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DeFi Daily: SushiSwap schließt Migration ab

3 min
Aktualisiert von Tobias W. Kaiser
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IN KÜRZE

  • SushiSwap hat ihre Migration abgeschlossen und dabei rund drei Viertel der Liquidität von Uniswap abgesaugt.
  • Nach dem Exit Scam von Chef Nomi führte der FTX CEO Sam Bankman-Fried die Migration durch.
  • Der Entwickler-Fonds von SushiSwap wird nun von Bankman-Fried und Beisitzern über eine Multisig Wallet kontrolliert.
  • promo

Der Uniswap-Ableger SushiSwap hat seine “vampirischen” Pläne, eine eigene dezentrale Handelsplattform (DEX) zu starten, nun endgültig in die Tat umgesetzt.
Am gestrigen Nachmittag (9. September 2020) starteten die ersten Tests für den Umzug. Knapp fünf Stunden später war die Migration abgeschlossen.

Nomi’s Eleven: Der große DEX-Raub

Die Geschichte um SushiSwap nahm Wendungen, wie sie sich Hollywood nicht besser hätte ausdenken können. Am Anfang stand ein anonymer Programmierer, der auf Twitter unter dem Namen Chef Nomi unterwegs war. Er hatte einen kühnen Plan, der zuvor noch nie versucht wurde: Die feindliche Übernahme eines DeFi-Protokolls. Nomi kopierte daher den öffentlich frei verfügbaren Quellcode von Uniswap und setzte seine eigene dezentrale Börse auf. Anstatt die Börse einfach nur zu starten und darauf zu warten, dass Nutzer ihr Geld in den automatischen Kursmakler einzahlen, vergriff sich Nomi an der bereits bestehenden Liquidität von Uniswap. Er bot Uniswap-Nutzer daher an, ihre Liquiditätstokens stattdessen auf SushiSwap einzuzahlen. Dort würden sie die gewöhnlichen Handelsgebühren von Uniswap als Rendite einbringen und zusätzlich einen Governance-Token (SUSHI), mittels dem die Community über Entwicklungen bei SushiSwap abstimmen würde. Im letzten Schritt wollte Nomi alle eingezahlten Tokens auf eine eigene Plattform überführen und die dadurch gewonnene Liquidität von Uniswap abziehen. Ein Name für diese ethisch zweifelhafte Taktik war schnell gefunden. Der Schweizer Krypto-Forscher Martin Krung bezeichnete es als “Vampire Mining”. Zunächst verlief alles nach Plan. Schnell stimmten viele Handelsplattformen zu, den Token zu notieren, unter Anderem Binance und FTX. SUSHI erreichte dadurch eine Marktkapitalisierung von zeitweise über 250 Mio. USD. Das auf SushiSwap angelegte Geld überstieg ein Vielfaches der Liquidität von Uniswap.

Exit Scam

Dennoch regten sich in der Community leise Zweifel an der Redlichkeit von Chef Nomi. Das Protokoll von SushiSwap legte einen Teil der ausgezahlten Tokens in einem Entwickler-Fonds beiseite. Nomi hatte die alleinige Kontrolle über den Fonds. Die Community drängte ihn, den Fonds an eine Multisig Wallet zu überstellen. Nomi kam jedoch zuvor. Als die Marktkapitalisierung von SUSHI ihr Allzeithoch erreichte, verkaufte er einen großen Anteil des Fonds im Wert von rund 8 Mio. USD und steckte das Geld selbst ein. Der Kurs von SUSHI verlor daraufhin zeitweise fast drei Viertel seines Wertes. Ursprünglich versicherte Nomi der Community noch, er würde das Projekt dennoch fortführen. Da er mit seinem Ausverkauf den Zorn der Community auf sich zog, änderte er seine Meinung allerdings nur wenig später. Er überschrieb die Kontrolle über SushiSwap ausgerechnet an den FTX-Chef Sam Bankman-Fried, welcher Nomi kurz zuvor noch via Twitter als “Stück Scheiße” bezeichnete. Nun lag es also an Bankman-Fried, den Migrationsplan zu Ende zu führen. Ihm zur Seite springen acht weitere SushiSwap-Nutzer, welche den restlichen Entwickler-Fonds über eine Multisig Wallet kontrollieren. Dazu gehören Robert Leshner (Gründer von Compound Finance), Larry Cermak (Director of Research bei The Block) und Matthew Graham, CEO von Sino Global Capital. Die SushiSwap Community ermittelte die Beisitzer durch eine Abstimmung.

Letzter Schritt: Migration

In den Migrationsplänen von SushiSwap gab es nur noch eine letzte Unbekannte. Würden die Nutzer ihre Liquidität wirklich auf die neue Plattform überführen, oder würden sie es wieder bei Uniswap anlegen? Um dies zu verhindern lobte Bankman-Fried eine Belohnung in Höhe von insgesamt zwei Million SUSHI für Nutzer aus, welche die Migration unterstützten. Eine Million davon stammt aus dem Entwickler-Fonds, Bankman-Fried zahlte die andere Million aus eigener Tasche. In letzter Sekunde mussten die Entwickler von SushiSwap noch einen Bug beheben, welcher im Code für die Migration gefunden wurde. Gestern (9. September) gegen 17:30 Uhr legte Bankman-Fried den Schalter um, welcher die Liquidität von Uniswap abzog und auf die eigene DEX von SushiSwap überführte. Den Anfang machte der Liquiditätspool für CRV/ETH Swaps. Nachdem alles glatt über die Bühne ging, wurden alle anderen Pools migriert. Das Vampire Mining war perfekt.

Marktbericht

DeFiPulse berichtet zur Stunde ein Total Value Locked (TVL) von 7,25 Mrd. USD. Dies beinhaltet noch nicht die Liquidität von SushiSwap. Durch die Migration verlor Uniswap -75,8 % ihrer Liquidität und rutschte auf Platz 9 des Rankings ab. Das TVL von Uniswap liegt derzeit etwa im selben Bereich wie vor der vampirischen Attacke durch SushiSwap. Die größten DeFi-Plattformen sind derzeit Aave (1,55 Mrd., +18,3 %), Maker DAO (1,10 Mrd., +-0,0 %), Curve Finance (1,05 Mrd., +4,0 %), yearn.finance (801 Mio., +2,2 %) und Synthetix (719 Mio., +15,6 %).
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Tobias W. Kaiser
Tobias verfügt über einen Bachelorabschluss in angewandter Informatik, sowie einen Masterabschluss in Kognitionswissenschaft mit Fokus auf kognitiver Psychologie und künstlicher Intelligenz. Während seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gent nahm er an einem Forschungsprojekt in Verbindung mit einem großen französischen Telekommunikationsanbieter teil. Hierbei erforschte er die Anwendung von Spieltheorie auf den gemeinschaftlichen Ausbau von...
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