IN KÜRZE

  • Ein NFT-Händler geht gerichtlich gegen den weltweit größten NFT-Marktplatz OpenSea vor.
  • Robbie Acres und sein Anwaltsteam, Traverse Legal, sind der Meinung, OpenSea habe nicht genug getan, um den Weiterverkauf gestohlener Vermögenswerte zu verhindern.
  • Der NFT-Gigant sperrte auch Acres Konto für mehr als zwei Monate und verhinderte so den Handel in einer Zeit erheblicher Marktvolatilität.
  • promo

OpenSea fordert einen Nutzer auf, einen Meineid zu leisten, nachdem diesem zwei NFTs gestohlen wurden. Eine andere Möglichkeit, sein Konto zu entsperren, gab es nicht. Die ist ein besorgniserregender Präzedenzfall für die Nutzer des weltweit größten NFT-Marktplatzes.

Wenn einer schon um sein NFT bestohlen wird, sollte er vom weltgrößten NFT-Marktplatz doch eine schnelle und gewissenhafte Reaktion erwarten können. Wie BeInCrypto erfuhr, ist das leider nicht immer der Fall. Das Konto von Robbie Acres zum Beispiel fror OpenSea für über zwei Monate ein. Er sollte eine eidesstattliche Erklärung abgeben, dass seine Wallet nicht kompromittiert wurde, andernfalls könne seine Adresse nicht entsperrt werden, so der Marktplatz. Folgendes konnten wir in Erfahrung bringen:

Am 12. Juli 2022, um 13:28 Uhr GMT, wurden zwei NFTs ohne Robbie Acres Zustimmung von seinem Wallet transferiert. Eins aus der HAPE PRIME- und ein weiteres aus Karafufu-Sammlung. Wie er im Gespräch mit BeInCrypto erzählt, vermutete er, Opfer eines Phishing-Betrugs geworden zu sein

Kurz darauf, um 14:11 Uhr, schickte der begeisterte Krypto-Enthusiast mit Web 3-Karriere einen mit den Richtlinien für gestohlene Vermögenswerte übereinstimmenden Bericht an OpenSea. Darin bat er die Plattform, seine NFTs wiederzuerlangen und das Konto des Betrügers zu sperren. Robbie vermerkte die betroffene Wallet und benachrichtigte auch die entsprechenden Communities.

NFT-Sammlungen auf Opensea
Ein Bild von Opensea.io

“OpenSea handelte weder schnell noch aufmerksam genug”

Innerhalb von einer Stunde und zwanzig Minuten, nach dem Diebstahl der beiden Sammlerstücke, waren diese jedoch bereits weiterverkauft. Robbie und seinem Anwaltsteam zufolge war das Zeitfenster groß genug als auch genügend Beweise vorhanden, um den Weiterverkauf der NFTs rechtzeitig zu verhindern. In einer E-Mail an OpenSea schrieb er:

“Ich habe OpenSea sofort informiert, noch bevor die NFTs von dem Betrüger gelistet wurden. Zu diesem Zeitpunkt hätten sie aus dem Verkauf genommen und in meine Wallet zurücktransferiert werden müssen. Dies war nicht der Fall und beide wurden verkauft.”

Obwohl OpenSea kürzlich eine Funktion zur automatischen Erkennung von Diebstählen und zur Verhinderung des Weiterverkaufs von Vermögenswerten implementierte, erfasste das System keines der beiden Sammlerstücke. Wohlgemerkt fand die Übertragung von zwei NFTs im Wert von Tausenden von US-Dollars ohne Bezahlung statt.

Mehr als zwei Stunden nach seiner ersten Meldung erhielt Robbie die Aufforderung, das Ticket unter Verwendung der seinem Konto zugeordneten E-Mail-Adresse erneut einzureichen. Er änderte die E-Mail-Adresse seines Profils und nahm den Kontakt weniger als vier Minuten später wieder auf.

Am 13. und 14. Juli schickte Robbie zwei weitere E-Mails mit der Bitte um eine Antwort. Darin machte er seine Erwartung deutlich, entweder eine Entschädigung zu erhalten oder die gestohlenen Vermögenswerte zurückzubekommen. Er gab dem Unternehmen eine Frist bis zum Ende der Woche, um zu antworten, bevor er rechtliche Schritte einleiten würde.

Am späten Abend des 14. Juli äußerte sich der Marktplatz schließlich zu dieser Angelegenheit. OpenSea gab zu, sehr verspätet geantwortet zu haben und entschuldigte sich dafür. Weiter hieß es:

“Wir sind leider nicht in der Lage, verlorene Gelder oder NFTs, die aus einer Wallet transferiert wurden, wiederherzustellen. Ich weiß, das ist enttäuschend und nicht die Antwort, die Sie sich erhofft haben.”

Konto während eines Marktabschwungs eingefroren

Anschließend tat OpenSea folgendes: Sie sperrten das Konto des Betrügers und die gestohlenen NFTs. Allerdings auch Robbies Konto – ohne seine Erlaubnis. Unglücklicherweise war dies mit teuren und volatilen Vermögenswerten gefüllt. Zur Entsperrung seines Kontos hätte er bestätigen müssen, dass seine Wallet nicht kompromittiert wurde. Jedoch war genau das der Fall.

