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Teil I – Interview mit Analyst Walter Leonhardt: Geldwäsche, Freeports und Scams

4 min
Aktualisiert von Alexandra Kons
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IN KÜRZE

  • „Und ist der Wähler erbost, muss die Politik reagieren.“
  • „Freeports sind im Grunde genommen Lagerräume, die man anmieten kann, nur halt nicht „myplace“-like für Normalgeborene, sondern superedel und superteuer.“
  • „Und das ist schwierig: denn bei nichts wird man subjektiver als wenn's ums eigene Geld geht und man an etwas glauben will.“
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BeInCrypto hatte die Gelegenheit mit Walter Leonhardt zu sprechen, einem auf Onlinebetrug spezialisierten Analysten. Dabei ging es vor allem um das Thema Geldwäsche und Betrug.

Geldwäsche: Immobilien, Panama Paper und Kunst (Freeports)

Walter erklärt, dass im Geldwäschebereich Immobilien besonders beliebt sind. Grund dafür ist die Möglichkeit über diese viel Geld umzusetzen.

„Allerdings sind die internationalen AML-Bestimmungen („anti money laundering“) seit den Panama Papers engmaschiger geworden, sodass Immobilien zunehmend an Attraktivität verlieren. Die Panama Papers beschrieben damals, wie Briefkastenfirmen mit Scheindirektoren zum anonymen Immobilienkauf verwendet werden. Darauf aufmerksam gemacht, fingen Journalisten mit nachforschen an, was zum öffentlichen Aufschrei führte. Denn ausländisches (illegales) Geld, das auf den örtlichen Immobilienmarkt schießt, macht Immobilienpreise für die eigenen Steuerzahler teuer. Und ist der Wähler erbost, muss die Politik reagieren.“

Walter erklärt, dass es einen weiteren wichtigen Bereich für die Geldwäsche gibt: die Kunst!

„Was zur Geldwäsche weiterhin breit wie ein Scheunentor aufsteht und gerne genutzt wird, ist Kunst. Der Kunstmarkt unterliegt als einziger „Finanzmarkt“ nicht dem BSA („Bank Secrecy Act“, Anm. d. Verf.). Das bedeutet, dass dort AML-Bestimmungen nicht rechtlich bindend sind, sondern höchstens den Wert einer unverbindlichen Handlungsempfehlung besitzen. „Best practise“, sozusagen. Das gilt insbesondere für die USA.“

Ein Bild von BeInCrypto.com
Ein Bild von BeInCrypto.com

Walter hebt die Vorteile der Kunstobjekte hervor. Da wäre zum einen der problemlose Transport zu nennen, aber auch die Unwissenheit der Umgebung:

„Weitere Vorteile, die Kunstobjekte mit sich bringen: sie sind problemlos von A nach B zu transportieren. Denn wird man gefragt wird, sagt man einfach „das ist eine Replika“ – kaum ein Zöllner ist Kunstexperte. Oder – wenn es sich um richtig teure Kunstwerke handelt -, kann man diese in sogenannten Freeports einlagern, wie es sie beispielsweise in Luxemburg oder Genf gibt. D.h. in solch einem Fall findet überhaupt kein Grenzübertritt statt.“

Die Geldwäsche über Freeports im Detail

Walter erläutert, was genau es mit den Freeports auf sich hat:

„Freeports sind im Grunde genommen Lagerräume, die man anmieten kann, nur halt nicht „myplace“-like für Normalgeborene, sondern superedel und superteuer. Es sind Hochsicherheits-Luxuslager, wo Reiche und Superreiche alles, was Wert besitzt, nicht nur einlagern, sondern auch bestaunen können. Dort gibt es richtige Showrooms dafür. Solange sich Objekte in so einem Lager befinden, gelten sie als nicht in ein Land eingeführt und unterliegen keiner Steuerpflicht.“

Er führt weiter aus, dass die Freeports ein steuerfreier Raum, eine Steueroase im eigenen Land sind:

„Weltweit gibt es mehrere tausend davon, verteilt über mindestens 135 Länder. Wir reden also nicht (nur) von den typischen Steuerparadiesen wie die Caymans oder Jersey Island.

