Urlaub im Metaverse, wer möchte? Bald ist es so weit. Ein neuer, in Italien hergestellter Avataro-Roboter lässt diese Fantasie zur Realität werden und sprengt die aktuellen Grenzen der virtuellen Realitäten.
Der kleine Kerl heißt iCub robot advanced telexistence system, auch iCub3 Avatar System genannt.
Die Entwickler, die daran arbeiten, sind Forscher am Italienischen Institut für Technologie in Genova, Italien. Die Idee ist, dass dieser Roboter an einen realen Ort geschickt wird, um anstelle eines Menschen zu fühlen, zu hören, zu sehen und zu erleben. Währenddessen bleibt der Mensch sicher und bequem zu Hause. Es handelt sich jedoch um mehr als eine reine virtuelle Realität. Es geht um das, was NACH der virtuellen Realität kommt.
Metaverse Urlaub: Der erste Test
Vor kurzem haben die Forscher den Roboter bei einer Demonstration mit einem menschlichen Bediener in Genua getestet. Der iCub-Roboter wurde 300 km weit weg geschickt, um die Internationale Architekturausstellung – La Biennale di Venezia – zu besuchen. Die Kommunikation basierte auf einer einfachen Glasfaserverbindung.
Der Mensch in Genua spürte alles, was der Roboter tat: Das Rückmeldungssystem arbeitete visuell, auditiv, haptisch und durch Berührung. Damit wurde zum ersten Mal ein System mit all diesen Merkmalen getestet für den Ferntourismus gestet, und zwar mit einem humanoiden Roboter mit Beinen. Der menschliche Bediener konnte alles, was der Roboter (oder Avatar) tat, fühlen und erleben.
Auch wenn es sich bei diesem System um einen Prototyp handelt, zeigt es doch das spektakuläre Potenzial für die Nutzung dieser neuen Form von erweiterter Realität. Verschiedene Szenarien sind denkbar, z.B. die Katastrophenhilfe, bei der der Roboter in ein instabiles Gebäude geht, um einen Menschen zu retten. Oder im Gesundheitswesen, wo ein Chirurg aus der Ferne operieren könnte. Oder zum Spaß. Das Potenzial für den Einsatz dieses Prototyps im Metaverse ist endlos.
Urlaubsziele im Metaverse
Daniele Pucci ist der Leiter des Labors für künstliche und mechanische Intelligenz (AMI) am IIT in Genua. Eines seiner Forschungsziele ist die Entwicklung von humanoiden Robotern, die die Rolle von Avataren übernehmen. Sie wollen einen Roboterkörper schaffen, der anstelle des Menschen agiert, ohne ihn jedoch ersetzen zu müssen. Ziel ist es vielmehr, Menschen zu ermöglichen, dort zu sein, wo sie normalerweise nicht sein können.
Pucci sagt, dass es zwei Bereiche gibt, in denen der Roboter im Metaverse eingesetzt werden kann. “Das iCub3-Avatarsystem verwendet tragbare Technologien und Algorithmen. Diese werden verwendet, um den physischen Avatar iCub3 zu steuern. Sie können also verwendet werden, um digitale Avatare im Metaverse zu steuern.”
Es gibt noch einen zweiten Use-Case. “Die Algorithmen und Simulationswerkzeuge, die die Forscher für die Steuerung des physischen Avatars entwickelt haben, stellen eine Testumgebung dar. Wir können bessere digitale Avatare entwickeln, die sich natürlicher und realitätsnäher arbeiten.”
Pucci erklärte, dass das System zur Steuerung des physischen Avatars menschliche Bewegungen richtig interpretierten muss. Diese Umwandlung findet in einem digitalen Ökosystem statt, einem vereinfachten Metaverse. “Bevor die Daten vom Menschen an den Avatar übertragen werden, nutzen die Forscher ein vereinfachtes Metaverse, um sicherzustellen, dass die Bewegungen des Roboters in der realen Welt realisierbar sind.”
Wann wird das System für den Heimgebrauch verfügbar sein?
Das iCub3 Avatar System besteht aus zwei Hauptkomponenten.
- Das Bedienersystem, d.h. die tragbaren Technologien für den Bediener. Dabei handelt es sich entweder um kommerziell verfügbare Produkte oder um Prototypen in einem fortgeschrittenen Stadium, die die Vorprüfung bestanden haben. Sie dürften also sehr bald als Gesamtpaket verfügbar sein.
- Das Avatar-System – der iCub3 – ist ein Prototyp, der je nach Verwendungszweck ein Zertifizierungsverfahren durchlaufen muss. Sobald diese abgeschlossen sind, wird man die beiden Komponenten kaufen können!
Pucci erklärte: “Wir sehen das Metaverse so, wie es das Internet in den neunziger Jahren war. Alle dachten, das Internet sei ein Durchbruch, aber bis 2000 waren seine Anwendungsmöglichkeiten nicht wirklich klar. Wir glauben also, dass sich die wirklichen Anwendungen für das Metaverse erst in den kommenden Jahren herauskristallisieren werden.”
Zukunftspotenzial
Pucci meint, dass diese Forschungsrichtung ein enormes Potenzial in vielen Bereichen hat. “Einerseits hat uns die aktuelle Pandemie gezeigt, dass fortschrittliche Telepräsenzsysteme in verschiedenen Bereichen wie dem Gesundheitswesen und der Logistik sehr schnell sehr wichtig werden könnten. Andererseits könnten Avatare es Menschen mit schweren körperlichen Behinderungen ermöglichen, mithilfe eines Roboterkörpers in der realen Welt zu arbeiten und dort Aufgaben zu erledigen. Die Technologie könnte eine Weiterentwicklung von Rehabilitations- und Prothesentechnologien sein.
Bei der Demonstration verfolgte der iFeel-Anzug die Körperbewegungen des Menschen und das Avatarsystem übertrug sie auf den Roboter in Venedig. Der Roboter bewegt sich dann so, wie der Benutzer es tut. Das Headset des Menschen erfasst die Mimik sowie die Augenlider und Augenbewegungen.
Diese Kopfmerkmale werden auf den Avatar projiziert, der sie mit einem hohen Maß an Genauigkeit reproduziert. Der Avatar und der Mensch haben somit eine sehr ähnliche Mimik. Der Benutzer trägt zudem sensorisierte Handschuhe, die seine Handbewegungen verfolgen und gleichzeitig ein haptisches Feedback geben.
Der weit entfernte Benutzer überträgt ganz alltägliche Bewegungen auf den Roboter: Er kann lächeln, sprechen und die Hand des Führers in Venedig schütteln. Wenn der Führer den Avatar in Venedig umarmt, spürt der Bediener in Genua die Umarmung dank des iFeel-Anzugs des IIT.
Anwendung im Metaverse
Pucci: “Was ich in unserer nahen Zukunft sehe, ist die Anwendung dieses Systems auf das sogenannte Metaverse, wobei es dann auf realitätsnahen und ferngesteuerten menschlichen Avataren basiert.”
Das klingt nach einer sehr, sehr unterhaltsamen Zukunft.
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