Während der gesamte Markt schwächelt, bietet Nexo weiterhin hohe Renditen. Obgleich die Mitbegründer erst vor einem Monat die Solvenz der Plattform beteuerten, kommen nun doch die ersten Bedenken auf. Schließlich wäre Nexo nicht das erste Unternehmen, welches finanzielle Schwierigkeit kurz vor seinem Untergang abstreitet.
In letzter Zeit hinterfragte Krypto-Twitter die zweistelligen Renditen von Nexo des Öfteren – insbesondere nach dem kürzlichen Zusammenbruch der Krypto-Börse FTX. In Anbetracht all jener Blockchain-Unternehmen, welche dieses Jahr dem Erdboden gleich gemacht wurden, käme auch der Untergang dieser Kreditplattform wenig überraschend.
Die Renditen von Nexo sind fragwürdig
Da nahezu alle Konkurrenten von Nexo in den letzten Monaten dazu gezwungen waren, Konkurs anzumelden, stellte der Kryptoanalyst Dylan LeClair nun dessen angebotene Renditen von über 10 % infrage. Sein Argument stützt sich dabei auf die im Vergleich zum restlichen dezentralen Finanzmarkt (DeFi) überdurchschnittlich hohen Erträge für die Nutzer.
LeClair erklärte:
“Wenn die angebotene Rendite höher ist als der ‘risikofreie’ Marktsatz, besteht per definitionem ein direktes Risiko.”
Dem Analysten zufolge gelte dies auch für jedes andere Unternehmen in einer ähnlichen Position.
Andere Krypto-Kreditgeber, wie Celsius, BlockFi, Voyager und Vauld, wurden durch den Zusammenbruch von FTX bereits Opfer einer sogenannten Krypto-Ansteckung.
Die Aufsichtsbehörden bleiben misstrauisch gegenüber Kreditprodukten
Die US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) ging bereits im vergangenen Jahr gegen ähnliche Produkte vor. So war BlockFi nach einem Vergleich mit der SEC in Höhe von 100 Millionen US-Dollar dazu gezwungen, sein erstes renditeträchtiges Angebot zurückziehen. Kürzlich verklagte auch die Australian Securities and Investments Commission (ASIC) das Fintech-Unternehmen Block Earner. Wie die Aufsichtsbehörde behauptet, fungierten die renditeträchtigen Produkte des Unternehmens im Wesentlichen als nicht registrierte Finanzdienstleistungen.
Aufgrund der weiterhin ausbleibenden Regulierungen für Krypto-Kreditprodukte steht die Plattform nun vor weiteren Problemen. Der in London ansässige Kreditgeber musste sich vor Gericht verantworten, da er 2021 angeblich drei Investoren daran hinderte, Kryptowährungen im Wert von mehr als 126 Millionen US-Dollar abzuheben. Den Anschuldigungen zufolge habe Nexo die Anleger gezwungen, ihre Bestände mit einem Abschlag von 60 % zu verkaufen.
Jüngste Klage und Konfrontation mit den Regulierungsbehörden
In den vergangenen Monaten erließen das California Department of Financial Protection (DFPI) und sieben weitere Bundesstaaten Unterlassungsverfügungen gegen Nexo.
Daraufhin beteuerten die Mitbegründer Antoni Trenchev und Kalin Metodiev die weiterhin gesunde Solvenz und Resilienz der Plattform. Metodiev fügte hinzu:
“Nexo ist weit davon entfernt, Insolvenz oder Konkurs anzumelden.”
Wie LeClair argumentierte, erhalte Nexo durch die besicherte Kreditaufnahme bei Nutzern einen Zinssatz, der höher ist als die angebotene Rendite. In einem System ohne Kreditgeber letzter Instanz könne ein solches auf Krypto basierendes Geschäftsbankmodell jedoch schnell platzen.
Einmalige Liquiditätsprobleme würden laut LeClair bereits ausreichen, und die Plattform könne schließen. Der Analyst verwies als Beispiel auf das Terra-Debakel und mahnte:
“Haltet eure Coins fern von Gegenparteien und leiht sie erst recht nicht für eine Rendite aus …”
Ferner betonte er auch, dass das Unternehmen über 82 % des Gesamtangebots seiner Token kontrolliert. Wie ein weiterer Nutzer anmerkte, bestehen 85 % des gesamten auf Ethereum gehaltenen Nexo-Vermögens aus NEXO-Token. Demnach könnte die Unterstützung der Plattform infolge eventuell auftretender Liquiditätsprobleme gefährdet sein.
Da auch der FTX-Fall noch immer nicht vollständig aufgeklärt ist, bleibt die Marktstimmung weiterhin schwach. Die gesamte Marktkapitalisierung der Kryptowährungen liegt derzeit laut CoinGecko bei nur noch 855 Milliarden US-Dollar.
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