Das Internet wird seit langem dafür gelobt, dass es Menschen zusammen bringt, den Austausch von Ideen erleichtert und den Horizont der Menschen erweitert, und das aus gutem Grund.
Suchfelder machen das Wissen der Welt für uns unmittelbar zugänglich. Von E-Mail über Instant Messaging bis hin zu Videoanrufen haben wir immer lebensnähere Formen der Kommunikation entwickelt.
Doch es wird immer deutlicher, dass bei der Gestaltung unserer Online-Welt etwas nicht stimmt. Jeder, der sich nach stundenlangem Scrollen in den Nachrichten der sozialen Medien wütend oder beunruhigt von seinem Handy abwendet, ist in eine Art Falle getappt.
Das Problem der sozialen Medien
Die Maschinerie, die uns mit diesen Informationen versorgt, sät mindestens genauso oft Zwietracht wie sie uns mit anderen Menschen oder anderen Ideen verbindet, die unser Leben bereichern. Wir müssen uns fragen, warum.
Die Erklärung dafür ist, dass die Algorithmen, die uns mit einem Beitrag nach dem anderen füttern, nicht unsere besten Interessen im Sinn haben. Sie dienen vielmehr dazu, Gewinne für die Unternehmen zu erwirtschaften, die sie entwickelt haben. Und brisante Inhalte führen nun mal zu mehr Klicks und empörten Reaktionen, welche wiederum die Aufmerksamkeit Anderer auf sich ziehen.
Dieses Engagement wird genau analysiert, um Werbeprofile von Nutzern zu erstellen. Diese können von sozialen Medien und anderen Unternehmen in Einnahmen umgewandelt werden. Die Unternehmen wachsen, während wir in Echokammern von Inhalten gefangen sind, die unsere Aufmerksamkeit auf die schlimmste Weise auf sich ziehen. Es ist ein gefährlicher Teufelskreis.
Deshalb war es besonders ironisch, als ich Mark Zuckerberg neulich bei einem Gespräch mit Casey Newton zuhörte. Er erklärte, dass er Facebook eine Führungsrolle beim Aufbau der nächsten Phase des Internets, dem “Metaverse”, zukommen lassen will.
Die Geschichte des Metaverse
Das Konzept des Metaversums tauchte erstmals 1982 in William Gibsons Kurzgeschichte “Burning Chrome” unter dem Begriff “Cyberspace” auf. Es wird auch in seinem Roman “Neuromancer” von 1994 erwähnt, in dem die Übertragung des menschlichen Geistes in die virtuelle Realität beschrieben wird. Es war allerdings Neal Stephensons 1992 veröffentlichter Roman “Snow Crash”, der viele der Konzepte formulierte, die wir heute mit dem Begriff Metaverse verbinden.
In Stephensons imaginärer Realität kontrollieren große und mächtige Konglomerate die Welt, und die Gesellschaft ist in hohem Maße ungerecht. Das Metaverse ist ein Ort, an dem die Bürger der harten Realität des Lebens entfliehen. Der Begriff “Metaverse” ist ein Zusammenschluss aus “meta”, was “jenseits” bedeutet, und “Universe”. Das Konzept wird im Allgemeinen als ein gemeinsamer virtueller Raum verstanden, der erweiterte physische Komponenten enthält. Eine Art zukünftiges Internet, in dem virtuelle 3D-Räume ständig miteinander in Verbindung stehen.
Eine Definition beschreibt das Metaverse als “die Summe aller virtuellen Welten”. Stell Dir zum Beispiel vor, die Spieluniversen von Multiplayer-Online-Spielen (MMOGs) wie World of Warcraft, Runescape oder Second Life wären miteinander verbunden, einschließlich ihrer eigenen Währungen und Wirtschaftssysteme.
