Stablecoins haben sich in den letzten Jahren zu einer bedeutenden Innovation im Finanzsektor entwickelt. Während klassische Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum für ihre Volatilität bekannt sind, bieten erstere eine stabilere Wertaufbewahrung, da sie an traditionelle Währungen oder andere Vermögenswerte gebunden sind. Dadurch eignen sie sich für den Zahlungsverkehr, aber auch für neue Anwendungsfälle in Decentralized Finance (DeFi). In Europa bzw. der EU ist die MiCAR Regulierung am Jahresanfang voll in Kraft getreten und bringt auch Konsequenzen für Stablecoins mit sich. In den USA ist mit Trump ein krypto-freundlicher Präsident im Amt. Ist die große Zeit der Stablecocins nun angebrochen?
Dieser Artikel untersucht aktuelle Entwicklungen von Stablecoins in Europa, analysiert Faktoren, die ihre Masseneinführung beeinflussen, und beleuchtet die Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.
1. Was sind Stablecoins?
Stablecoins sind digitale Vermögenswerte, die entwickelt wurden, um ein wertstabiles Zahlungsmittel in der Blockchain Welt verfügbar zu machen. Sie lassen sich in verschiedene Kategorien unterteilen:
- Fiat-gestützte Stablecoins: Diese sind 1:1 an eine traditionelle Währung wie den Euro oder US-Dollar gebunden und werden durch Reserven in Banken oder anderen Finanzinstitutionen abgesichert (z. B. USDT, USDC).
- Krypto-gestützte Stablecoins: Diese werden durch andere Kryptowährungen als Sicherheiten gedeckt, oft über Smart Contracts (z. B.USDS von Sky – vorher MakerDAO).
- Algorithmische Stablecoins: Diese versuchen, die Stabilität durch mathematische Modelle und Algorithmen zu gewährleisten.
Stablecoins ermöglichen im Wesentlichen vier Use Cases:
- Payments: Nutzung als Zahlungsmittel, z. B. im Check-out eines Shops
- Remittance: Nutzung zur Übertragung von Geldwerten, z. B. über Landes-/Währungsraums Grenzen hinweg
- Treasury: Nutzung zur Wertaufbewahrung, z. B. wenn die Landeswährung instabil ist (wie in Argentinien oder der Türkei) oder um in DeFi Zinsen (“Yield”) zu verdienen
- Settlement: Nutzung für die Verarbeitung von Asset Transaktionen, z. B. Crypto oder zukünftig Mifid Assets (Digitale Wertpapiere)
Stablecoins können nativ in Decentralized Finance (DeFi) verwendet werden, also Finanzdienstleistungen, die komplett automatisiert auf der Blockchain ausgeführt werden. Die Vielseitigkeit von Stablecoins macht sie zu einem wesentlichen Faktor, dass eine Brücke zwischen der heutigen Krypto-Welt und der „echten“ Finanzwelt entsteht.
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2. Stablecoins in Europa
Europa startete bereits 2020 mit den Arbeiten an der MiCAR Regulierung. Ursprünglich noch gestartet, um Facebooks Währungsprojekt Libra in die Schranken zu weisen, entwickelte sie sich zu einer umfassenden Regelung für diverse (zentralisierte) Krypto-Dienstleistungen und Stablecoins.
Stablecoins werden in der MiCAR in zwei verschiedene Kategorien unterteilt: in E-Money Token (EMT) und Asset Referenced Token (ART).
E-Money Token (EMT) werden als E-Geld klassifiziert. Hinter jedem Token liegt ein eingezahlter Euro. Der EMT entspricht dann auch einem Euro Gegenwert.
Asset Referenced Token (ART) werden mit diversen Assets (z. B. Währungen, Gold, …) hinterlegt.
Beide Arten von Stablecoins haben gemein, dass die MiCAR ihnen diverse Vorgaben macht, wie der Token aufgesetzt sein muss, beispielsweise muss es ein Whitepaper geben, welches die Funktionsweise und Risiken beschreibt, aber es ist auch geregelt, wie die hinterlegten Assets (bei EMT beispielsweise Bankeinlagen und High Quality Liquid Assets) angelegt sein dürfen. Im Falle eines “Bankruns” soll der Token liquide sein und eine schnelle Auszahlung der hinterlegten Beträge gewährleisten.
In Europa gibt es ein paar Hände voll von Projekten, die einen Euro denominierten Stablecoin herausgeben bzw. herausgeben wollen. Circle’s EURC hat im Januar 2025 eine Marktkapitalisierung von rund 100 Millionen Euro. Der Stasis EURS hat auch eine ähnliche Größenordnung.
