Neue Vorwürfe bei Helium: Mitarbeiter und deren Freunde profitierten wohl massiv vom Projekt. Sie benachteiligten die Community und verschwiegen Millionengewinne. Interne Dokumente, Transaktionsdaten und Interviews mit ehemaligen Angestellten enthüllen unfaire Verhältnisse.
Das Wirtschaftsmedium Forbes belastet Helium schwer. Demnach bereicherten sich die Gründer außerordentlich an den Einnahmen des Projekts – zulasten der Nutzer. Ein Vorwurf, der das “revolutionäre Gemeinschaftsprojekt” ins Wanken bringen könnte.
Die Klagen gegen Helium werden lauter
Helium wurde als der beste reale Anwendungsfall der Web 3-Technologie angepriesen. Prominente Investoren wie Andreessen Horowitz unterstützen das 1,2 Milliarden Dollar Unternehmen, um ein “People’s Network“ aufzubauen. Auch kann jeder seinen Teil zum Projekt beitragen – die dafür notwendige Hardware kostet nämlich nur um die 500 Euro.
Als Teil des Netzwerks sichert jeder Helium-Miner die Netzwerk-Stabilität und bekommt im Gegenzug HNT-Coin gutgeschrieben. Ein umfassendes Netz aus Hotspots bietet eine sichere, globale und erschwingliche drahtlose Infrastruktur. Soweit die Theorie.
In der Praxis beklagten sich zuletzt Netzwerkteilnehmer über lange Lieferzeiten für die Hardware und verschwindend geringe Auszahlungen der HNT-Belohnungen. Amir Haleem, der Co-Founder und CEO von Helium, reagierte auf Twitter und argumentiert mit dem jungen Stadium des Projekts. Es brauche noch Zeit für Wachstum und Entwicklung, damit alle Profit daraus ziehen.
Doch nun verstärkt sich der Druck auf das Web 3 Unternehmen durch einen Forbes-Bericht. Denn die Helium-Gründer und deren Freunde haben sich anscheinend überproportional an dem Coin bereichert. Forbes zitiert Lee Reiners, Policy Direvtor am Duke Finanvial Economics Center:
“Dieses Ding wurde gegründet, um die Gründer und frühen Unterstützer auf Kosten der gewöhnlichen Menschen zu bereichern.“
Um diese Behauptung zu unterfüttern, bezieht sich Reiners auf Hunderte von durchgesickerten internen Doumenten, Transaktionsdaten und Interviews mit fünf ehemaligen Helium-Mitarbeitern. Entgegen dem demokratischen Grundgedanken des “People´s Network” hätten die Gründer einen Großteil der verdienten Coins heimlich angehäuft.
Fast die Hälfte aller Helium Coins ging an die Gründer und deren Umfeld
Forbes identifizierte 30 digitale Geldbörsen von Helium-Mitarbeitern, ihren Freunden und Familienangehörigen sowie frühen Investoren. Diese Gruppe von Wallets baute fast die Hälfte aller Helium-Coins ab, die innerhalb der ersten drei Monate nach dem Start des Netzwerks im August 2019 geminet wurden. Innerhalb von sechs Monaten erwirtschafteten sie mehr als ein Viertel aller HNT – im Wert von rund 250 Millionen US-Dollar, als der Heliumpreis seinen Höchststand erreichte.
Zwar diskutierten die Führungskräfte publik über ein Incentive-Programm für Insider, doch sie schwiegen über die Millionen von verteilten öffentlichen Coins. Sollten solche zusätzlichen Insider-Gewinne der gesamten Community offengelegt werden? Schließlich ist Helium ein Gemeinschaftsprojekt, das von Vertrauen lebt. Dazu der Helium CEO:
„Ich weiß nicht, warum wir irgendetwas über diese Leute preisgeben sollten. Sie gingen ein enormes Risiko ein und gaben ihr Geld, um etwas zu bauen.“
Außerdem ging etwa die Hälfte aller Hotspots an Mitarbeiter, Familie und Freunde. Die Hotspots ermöglichen deren Benutzern die Verwendung von kabellosen Netzwerken für IoT-Geräte. Amir Haleem sieht hier nichts Ungewöhnliches: “Keine dieser Zahlen erscheint mir unvernünftig oder in irgendeiner Weise ungeheuerlich”, sagte Haleem.
Wie geht es weiter?
Helium steht immer wieder in den Schlagzeilen. Darunter ein Skandal um künstlich aufgeblähte Belohnungen durch standortmanipulierte Hotspots. Auch eine Stellungnahme von Monsur Hussain, Leiter des Financial Insittutions Research bei Fitch Ratings, lässt kein gutes Haar an die Zukunftsaussichten für Helium:
“Die Hotspots müssten tatsächlich alle paar Meter auf der ganzen Erde bedecken, um potenziell genug Daten zu verbrauchen, damit sie profitabel werden.”
Im August entschied sich die Stadt San Jose dagegen, ein Pilotprojekt mit Helium zu verlängern. Es gingen zu wenig Daten über das Netzwerk. San Jose „kann es sich nicht leisten, an Dingen zu arbeiten, die nicht signifikant skalieren“, sagte Clay Garner, Chief Innovation Officer des Bürgermeisterbüros.
Doch Helium kämpft um seinen Fortbestand und macht sich für neue Geschäftsmodelle bereit. Zuletzt wechselte das Projekt auf die Solana-Blockchain, um Abläufe zu optimieren und die 5G-Netzabdeckung gewährleisten zu können. Tiger Global und FTX Ventures leiteten die Serie-D Finanzierungsrunde, die 200 Millionen US-Dollar einsammelte.
Eine Partnerschaft mit T-Mobile beflügelte den HNT Preis in der letzten Woche und brachte einen Kursanstieg von 20 %. Ob es mit neuen Geschäftsmodellen und Partnerschaften gelingen wird, die Negativ-Schlagzeilen zu überwinden, zeigt die Zukunft.
Derzeit notiert der Coin bei einem Kurs von 4,64 US-Dollar.
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