Dieser kollektive virtuelle Raum könnte dauerhaft parallel und unabhängig von der tatsächlichen physischen Welt existieren. Die Menschen könnten ständig in Echtzeit miteinander interagieren. Das ist das Metaverse. Mit der zunehmenden Verbreitung von VR- und AR-Technologien ist es nun an der Zeit, dass wir uns Gedanken darüber machen, wie wir diese virtuelle Erweiterung unserer Welt gestalten.
Unser derzeitiges technologisches Ökosystem sollte kritisch betrachtet werden, damit wir die Fehler der Vergangenheit vermeiden. Wir sollten alle verfügbaren Technologien und Geschäftsmodelle in Betracht ziehen, um Wege zu finden, diese Form des Internets umzusetzen. Wir müssen sie besser machen als ihre Vorgängerversion.
Umgeben von “Walled Gardens”
Das derzeitige Internet basiert auf einer zentralisierten Infrastruktur. Es ist eine Reihe von “Walled Gardens“, in denen isolierte Plattformen wie Facebook, Amazon und Google Informationen auf privaten Servern in zentralem Besitz hosten. Diese Informationen können von den Nutzern verwendet werden, solange sie sich an die Geschäftsbedingungen der Plattformen halten.
Diese Struktur bietet ein Maß an allgemeinen Erleichterungen, das noch vor ein paar Jahrzehnten undenkbar war. Pakete, die bestellt und noch am selben Tag geliefert werden; Gigabyte für Gigabyte an Cloud-E-Mail-Speicher. Aber es gibt auch einen gravierenden Preis dafür. In dieser virtuellen Welt muss der Einzelne akzeptieren, dass er Mieter und nicht Eigentümer ist. Wenn sie ihr Abonnement kündigen oder ihre Anmeldedaten verlegen, verlieren sie den Zugriff auf die digitalen Objekte, die sie als “ihre” betrachten.
Die frühe Entwicklung des Metaversums diesen Unternehmen anzuvertrauen, könnte sich als katastrophal erweisen. Es ist leicht, unbemerkt schnell eine ganze Stunde mit dem Lesen von Tweets zu vergeuden. Das Durchschauen von Videos auf TikTok macht erwiesenermaßen noch süchtiger. Stelle Dir nur vor, wie es weitergeht. Denn Metaverse-Erfahrungen sind noch wesentlich immersiver.
Implementierung als Impulsgeber für das Gute
Der Aufstieg des Metaverse kann als unmoralisch betrachtet werden. Seine ethischen Auswirkungen sind weder von Natur aus gut noch von Natur aus schlecht. Wie so oft bei neuen Technologien ist der entscheidende Faktor jedoch die Umsetzung.
Die frühen Entwicklungen unseres Metaverse haben beunruhigende Tendenzen gezeigt. Die Nachverfolgung von Nutzern über verschiedene Websites und Plattformen hinweg, die heimliche Protokollierung und Weitergabe sensibler Informationen und die Überwachung durch die Regierung haben in der virtuellen Welt ihren Ausdruck gefunden.
Zentralisierung als Risiko für das Metaverse
Das Problem der Plattformabhängigkeit droht auch die Aufspaltung zu beschleunigen und die Interoperabilität des Metaverse zu behindern. Zu Beginn seines Interviews mit Casey Newton stellte Zuckerberg die Vision vor, dass “kein einziges Unternehmen das Metaversum betreiben wird. Es wird ein ‘verkörpertes Internet’ sein, das von vielen verschiedenen Akteuren auf dezentrale Weise betrieben wird”.
“[Das Metaverse] muss interoperabel und mobilisierbar sein. Man hat seinen Avatar, seine digitalen Besitztümer und man möchte sich überall hin teleportieren können. Man will nicht an die Mitarbeiter eines Unternehmens gebunden sein. Wir entwickeln zum Beispiel die Quest-Headsets für VR (Virtual Reality) und arbeiten ebenfalls an Headsets für AR (Augmented Reality). Aber die Software, die wir entwickeln, damit die Leute darin arbeiten oder sich darin aufhalten und diese verschiedenen Welten aufbauen können, ist für alle Anwendungsgebiete geeignet. Wenn also andere Unternehmen VR- oder AR-Plattformen entwickeln, wird unsere Software überall zu finden sein. Genau wie Facebook oder Instagram heute.”
