die Zertifikate ermächtigten den Träger zum äquivalenten Goldgewicht und etablierten sich daher als Geldsubstitut. Weil das Papiergeld letztlich eine andere Repräsentation für Gold war, sprach man auch vom Goldstandard. Die Banken konnten nicht mehr Zertifikate produzieren, als sie Gold in ihren Tresoren hatten.

Fiatgeld

Doch der US-Dollar wurde nach und nach aus den Händen des Marktes genommen und der US-Regierung einverleibt. So privilegierte der Staat beispielsweise Banken die zu viele Zertifikate ausgegeben hatten, ihre Verbindlichkeiten nicht zurück zu zahlen. Im Jahr 1913 gründete sich die US-amerikanische Zentralbank, die Federal Reserve. Sie sollte den Dollar kontrollieren und Krisen vermeiden. Die Kosten der zwei Weltkriege nötigte die Staaten Europas den Goldstandard zu beenden. Somit stand der Kriegsfinanzierung kein Hindernis im Weg und es konnte beliebig viel Geld gedruckt werden. Zwischen 1945 und 1971 dominierte dann das Bretton-Woods System den internationalen Finanzmarkt. Bretton-Woods setzte das Goldgewicht für einen US-Dollar auf 1/35stel Unze (ungefähr 0.81 Gramm) Gold. Somit wich auch die USA vom ursprünglichen Dollar-Gewicht ab und entwertete folglich das Geld. Allerdings betrieb die USA eine so expansive Geldpolitik, dass zu viel Gold aus den Tresoren der amerikanischen Banken floss. Schließlich, am 15. August 1971, hob Präsident Nixon den Goldstandard komplett auf. Seither gibt es keine bindende Limitierung für die Geldmenge mehr. Weil hinter staatlichem Geld, wie dem US-Dollar oder dem Euro, kein Gut steht, sondern nur das Wort der Regierung, spricht man auch von Fiatgeld (oder Fiatwährung). Fiat kommt aus dem Lateinischen und bedeutet “es werde”; “Fiat Geld” heißt also “Es werde Geld”. Klopapierrolle mit US-Dollar Fiatgeld

Inflation

In unserer heutigen Welt sind praktisch alle nationalen Währungen Fiatgeld. Das heißt die jeweilige Zentralbank hat komplette Kontrolle über die Geldmenge. Per Knopfdruck können sie neues Geld erzeugen. Das neue Geld bedeutet ein höheres Angebot. Entsprechend dem ökonomischen Gesetzt von Angebot und Nachfrage führt das höhere Angebot bei gleichbleibender Nachfrage zu höheren Preisen. Anders gesagt: Die einzelne Geldeinheit verliert an Kaufkraft. Die Definition von Inflation aus Sicht der heutigen Ökonomen ist das Steigen der Konsumentenpreise. Doch Rothbard sieht dies lediglich als Symptom. Für ihn ist die Ausweitung der Geldmenge die Inflation. In den 1920er Jahren quälte eine heftige Inflation Deutschland. Die Hyperinflation der Weimarer Republik ist auch heute noch in den Köpfen vieler Deutschen präsent. Die willkürliche Geldmengenerweiterung ist zudem ein Mechanismus um Wohlstand umzuverteilen. Denn die Menschen, die das neu geschaffene Geld zuerst erhalten, können zu alten Preisen einkaufen. Sobald das neue Geld sich allerdings in der Wirtschaft verteilt, schwindet die Kaufkraft und die Preise steigen. Mit anderen Worten, die Menschen, die das neue Geld als letzte bekommen subventionieren den Wohlstand der Erstempfänger. Dieser Mechanismus trägt den Namen Cantillon-Effekt und hilft vor allem den Wohlhabenden und gut vernetzten Menschen auf Kosten der Armen. Doch die Inflation hat auch positive Folgen – zumindest für alle die Schulden haben. Denn bei schwindender Kaufkraft wird es leichter und leichter die nominalen Schulden zu bezahlen.

Kryptowährungen als Geld

In diese Welt wurden Kryptowährungen geboren. Allen voran Bitcoin ist eine völlig neue Art von Gut – ein seltenes, digitales Gut. Um zu beurteilen, ob eine Kryptowährung sich gut als Geld eignet, kann man die die Eigenschaften der jeweiligen Kryptowährung betrachten.

Die Eigenschaften von Bitcoin

  • Bitcoins kann nicht rosten oder verrotten. Als digitales Gut ist praktisch unendlich lange haltbar. Solange eine Kopie der Blockchain existiert, sind auch alle Bitcoins dokumentiert.
  • Ein BTC besteht eigentlich aus 100 Mio Satoshis. Mit anderen Worten Bitcoins lassen sich auf bis zu 8 Nachkommastellen teilen.
  • Weil Bitcoin letztlich auf dem Internet aufbauen, kann man sie so leicht transportieren wie eine E-Mail. Selbst gigantisch große Transaktionen können für marginale Kosten in kurzer Zeit um die Welt geschickt werden.
  • Die Verifizierung in Bitcoin übernimmt nicht nur jede einzelne Wallet automatisch, sondern auch Tausende von Nodes, die die Blockchain gespeichert haben. Flasche Bitcoin ins Netzwerk zu bringen ist praktisch unmöglich.
  • Die Menge aller Bitcoin ist auf 21 Mio BTC begrenzt. Diese Zahl ist im Computercode festgehalten und wird durch alle Teilnehmer kontrolliert. Bitcoin zählt daher zu den seltensten Gütern der Welt.
  • Da die Bitcoin Blockchain transparent alle Transaktionen dokumentiert, lassen sich viele Geldflüsse nachvollziehen. Insofern können einzelne Bitcoin auseinander gehalten werden. Jedoch gibt es seinen starken Drang innerhalb Bitcoin die Privatsphäre zu erhöhen.
Alles in allem schneidet Bitcoin sehr gut ab bei der Betrachtung der Eigenschaften von Geld. Aus ökonomischer Sicht entwickelt sich Bitcoin zu einer interessanten, neuen Form von Geld. Frau trägt Bitcoin Münze auf dem Rücken

Schlusswort

Jetzt haben wir eine ungefähre Ahnung, was Geld ist. Es dient als Schmieröl der Wirtschaft und ermöglicht Arbeitsteilung und -spezialisierung. Zudem fungiert es als Wertspeicher und Recheneinheit. Ein gutes Geld sollte haltbar, teilbar, transportierbar, verifizierbar, selten und fungibel sein. Während Nationalstaaten gerade die Seltenheit des Geldes in Frage stellen, bieten Kryptowährungen hier eine neue Alternative. In etlichen Punkten sticht Bitcoin gegenüber dem traditionellen Finanzsystem hervor. Aus diesem Grund sind viele Menschen so enthusiastisch über die neue Technologie und nutzen Bitcoin bereits heute.
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Alex einen Bachelor von der Frankfurt School of Management & Finance im Studiengang Management, Philosophy & Economics. Seine Bachelorthese schrieb er über die Anwendungsfelder der Blockchain Technologie. Seit 2016 beschäftigt sich Alex intensiv mit Bitcoin, der Blockchain Technologie und anderen Kryptowährungen. Anfang 2018 begann Alex regelmäßig Inhalte in Schrift und Ton zur Krypto-Welt zu produzieren. Neben BeInCrypto führt er auch mehrere Podcasts.
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