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China Stories: Blockchain vs. Krypto

3 min
Aktualisiert von Toni Lukic
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IN KÜRZE

  • Hat China nicht schon gefühlt dutzende Male Bitcoin & Co. verboten?
  • Bill Clinton hat einmal gesagt, Chinas Bemühungen, das Internet zu kontrollieren, seien wie "Wackelpudding gegen eine Wand zu nageln".
  • Die zugrunde liegende Logik des chinesischen Systems wird sich nicht ändern, die Regierung wird weiterhin versuchen Krypto an den Rand zu drängen.
  • promo

Warum die chinesische Regierung Blockchain liebt, aber Krypto hasst?

China ist weiterhin einer der wichtigsten Märkte für Kryptowährungen, aller Verbote zum Trotz. Das mag manch einen überraschen – hat China nicht schon gefühlt dutzende Male Bitcoin & Co. verboten?

Wer schon länger dabei ist, der weiß: wenn die chinesische Regierung was zum Thema Kryptowährungen zu sagen hat, dann fällt oft mehr als nur der sprichwörtliche Sack Reis. Die gute alte China FUD, schmerzhafte Erinnerungen kommen hoch: Blutrote Tage mit 20 % und mehr Verlust, nur weil eine von diesen unaussprechlichen chinesischen Regierungsämtern mal wieder irgendein Statement abgegeben hat. Im Internet werden diverse Vermutungen für die mit seltsamer Regelmäßigkeit angekündigten Verbote angestellt:

Der weitaus interessantere Teil der Geschichte ist jedoch, dass die chinesische Regierung gleichzeitig ein großer Fan der Blockchain-Technologie ist. Der chinesische Präsident Xi Jinping hat Blockchain wiederholt als eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts bezeichnet, gleichbedeutend mit KI oder Quanten-Computing (echt jetzt?).

Blockchain wurde bereits im 13. Fünf-Jahresplan von 2016 erwähnt, zu einer Zeit, als nur eine Handvoll Brancheninsider, geschweige denn Regierungsbeamte, das Potenzial der Technologie erkannten. Wozu braucht ein autoritärer Einparteienstaat Blockchain, eine Technologie, die für viele gleichbedeutend mit Dezentralisierung und Anonymität ist?

Dezentralisierung vs. Disintermediation

Das ist nur scheinbar ein Widerspruch. Erinnern wir uns daran, dass es bei Blockchain nicht nur um Dezentralisierung geht, sondern auch um “Disintermediation“, also das Weglassen des Mittelsmannes. In diesem Sinne könnte man es auch als Instrument zur Steigerung der Zentralisierung ansehen. Bill Clinton hat einmal gesagt, Chinas Bemühungen, das Internet zu kontrollieren, seien wie “Wackelpudding gegen eine Wand zu nageln”. Spulen wir 20 Jahre vor und es scheint, als hätte China es tatsächlich geschafft. Warum nicht das Gleiche mit Blockchain?

Proof-of-Bureaucracy

China hat eine lange Geschichte zentralisierter Herrschaft, die von einer bürokratischen Elite durchgesetzt wird. Die Probleme, die sich aus einer solchen Herrschaft ergeben, sind ebenso alt: Korruption, Informationsverzerrung und die begrenzte Kontrolle der Zentralregierung über ihre lokalen Beamten in einem riesigen Land größer als der europäische Kontinent.

Neu ist jedoch der Versuch, diese Probleme technisch zu lösen, anstatt sich auf einen konfuzianischen Moralkodex zu berufen.

Um die Vision der chinesischen Regierung von Blockchain zu verstehen, müssen wir sie daher mit den Augen eines Bürokraten betrachten. Ein Bürokrat sieht eine manipulationssichere Datenbank, in der alles nachvollziehbar und überprüfbar ist (allerdings nicht unbedingt für alle), wodurch die Durchsetzung und Kontrolle von Entscheidungen effizienter wird. Vor Jahren versuchte ich einmal, einem hochrangigen Beamten Blockchain zu erklären. Seine Antwort war in etwa: “Oh wow, dann habe ich eine Datenbank die nicht manipuliert werden kann, also wenn es irgendein Fehlverhalten von jemandem gibt, wird es gespeichert und ich kann es dort finden, auch 10 Jahre später? Toll!”

Ein denkwürdiger Kommentar.

Satoshis Alptraum?

Wie sich herausstellt, liebt die chinesische Regierung Blockchain aus dem gleichen Grund, aus dem sie Krypto hasst: Kontrolle. Krypto steht für Freiheit. Meistens Transaktionsfreiheit, manchmal leider auch die Freiheit gerugged zu werden (passiert den Besten). Leider sind das oft zwei Seiten derselben Medaille.

Freiheit ist chaotisch, sie kann leicht ins Chaos abdriften, was sowohl für die Herrschenden als auch für die Beherrschten gefährlich werden kann. Kein Wunder, dass viele Regierungen bequemer Weise entscheiden, dass ihre Völker nicht bereit für die Freiheit sind und Stabilität strenge Kontrolle brauchen.

Die zugrunde liegende Logik des chinesischen Systems wird sich nicht ändern, die Regierung wird weiterhin versuchen Krypto an den Rand zu drängen. Gleichzeitig werden sie eine Hintertür offenlassen, um in kleinerem Rahmen zu experimentieren.

Zudem legen Chinesen eine einzigartige Kreativität dabei an den Tag, staatliche Vorschriften zu unterlaufen. Kurz gesagt, wenn es ans Profit machen geht, sind Chinesen dabei und werden wahrscheinlich alle anderen dabei in den Schatten stellen. Unterdessen investiert chinesisches Kapital weiter in Kryptowährungen und chinesische Entwickler bauen weiter dApps, oft als ausländische Projekte verkleidet. Aus China-FUD wird irgendwann wieder China-FOMO werden.

The show must go on.

Zum Autor

Maximilian Mai lebt seit 2016 in China (Chengdu, Sichuan) und ist seit 2018 hauptberuflich als Berater im Bereich Blockchain & Kryptowährungen tätig. Aktuell ist er Mitgründer und Chief Business Development Officer bei BerlinDAO (www.berlindao.com). BerlinDAO ist eine Web3 Marketing-Agency mit Fokus auf neueste Marketing-Trends und Methoden, um die besten Resultate für Kunden zu erzielen.

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