Geldwäsche über Sportwetten, Agribusiness und… Kryptowährungen

Walter fasst zusammen, dass der einfachste Weg zur Geldwäsche über Freeports über die fünfjährige Einlagerung teurer Kunstwerke geht. Denn im sechsten Jahr ist die Verjährung der Geldwäsche als Straftat zu erwarten.

Anschließend können die Besitzer das Kunstwerk legal weiterverkaufen. Allerdings laufen die meisten Kunstdeals auch allgemein anonym statt – kaum einer fragt, woher das Geld stammt; niemand will seine Kunden verärgern. Denn eigentlich braucht kein Käufer Kunst und ist deshalb (?) empfindlich.“

Auf die Frage, wie neben Immobilien und Kunst noch Geld gewaschen wird, erklärt Walter:

„Andere Wege zum Geldwaschen sind Sportwetten, Agribusiness und über Kryptowährungen, weil über letzteres Thema Finanzämter und Ermittlungsbehörden noch kaum Ahnung haben, wie auch Changpeng Zhao von Binance im Forbes-Interview beschreibt. Außerdem kann man Kryptowährungen ohne Private Keys nicht beschlagnahmen, wie ich erst kürzlich in einem BeInCrypto-Artikel gelesen habe. Für Leute, die gewissermaßen immer Verhaftung befürchten müssen, ein ganz wichtiger Faktor: ein cold wallet lässt sich einfach verstecken. Weiterführende Informationen dazu gibt es auch bei Europol.“

Ein Bild von BeInCrypto.com
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Scams: Internationale Ermittlungen und Emotionen

Walter erklärt, warum die Ermittlungen in Bezug auf Scams so schwierig sind. Mehr darüber hat BeInCrypto bereits in der Scam-Serie über die UI Group berichtet.

„Fast alle Fälle sind grenzüberschreitend und Betrugsdelikte sind in der Regel äußerst komplexer Natur. Die Macht der Behörden enden an ihren Landesgrenzen. Internationale Ermittlungen finden nur in ganz wenigen Fällen statt, weil den Behörden dafür die Ressourcen fehlen, sowohl personell als auch finanziell. Es gibt nicht so viele Spezialisten dort und deren Arbeitseinsatz ist hochgefragt.“

Ein Bild von BeInCrypto.com
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Entsprechend verlaufen viele internationale Ermittlungen im Sand. Oder aber, um die Quoten zu erfüllen, konzentriert man sich auf einfachere Fälle, wie Walter weiter ausführt. Also müssen Investoren hier auf Eigenverantwortung setzen:

Der beste Schutz ist und bleibt der Selbstschutz, indem man sich vorab intensiv darüber schlau macht, mit wem man Geschäfte macht („due diligence“). Außerdem sollte man mit Leuten, denen man vertraut, darüber sprechen; mit emotional unbeteiligten Personen. Dabei sollte man versuchen, sich die Sache nicht selbst schönzureden, sondern dem anderen so sachlich wie möglich zu präsentieren.“

Und hier liegt auch das ganz große Problem: Die subjektive Wahrnehmung dieser hochkomplexen Situation, die sich aus Hoffnung, fehlender Erfahrung und mangelndem Verstehen zusammensetzt:

„Und das ist schwierig: denn bei nichts wird man subjektiver als wenn’s ums eigene Geld geht und man an etwas glauben will. Weil es halt schön klingt. Ich verstehe das sehr gut.“

Mehr über Scams und die Erfolgsstrategien von Betrügern erfährst du in Teil II des Interviews.

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In Übereinstimmung mit den Richtlinien des Trust Project gibt dieser Meinungsartikel die Perspektive des Autors wieder und spiegelt nicht unbedingt die Ansichten von BeInCrypto wider. BeInCrypto bleibt einer transparenten Berichterstattung und der Einhaltung höchster journalistischer Standards verpflichtet. Den Lesern wird empfohlen, die Informationen unabhängig zu überprüfen und einen Fachmann zu konsultieren, bevor sie auf der Grundlage dieses Inhalts Entscheidungen treffen.

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Alexandra Kons
Alex hat ihren Bachelor in Orient- und Asienwissenschaften an der Friedrich-Wilhelms Universität Bonn absolviert, danach Deutsch als Fremdsprache am Goethe Institut studiert und ihren Master in Arabistik an der Freien Universität Berlin absolviert. Seit 2017 ist sie als Krypto-Journalistin tätig.
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