Dieses Jahr hat bisher einen unglaublichen Aufschwung für Kryptowährungen und die gesamte Blockchain-Branche mit sich gebracht. Damit steigt auch der Druck für Unternehmen, in die Token-Wirtschaft einzusteigen.
Die Krypto-Märkte wurden zu Beginn des Jahres durch das öffentliche Interesse an Non-Fungible Tokens (NFTs) angetrieben. Außerdem hat die zunehmende Akzeptanz und Beliebtheit von dezentralen Finanzprodukten (DeFi) in der Blockchain-Community diesen Trend zusätzlich angetrieben. Auch die Initial Coin Offerings (ICOs) haben wieder zugenommen. In diesem Jahr wurden bisher weit über 300 ICOs durchgeführt.
Da weiterhin Kapital in die Branche fließt, stehen mehr und mehr Projekte unter Druck, einen eigenen ICO zu starten. Darüber hinaus suchen sie nach Möglichkeiten, einen eigenen Krypto-Token einzuführen. Ziel des Tokens ist es, Geldmittel zu beschaffen, um Projekte voranzubringen. Während die Öffentlichkeit gespannt auf den “nächsten großen ICO” wartet, ist es für Investoren und Unternehmen wichtig zu verstehen, dass nicht alle ICOs gleich sind.
Auch wenn es für die meisten offensichtlich sein mag, muss man verstehen, dass sich die Projekte nicht nur bezüglich ihrer Seriösität und ihres Potenzials unterscheiden. Was Token-Käufern bei einem ICO nämlich eventuell nicht berücksichtigen, ist der Nutzen des Tokens selbst. Die Token-Inhaber glauben, dass ein erfolgreiches Projekt zu einem Anstieg des Token-Wertes führen wird. Diese Käufer sehen sich jedoch oft mit der harten Realität konfrontiert, da solche Zusammenhänge nicht so eindeutig sind wie zunächst angenommen wurde.
Mehrere Jahre nach der ICO-Manie von 2017 gibt es heute eindeutige Beispiele für erfolgreiche Krypto-Projekte, die ihren Erfolg leider nicht auf den Preis ihres Krypto-Tokens übertragen konnten. Aber warum? Und wie kann das passieren?
Schlechte Token-Wirtschaft kann gute Projekte gefährden
Zuerst sollte definiert werden, wann genau ein Token ein Misserfolg ist. Wenn ein Token veröffentlicht wird, für den es wenig bis keine Nachfrage, keinen Anwendungsfall und keinen Nutzen gibt – dann kann man klar von einem Misserfolg sprechen.
In diesem Fall existieren diese Token lediglich. Sie werden hauptsächlich von dem verantwortlichen Unternehmen und von Spekulanten gehalten. Diese hoffen, dass der kommerzielle Erfolg und die zunehmende Popularität eines Projekts zu einer steigenden Nachfrage führen. Dementsprechend würde der Preis des zugrunde liegenden Tokens ansteigen.
Erklärung von Tokenomics
Es ist auch wichtig, das Konzept der Tokenomics grundsätzlich verstanden zu haben. Zunächst einmal handelt es sich dabei um eine Kombination aus zwei Wörtern – Token und Economics (Ökonomie).
Im Krypto-Bereich sind Token nur ein anderes Wort für Kryptowährungen oder Krypto-Assets. Sie stehen für alle Kryptowährungen außer Bitcoin oder Ethereum. Als Wirtschaft bezeichnet man im Allgemeinen die Art und Weise bezeichnen, wie eine Gesellschaft ihre begrenzten Ressourcen nutzt, um Waren und Dienstleistungen zu produzieren, zu verteilen und zu konsumieren.
Tokenomics ist also die Art und Weise, wie die Teilnehmer einer bestimmten Blockchain den zugrundeliegenden Token nutzen, um die Verteilung von Waren und Diensten zu steuern. Genau in diesem Bereich scheitern viele Projekte schon nach der Ausgabe eines Tokens. Wenn also nicht genau definiert ist, wie ein Token die Wirtschaft unterstützen kann, fragt man sich, inwiefern der Token selbst überhaupt relevant ist. Wenn kein Nutzen definiert ist, was genau ist dann sein Zweck?
