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Bitcoin-Bulle Chamath Palihapitiya fordert: Kein Bail-Out für Milliardäre und Hedgefonds

4 min
Aktualisiert von Tobias W. Kaiser
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IN KÜRZE

  • In einem Interview mit CNBC fordert Chamath Palihapitiya, dass es keine Finanzhilfen für große Kapitalgeber geben sollte.
  • In einem kapitalistischen System gibt es keine Leistung ohne Gegenleistung.
  • Bail-Outs für Milliardäre und Hedgefonds sind eine Perversion kapitalistischer Gesetzmäßigkeiten.
  • promo

Chamath Palihapitiya gab dem US-Nachrichtensender CNBC ein Interview. Dabei fordert der CEO von Social Capital, dass keine Finanzhilfen im Zuge der Coronavirus-Pandemie an große Kapitalgeber gezahlt werden sollen.
Wie bereits nach der Finanzkrise 2008 stellen die Zentralbanken Finanzhilfen bereit. Es stellt sich erneut die Frage, wie diese verteilt werden sollen und inbesondere, ob große Kapitalgeber gerettet werden sollen. Chamath Palihapitiya beantwortet diese Frage mit einem klaren Nein. Dabei ist Palihapitiya selbst ein Kapitalgeber. Als CEO von Social Capital stellt er Anschubfinanzierung und Wagniskapital bereit und beteiligt sich damit an Unternehmen, die im Bereich des sozialen Wohlergehens tätig sind. Unter anderem sind diese Teil der Gesundheitsversorgung, des Finanzwesens und der Bildung. [Fortune] Palihapitiya ist auch ein entschiedener Verfechter von Bitcoin und hat stark von dem Preisanstieg der Kryptowährung profitiert, was es ihm wohl auch erlaubte, sein VC-Unternehmen aufzubauen. Nach eigenen Angaben kaufte er sich 2013 in Bitcoin ein, als dessen Preis bei rund $80 lag und besaß zu einem Zeitpunkt ganze 5% aller Bitcoins im Umlauf. Palihapitiya sagt, dass unsere Aufmerksamkeit derzeit nicht Milliardären und Hedgefonds gelten soll. Diese würden es verdienen, wirtschaftlich “ausgelöscht zu werden”. Wie es scheint, geraten besonders in wirtschaftlich schweren Zeiten unterschiedliche wirtschaftsphilosophische Ansätze aneinander. Zeit also, um diese einmal genauer zu betrachten.

Kapitalismus vs. Korporatismus

Bekanntlich gibt es viele Menschen, die von sich selbst behaupten “Kapitalismuskritik” zu betreiben, wie beispielsweise jüngst der Journalist und Podcaster Tilo Jung. In wirklichkeit kritisieren diese jedoch in aller Regel nicht den Kapitalismus, sondern den Korporatismus. Der Kapitalismus stützt sich auf zwei Säulen: Privateigentum und freien Handel. Dadurch entstehen in einem kapitalistischen System drei Möglichkeiten, um Geld zu verdienen. Bitcoin steigt, während Tether am zweiten Tag in Folge weitere 60 Mio. USDT ausgibt Eine Möglichkeit besteht darin, Güter oder Dienstleistungen anzubieten, die andere Menschen nachfragen. Die gesamte Industrie, sowie das Dienstleistungsgewerbe sind auf diesem Weg tätig. Auch der Arbeitsmarkt in Teil dieses Sektors. Arbeit ist einer der Produktionsfaktoren, die benötigt werden, um Güter oder Dienstleistungen zu erzeugen. Ein Arbeitgeber fragt diesen Produktionsfaktor nach und Angestellte liefern ihn im Austausch für ein Entgelt, meist einem festen monatlichen Gehalt. Die zweite Möglichkeit ist das Verleihen von Geld. Um diese Möglichkeit zu erklären bedient sich die Volkswirtschaftslehre an dem psychologischen Konzept der Zeitpräferenz. Dabei nimmt man an, dass Konsumenten den Konsum in der Gegenwart gegenüber einem künftigem Konsum vorziehen. Fragt man Menschen beispielsweise, ob sie einen Vermögenswert sofort, oder in einem Jahr erhalten wollen, so werden sie es (fast) immer vorziehen, diesen sofort zu erhalten. Auf die Wirtschaft angewandt drückt sich diese Zeitpräferenz im Zinssatz aus. Jemand der sich zum Zweck eines sofortigen Konsums, oder für Investitionszwecke Geld leihen will muss dem Geldgeber einen Preis dafür zahlen, dass dieser seinen Konsum auf einen späteren Zeitpunkt verschiebt. Im Gegenzug erwartet ein Sparer, der seinen Konsum auf einen späteren Zeitpunkt verschiebt, dafür eine Gegenleistung in Form von Zinsen.

