Die Schweizerische Nationalbank (SNB) investiert weiter in Blockchain-Technologie. Mit dem Projekt „Promissa“ zeigt sie, wie Effizienz und Transparenz im Finanzsystem neu gedacht werden können.
Im Zentrum steht die Digitalisierung internationaler Finanzzusagen. Das Experiment wirft Fragen zur Zukunft des Schweizerfrankens auf.
Ein Blockchain-Pilotprojekt mit globaler Signalwirkung
Mit dem Blockchain-Projekt „Promissa“ betrat die Schweizerische Nationalbank (SNB) erneut digitales Neuland. Zusammen mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und der Weltbank entwickelte sie eine Plattform für tokenisierte „Promissory Notes“. Ziel war es, das bisher papierbasierte, manuell geprägte System internationaler Finanzzusagen effizienter zu gestalten.
Diese sogenannten Versprechen auf Zahlung – meist zwischen Entwicklungs- und Industrienationen – wurden bislang handschriftlich unterschrieben und archiviert. Der Zeitaufwand, die Fehleranfälligkeit und der Mangel an Transparenz waren enorm. „Promissa“ stellte mit einer tokenbasierten Infrastruktur eine Alternative vor, die während des gesamten Lebenszyklus eines Finanzversprechens – von der Ausgabe bis zur Archivierung – für Effizienz sorgt.
Thomas Moser, Direktoriumsmitglied der SNB, hob hervor, dass durch die Blockchain „eine einzige, vertrauenswürdige Datenquelle“ geschaffen wurde. Die Plattform ermöglichte erstmals eine automatisierte Nachverfolgung, lückenlose Dokumentation und schnellere Verfügbarkeit relevanter Informationen für alle beteiligten Institutionen. Sie sei „technisch umsetzbar“ und bringe „erhebliche Kosteneinsparungen“ mit sich, so die offizielle Mitteilung der SNB vom 23. April 2025.
Sieben Länder testeten die Plattform in realitätsnahen Szenarien. Rückmeldungen aus Brasilien, Ghana, Kasachstan, Südafrika und weiteren Staaten flossen direkt in die Optimierung der Infrastruktur ein. Selbst der Internationale Währungsfonds (IWF) beobachtete das Projekt mit großem Interesse. Die SNB beweist damit, dass Blockchain-Technologie nicht nur spekulative Assets betrifft, sondern auch zur Förderung des globalen Gemeinwohls beitragen kann.
Das Projekt „Promissa“ reiht sich ein in eine wachsende Liste blockchainbasierter SNB-Initiativen. Bereits zuvor testete die Zentralbank die Integration von Kryptowährungen bei der Kapitalanlage und arbeitete mit der Schweizer Börse SIX an digitalen Anleihen. Dennoch scheut sie weiterhin vor einem digitalen Schweizer Franken zurück. Zwar deutet vieles darauf hin, dass auch dieser Schritt nur noch eine Frage der Zeit ist – offiziell bleibt die SNB aber zurückhaltend.
Die geldpolitischen Implikationen eines digitalen Franken sind bislang ungeklärt. Die potenzielle Disintermediation der Geschäftsbanken und neue Herausforderungen in der Steuerung der Geldmenge machen eine Einführung komplex. Doch Beobachter sind sich einig: Der Druck wächst, denn Pilotprojekte wie „Promissa“ beweisen die technische Reife der Blockchain-Welt.
Digitalisierung auf dem Vormarsch – aber wohin führt sie?
Während „Promissa“ vor allem auf Entwicklungsfinanzierung abzielt, stellt sich die grundsätzliche Frage: Ist das Schweizer Finanzsystem bereit für die komplette Tokenisierung? Die bisherigen Tests verliefen erfolgreich. Doch eine flächendeckende Umsetzung würde auch eine neue Rolle für Zentralbanken bedeuten.
Die SNB bleibt vorsichtig optimistisch und will den Nutzen der Blockchain weiterhin in konkreten Anwendungsfällen testen. Ein vollständiger Umstieg, wie ihn einige Krypto-Enthusiasten fordern, ist derzeit nicht geplant. Vielmehr scheint die Zukunft in hybriden Modellen zu liegen: analoge Stabilität kombiniert mit digitaler Effizienz.
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