AllUnity ist ein Joint Venture der DWS (Asset Manager der Deutschen Bank), Flow Traders (Market-Maker aus den Niederlanden) und Galaxy (Blockchain Investment Firm), welches aktuell ein E-Geld Institut in Deutschland aufbaut, um einen MiCAR regulierten Stablecoin an institutionelle Player herauszugeben.
Es lässt sich feststellen, dass USD denominierte Stablecoins aktuell noch klar den Ton angeben, zumal die Krypto-Märkte global sind und der USD als globale Währung hier Vorteile hat. Allerdings gehen europäische Marktteilnehmer davon aus, dass sich die Verteilung der Stablecoins langfristig dem Anteil der zugrunde liegenden Währungen angleichen wird. Der Euro hat einen Anteil von 20 Prozent als Weltreservewährung.
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3. Herausforderungen für die Masseneinführung von Stablecoins in Europa
Trotz der vielversprechenden Entwicklungen gibt es zahlreiche Herausforderungen, die eine breite Akzeptanz von Stablecoins in Europa erschweren.
3.1. Regulatorische Arbitrage
Die Europäische Union hat mit der MiCAR (Markets in Crypto-Assets Regulation) eine umfassende Regelung für Stablecoins verabschiedet, die Transparenz und Verbraucherschutz fördern soll. Klare Regeln können die Adoption beschleunigen. Allerdings könnte eine zu strenge Regulierung Innovationen hemmen und Unternehmen dazu veranlassen, in andere Regionen abzuwandern.
Die USA unter Trump fahren einen de-regulierenden, aggressiv krypto-freundlichen Weg, der große Teile des Markets absorbieren kann, wenn die EU nicht auf eine geeignete Weise reagiert.
3.2. Vertrauen und Sicherheit
Die Insolvenz von Krypto-Unternehmen und der Zusammenbruch algorithmischer Stablecoins wie TerraUSD haben gezeigt, dass Sicherheitsrisiken bestehen. Nutzer und Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Stablecoin-Transaktionen transparent und durch stabile Reserven gedeckt sind.
3.3. Integration in bestehende Finanzsysteme
Stablecoins müssen nahtlos mit Banken, Zahlungsanbietern und Finanzdienstleistungen integriert werden, um eine breite Nutzung zu ermöglichen. Viele Banken zögern jedoch, sich mit Blockchain-Technologien zu beschäftigen, was die Adoption verlangsamt.
3.4. Technologische Hürden
Die Skalierbarkeit von Blockchain-Netzwerken, die hohe in Kryptowährungen zu bezahlenden Transaktionsgebühren bei bestimmten Blockchains (z. B. Ethereum) und die Benutzerfreundlichkeit sind technische Herausforderungen, die gelöst werden müssen, um Stablecoins massentauglich zu machen.
4. Die Zukunft von Stablecoins in Europa
Die Masseneinführung von Stablecoins in Europa hängt von mehreren Faktoren ab:
- Regulatorische Klarheit: MiCAR wird eine entscheidende Rolle spielen, indem sie klare Regeln für Emittenten schafft und Vertrauen fördert.
- Banken und Institutionen: Wenn Banken Stablecoins in ihre Dienstleistungen integrieren, könnte dies die Akzeptanz erheblich beschleunigen.
- CBDCs und staatliche Initiativen: Die Europäische Zentralbank arbeitet an einem digitalen Euro, der Stablecoins Konkurrenz machen könnte. Eine Koexistenz oder Integration könnte den Markt jedoch weiter ankurbeln.
- Adoption durch Verbraucher und Unternehmen: Unternehmen, die Stablecoins als Zahlungsmittel akzeptieren, und Verbraucher, die sie für den täglichen Gebrauch nutzen, könnten den Durchbruch bewirken.
Fazit
Stablecoins haben das Potenzial, den europäischen Finanzmarkt zu revolutionieren, indem sie schnelle, günstige und effiziente digitale Zahlungen ermöglichen. Doch trotz steigender Nachfrage gibt es noch viele Herausforderungen, insbesondere regulatorische Unsicherheiten und technologische Hürden.
Ob Stablecoins in Europa eine breite Akzeptanz finden, hängt davon ab, wie gut sie in bestehende Finanzsysteme integriert werden und ob sie das Vertrauen von Regulierungsbehörden, Unternehmen und Verbrauchern gewinnen können. Wenn diese Hürden überwunden werden, könnten Stablecoins eine Schlüsselrolle in der Zukunft des digitalen Zahlungsverkehrs in Europa spielen.
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