Nach mehreren Monaten und E-Mails sollte Robbie am 29. September schließlich folgender Erklärung zustimmen:

“Hiermit bestätige ich, dass ich zusätzliche Informationen erhalten habe und meine Meldung über die Kompromittierung meiner Wallet [Adresse der Wallet einfügen] zurückziehen möchte. Auch möchte ich, dass OpenSea das Kaufen, Verkaufen und Übertragen von Gegenständen mit dieser Wallet auf dem Marktplatz wieder zulässt. Ich bin mir bewusst, dass diese Aktion nicht rückgängig gemacht werden kann.”

Das Besorgniserregende an der ganzen Sache ist:

  1. Handelt es sich dabei um Erpressung.
  2. Musste Robbie alle Ansprüche auf die gestohlenen Sammlerstücke aufgeben, wodurch jede Chance, sie zurückzubekommen, verloren war.
  3. Begeht ein Marktplatz durch die Erleichterung des Verkaufs gestohlener NFTs eine illegale Handlung laut US-Recht.

Indem OpenSea von Robbie verlangte, diese Erklärung zu unterschreiben, versuchten die Plattform, sich von ihrer rechtlichen Verantwortung zu befreien.

Dank dieses Vorgehens war es dem Opfer nicht möglich, während eines erheblichen Marktabschwungs zu handeln. Daher fordert Robbie nun 500.000 US-Dollar Schadenersatz. 

Ein Sprecher von OpenSea teilte BeInCrypto mit:

“Diebstahl ist eines der größten und am schwierigsten zu lösenden Probleme im Ökosystem, da dies über viele verschiedene digitale Oberflächen und durch viele einzigartige (und legitime) Kommunikationskanäle geschieht. Zudem fand der fragliche Diebstahl außerhalb von OpenSea statt und die Vermögenswerte wurden verkauft, bevor OpenSea von dem gemeldeten Diebstahl erfuhr. Kurz nachdem wir benachrichtigt wurden und davon Kenntnis erlangt hatten, froren wir die Gegenstände ein und das Konto des Benutzers wurde anschließend wieder freigeschaltet.”

NFT-Anwalt leitet rechtliche Schritte ein

Aktuell liegt der Fall bei Enrico Schaefer, einem der Gründungsanwälte von Traverse Legal. Schaefers juristisches Spezialgebiet sind NFTs, DAO und Blockchain. Darüber hinaus betreibt er auch seinen eigenen YouTube-Kanal. In der Sendung The NFT Lawyer diskutiert Schaefer die Überschneidung zwischen digitalen Vermögenswerten und dem Recht.

Gegenüber BeInCrypto meinte Schaefer, OpenSea habe gegen Verbraucherschutzgesetze verstoßen und seine eigenen AGB sowie schriftliche Richtlinien verletzt:

“OpenSea versäumte es, einer Beschwerde über einen gestohlenen NFT nachzugehen und sperrte das Konto meines Kunden ohne dessen Erlaubnis. Ferner haftet die Plattform für Konvertierung, dreifachen Schadenersatz und Anwaltsgebühren, da sie die Kontrolle über die Vermögenswerte meines Kunden übernahm und sich weigerte, diese wieder freizugeben. Schließlich handelte der Kundensupport von OpenSea bei der Bearbeitung dieser Angelegenheit fahrlässig und versäumte es, angemessene Unterstützung zu leisten.”

Schaefer ist nicht nur ein Experte auf diesem Gebiet, sondern auch ein Verfechter der Technologie. Seiner Meinung nach muss OpenSea den Web 3-Standards erst noch gerecht werden und ist derzeit kein bisschen besser als seine Web 2-Pendants. Obendrein beobachte er ein solches Verhalten des NFT-Marktplatzriesen nicht zum ersten Mal. 

“Die Web 3-Community lobt Transparenz, Dezentralisierung und Verantwortlichkeit. Traurigerweise versagte OpenSea in allen drei Punkten. Einige Web 3-Unternehmen sind zu sehr darauf bedacht, die ersten und größten zu sein und die Investoren zu beeindrucken. Am Ende sind sie leider nicht besser als die Web 2 ‘Software-as-a-Service’-Plattformen, die wir alle zu verachten gelernt haben. Viele meiner Kunden machten ähnliche Erfahrungen mit OpenSea. Die Plattform versäumte es, sich auf einen gut geschulten und verfügbaren Support für die Kunden zu konzentrieren. Wir versuchen, das eklatante, unverfrorene und eigennützige Verhalten in dieser neuen Ära des Internets zu beheben. Ich frage mich, ob dieselben Anwälte, die Web 2 vermasselt haben, jetzt auch die Blockchain-Dienstleister von der gleichen Klippe stürzen.”

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Haftungsausschluss

Gemäß den Richtlinien des Trust Project werden in diesem Artikel Meinungen und Perspektiven von Branchenexperten oder Einzelpersonen vorgestellt. BeInCrypto ist um eine transparente Berichterstattung bemüht, aber die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die von BeInCrypto oder seinen Mitarbeitern wider. Die Leser sollten die Informationen unabhängig überprüfen und einen Fachmann zu Rate ziehen, bevor sie Entscheidungen auf der Grundlage dieses Inhalts treffen.

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Leonard Schellberg
Leonard Schellberg stieß im Jahr 2021 auf das Thema Kryptowährungen. Nachdem er sich ein fundiertes Wissen über den breiten Kryptomarkt angeeignet hatte, entwickelte er eine besondere Begeisterung für die Möglichkeiten der Distributed Ledger Technologie und Smart Contracts. Darüber hinaus hegt er ein großes Interesse für das globale Finanzsystem, Makroökonomie und Krypto-Trading. Noch während Leonard im Frühling 2022 seinen Bachelor in Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaften an der...
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