Mit anderen Worten, es werden “Walled Gardens” mit lukrativen Lizenzierungssystemen für Facebook sein, um weiterhin mit den Nutzerdaten Geld zu machen, welche Facebook besitzt. Dies ist eine nicht hinnehmbare Zukunftsvision. Wenn sich dieses Modell des Internets im Metaverse durchsetzt, wird die physische Welt demselben Druck ausgesetzt wie die digitale Welt.
Vor allem, wenn es um Identität, Nutzungsrechte und Kompatibilität geht. Es ist denkbar, dass die Gesamtheit der menschlichen Erfahrungen in die Kontrolle einiger weniger mächtiger Unternehmen gerät und Gesetze und Gepflogenheiten, die Menschenrechte wie den Schutz der Privatsphäre betreffen, kaum mehr als Artefakte einer vergangenen Zeit sind.
Blockchain als Antwort auf die Zentralisierung des Metaverse
Es ist jedoch nicht zwangsläufig so, dass das wachsende Metaversum diesen Vorgehensweisen unterliegen muss. Blockchain bietet einen anderen Weg.
Die Blockchain-Technologie hat im letzten Jahr ein exponentielles Wachstum erfahren. Die Zahl der Menschen, die sie nutzen, und die Zahl der Projekte, die auf dezentralen Netzwerken wie Ethereum aufbauen, hat sich kontinuierlich erhöht. Diese Technologie hinterlässt auf unerwartete Weise deutliche Spuren in unserem Proto-Metaverse.
Eines der renommiertesten Auktionshäuser der Welt, Sotheby’s, hat in diesem Jahr eine Ausstellung an einem außergewöhnlichen Ort eröffnet: dem “NFT-Metaverse”. In diesem virtuellen Raum hat Sotheby’s eine digitale Nachbildung seines Londoner Hauptsitzes in den virtuellen Straßen von Decentraland geschaffen – der ersten dezentralisierten virtuellen Welt.
In einem Bericht vom Juni 2021 heißt es: “Die virtuelle Galerie wird über fünf Räume im Erdgeschoss verfügen, in denen digitale Kunst gezeigt wird, sowie über einen digitalen Avatar des Londoner Kommissionsmitglieds Hans Lomulder, der die Besucher an der Tür begrüßt.”
Das Aufkommen der NFTs ist ein vielversprechendes Beispiel für die Entwicklung einer besseren Art von Metaverse. Wir sind jetzt in der Lage, unser digitales Eigentum selbst zu besitzen und zu verwalten. Wir müssen es den großen Technologiekonzernen nicht mehr anvertrauen. Es ist in unserem Besitz und wir haben nicht nur dann Zugang, wenn wir auf ihren Plattformen bleiben und nach ihren Regeln spielen.
Es kommt auf uns an
Die Auswirkungen des Metaversums auf die Privatsphäre des Einzelnen hängen davon ab, was wir jetzt gemeinsam tun. Eine dystopische Zukunft, in der die ständige Überwachung, die Plattformabhängigkeit und die perversen wirtschaftlichen Anreize von Big Tech in die physische Welt übertragen werden, ist möglich, aber nicht unvermeidlich.
Wenn Innovatoren und Einzelpersonen daran arbeiten, Technologien wie Blockchain in neu entstehende Systeme einzubinden, können wir eine dynamische, vernetzte Welt schaffen. In dieser Welt könnten die Menschen auf Waren, Dienstleistungen und Informationen in einer Weise zugreifen, die nie zuvor für möglich gehalten wurde. Und gleichzeitig können wir die Autonomie und Freiheit des Einzelnen schützen und stärken.
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