So kann es schief gehen
Vor einigen Jahren geriet ein Anbieter von Blockchain-Sicherheitslösungen in die Kritik seiner Token-Inhaber. Sie fühlten sich von dem Unternehmen in Bezug auf seinen ausgegebenen Token getäuscht.
Während dieser Zeit wurde es versäumt, zu klären, welche Zahlungsarten die Kunden zur Verfügung haben. Also ob sie die ausgegebenen Token als Zahlungsmittel verwenden oder ob Fiat, BTC oder ETH eine akzeptable Alternative sind. Schließlich gab das Unternehmen zu, dass die Kunden ihre ausgegebenen Krypto-Token nicht unbedingt halten oder mit ihnen bezahlen müssen, um Leistungen zu erhalten. Dies steht allerdings im Widerspruch zu dem, was das Unternehmen zuvor mitgeteilt hatte.
Ohne diese Anforderung, den eigenen Token zu halten, wurde der Nutzen des Projekts insgesamt in Frage gestellt. Kunden und Nutzer hatten so nämlich keinen Anreiz mehr, einen solchen Krypto-Token zu halten. Trotz dieser anfänglichen Probleme wuchs das Projekt jedoch weiter. Und heute arbeitet es mit mehreren führenden Projekten im Kryptobereich zusammen und nimmt weiterhin renommierte Kunden auf.
Der Preis des Tokens ist jedoch stark gesunken und wird nun nur noch für einen sehr geringen Preis gehandelt. Der Token ist also nur noch ein Schatten des Erfolgs, den er einst versprach. Heutzutage wird das Projekt ohne jegliche Erwähnung des Krypto-Tokens fortgesetzt. Er scheint also keine bedeutende oder keine Rolle mehr in dem derzeitigen Geschäftsmodell zu spielen.
Trotzdem hat das Unternehmen weiterhin kommerziellen Erfolg und wächst in Bezug auf Größe, Popularität und Akzeptanz. Während dieser anhaltende Erfolg für das Projekt großartig ist, leiden seine Token-Inhaber jedoch weiterhin. Und noch schlimmer ist, dass das Projekt nun über digitale Assets verfügt, diese jedoch nicht vollständig nutzt. Dadurch verschenkt das Projekt die Chance auf weiteres Wachstum und noch mehr Akzeptanz.
Aber das muss nicht so sein. Es fragt sich, wie es mit diesem Projekt und so vielen anderen so weit kommen konnte. Und es stellt sich die Frage, wie Projekte aus dieser Situation wieder heraus kommen.
Dem Krypto-Token einen Nutzen verleihen.
Ganz einfach: Unabhängig von der Token-Phase (vor oder nach dem ICO) müssen die Projekte eine angemessene Entwicklung ihrer Token-Wirtschaft sicherstellen.
Dies bedeutet, dass ein Token-Ökosystem geschaffen werden muss, in dem die Token-Inhaber einen Anreiz haben, den Projekt-Token aus Gründen zu halten, die nichts mit Preisspekulationen zu tun haben. Token-Ökosysteme, die so konzipiert sind, dass die Token-Inhaber die Token für den Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen oder zur Erzielung von Zinsen verwenden können, haben eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit in Bezug auf die Akzeptanz und den Kursanstieg.
Wie bereits erwähnt, besteht das Problem bei vielen Token-Ökonomien darin, dass der Projekt-Token letztlich keinen Zweck erfüllt. Bestenfalls verpflichtet das Projekt seine Nutzer dazu, seine Krypto-Token zu kaufen, bevor Produkte und Dienstleistungen bereitgestellt werden. Ein solches Modell bietet jedoch auch keinen Anreiz für die Nutzer, die Token zu halten. Stattdessen schafft es einen lästigen Zwischenschritt, den die Nutzer jedes Mal überwinden müssen, wenn sie eine bestimmte Leistung in Anspruch nehmen wollen.