Risikoübernahme und Risikotransformation

Möglichkeit Nummer drei besteht in der Übernahme von Risiken. Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass die meisten Menschen risikoavers sind. Fragt man Menschen, ob diese einen Vermögenswert haben wollen, oder den doppelten Vermögenswert, falls sie das Ergebnis eines fairen Münzwurfs korrekt vorhersagen, so entscheiden sich die meisten für die erste Option. Auch hier gilt: Menschen, die ein wirtschaftliches Risiko eingehen, erwarten dafür eine angemessene Gegenleistung. Insbesondere verdienen Versicherer auf diesem Weg Geld, da Menschen die Risiken des täglichen Lebens gerne auf Andere übertragen möchten und auch bereit sind, Geld in Form einer Versicherungsprämie dafür zu bezahlen. Im Wesentlichen hängt allerdings beinahe alles, was auf den Finanzmärkten passiert, mit einer Übertragung von Risiken zusammen. Beispielsweise überträgt ein Unternehmer, der Teile seines Unternehmens auf dem Kapitalmarkt verkauft, einen Teil seines Geschäftsrisikos an die Kapitalgeber. Im Gegenzug dafür erhalten diese einen Teil der Unternehmensgewinne. Auch ein Kreditgeber muss mit einem gewissen Ausfallrisiko rechnen und kann dieses Risiko wenn nötig auf dem Kreditmarkt veräußern. Im Gegenzug berechnet ihm ein risikofreudigerer Kreditgeber, der das Risiko übernimmt, eine Prämie.

Keine Leistung ohne Gegenleistung

Sollten wir also große Kapitalgeber, welche von der wirtschaftlichen Rezession betroffen sind, Finanzhilfen gewähren? Die naheliegende Antwort lautet in der Tat Nein. Die Kapitalgeber haben Geld daran verdient, Risiken zu übernehmen. Es lag in ihrer Verantwortung, dieses Risiko in die Bewertung ihrer Vermögenswerte einfließen zu lassen und Risiken gegebenenfalls an Dritte zu veräußern. Kapitalismus bedeutet, dass es keine Leistung ohne Gegenleistung gibt. Kapitalgebern und Hedgefonds in wirtschaftlichen Boomzeiten zu erlauben, durch die Übernahme von Risiken Gewinne einzufahren und diese Risiken während einer Rezession zu übernehmen, kommt einem Geldgeschenk für Milliardäre gleich. Im Gegensatz zu der erwartbaren Reaktionen selbst ernannter Kapitalismuskritiker wäre dies kein Beispiel für “Turbokapitalismus”, sondern eine Perversion kapitalistischer Gesetzmäßigkeiten. Ich möchte in einem späteren Artikel noch einmal darauf eingehen, welche negativen Folgen es hat, wenn diese Gesetzmäßigkeiten verletzt werden. Abschließend bleibt festzuhalten, dass Chamath Palihapitiya natürlich Recht hat. Wer bewusst wirtschaftliche Risiken eingeht, muss auch die Verantwortung dafür tragen. An Finanzhilfen wird vermutlich kein Weg vorbei führen, aber diese ausgerechnet den Reichsten der Gesellschaft zukommen zu lassen, wäre eine Katastrophe.
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Tobias W. Kaiser
Tobias verfügt über einen Bachelorabschluss in angewandter Informatik, sowie einen Masterabschluss in Kognitionswissenschaft mit Fokus auf kognitiver Psychologie und künstlicher Intelligenz. Während seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gent nahm er an einem Forschungsprojekt in Verbindung mit einem großen französischen Telekommunikationsanbieter teil. Hierbei erforschte er die Anwendung von Spieltheorie auf den gemeinschaftlichen Ausbau von...
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