Viele Menschen erinnern sich vielleicht daran, dass sie als Kinder mit ihren Freunden oder ihrer Familie einen Jahrmarkt oder ein Stadtfest besucht haben. Für diese Veranstaltungen müssen die Teilnehmer einzelne Tickets kaufen, bevor sie eintreten dürfen. Sobald man drinnen ist, bestimmt der Ticketpreis die Art des Erlebnisses, das der Käufer haben würde. Eine Fahrt mit dem Riesenrad? Zwei Tickets. Ein Stück Pizza? Fünf Tickets. Dart-Werfen? Vier Tickets. Diese Tickets funktionierten gut innerhalb des Systems, aber wenn du den Jahrmarkt verlässt, verlieren sie ihren Wert.
In der Kryptowelt ist die Blockchain der Jahrmarkt, und die Tickets sind seine Token. Und wie kann ein Projekt seine Wirtschaft nun so gestalten, dass die Teilnehmer ihre Zeit auf dem Jahrmarkt dauerhaft genießen können?
Gestaltung (oder Neugestaltung) von Token-Wirtschaftsmodellen
Eine vielversprechende Möglichkeit, den Nutzen von Token zu erhöhen und das Halten von Token zu fördern, ist ein Blockchain-Abonnementmodell. Ein solches Modell setzt voraus, dass die Projekte einen Nutzen für ihre Token definieren. Außerdem müssten sie für jeden Token eine Lebensdauer für den jeweiligen Nutzen festlegen. So würden sie dann eine Wirtschaft schaffen, in der die Token-Inhaber die jeweilige Ware oder Dienstleistung innerhalb des festgelegten Nutzungszeitraums konsumieren können.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung der Krypto-Token
Nehmen wir an, ein Videospielhersteller verkauft bereits monatliche Abonnements für den Zugang zu verschiedenen Online-Welten an seine Spieler. Im Fiat-System werden diese Abos den Nutzern monatlich in Rechnung gestellt. Die Abbuchungen erfolgen automatisch über die beim Anbieter hinterlegte Kreditkarte.
Bei einem Blockchain-Abonnement könnte der Spielehersteller einen Token mit einer Lebenszeit von einem Jahr herausgeben. Damit kann der Token-Inhaber maximal acht Stunden pro Tag auf seine Online-Welten zugreifen. Für die Spieler bestünde dann ein Anreiz, diesen Token über seine gesamte Lebenszeit zu halten. Vorausgesetzt, sie wollen das Spiel ein ganzes Jahr lang spielen. Der Token-Inhaber könnte seinen Token an die Community vermieten. Dadurch verdient er in der Zinsen, wenn er nicht in der Lage ist, den Token zu nutzen.
Die in dieser Zeit eingenommenen Gelder könnten in die Spielgemeinschaft oder die Token-Wirtschaft reinvestiert werden. Dadurch wird das Token-Wirtschaftsmodell weiter gestärkt. Ein Beispiel für ein solches Protokoll ist das IQ-Protokoll. Es ist das ultimative “Plug-and-Play”-Modell für die Token-Ökonomie. Denn es ermöglicht jedem Projekt die einfache Umstellung seiner Angebote auf ein Blockchain-basiertes Abo-Modell.
Den wahren Wert von Krypto-Token erkennen
Die Token-Ökonomie ist komplex. Projekte entscheiden über die Anzahl der auszugebenden Token, die Ausgaberate und die Beträge, die zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus besteht die größte Herausforderung darin, einen konkreten Anwendungsfall für den Token zu definieren.
Angesichts der zunehmenden Zahl von ICOs und des steigenden Interesses an der Blockchain und Kryptowährungen sollten Projekte ihre aktuellen Token-Wirtschaftsmodelle also überprüfen. Anschließend sollten sie bewerten, ob ihre Token den Teilnehmern des Ökosystems wirklich einen Nutzen bieten. Ohne Nutzen werden wahrscheinlich nicht nur die Token-Preise fallen, sondern das Projekt wird auch eines seiner besten Assets aufgeben.
Haftungsausschluss
In Übereinstimmung mit den Richtlinien des Trust Project gibt dieser Meinungsartikel die Perspektive des Autors wieder und spiegelt nicht unbedingt die Ansichten von BeInCrypto wider. BeInCrypto bleibt einer transparenten Berichterstattung und der Einhaltung höchster journalistischer Standards verpflichtet. Den Lesern wird empfohlen, die Informationen unabhängig zu überprüfen und einen Fachmann zu konsultieren, bevor sie auf der Grundlage dieses Inhalts Entscheidungen treffen.