Die Annahme, dass digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) zuverlässiger sind als Stablecoins, sollte zu denken geben, meint der Anwalt für internationales Recht Yaroslav K. Yarutin.
Die letzten 50 Jahre haben die sozio-ökonomische Landschaft der Welt dramatisch verändert. Der globalistische Ansatz, um ein soziales Gefüge zu bilden, erfolgt über den Grad des materiellen Besitzes. Dadurch wurde der Status des Geldes als integraler Begleiter auf dem holprigen Weg der Evolution gefestigt.
Aber auch das Geld selbst hat sich weiterentwickelt und drastisch verändert. Sowohl in seiner Form als auch in seiner Anwendung. Darin spiegelt sich ein grundlegender Wandel in der Wahrnehmung von Geld als Wertaufbewahrungsmittel im Massenbewusstsein wider.
Aber ist die finanzielle Komponente der Gesellschaft immer noch ein so fester Bestandteil, der von der unbestreitbaren Autorität des Staates geschützt wird?
Das staatlich gestützte Modell der Währungsstabilität entstand unter dem Einfluss der westfälischen Weltordnung im 17. Jahrhundert vorherrschend war. Die meisten Staatsoberhäupter der Welt und ihre Untertanen halte noch immer fast unbewusst an solchen Ansichten über Geld fest.
Trotz der technologischen Fortschritte sind die Echos dieser archaischen Ansichten auch heute noch zu hören. Das zeigt sich vor allem in der jüngsten Entwicklung des Geldes in seiner digitalen Form.
CBDC – Digitale Zentralbankwährung
Laut der Financial Action Task Force und dem Basler Ausschuss für Bankenaufsichten sind digitale Zentralbankwährungen (CBDCs), eine digitale Form des Fiat-Geldes, zuverlässiger als Stablecoins. Das ist allein darauf zurückzuführen, dass die Emission von CBDCs von einer Zentralbank durchgeführt wird. Und nicht von einer dezentralen Organisation oder einer Gruppe von Enthusiasten.
In Anbetracht der damit verbundenen Risiken hat die internationale Gemeinschaft einen ähnlichen Ansatz entwickelt. Die globale Bankenaufsichtsbehörde erklärte, dass Stablecoins zusätzliche Risiken bergen. Das liegt daran, dass hinter solchen Coins nicht staatliche Akteure stehen.
Die Finanzaufsichtsbehörden sind der festen Überzeugung, dass das vom Staat entwickelte Geld besser ist. Aber wie zuverlässig sind solche CBDC wirklich? Sind sie durch irgendwelche Rohstoffe oder Sachwerte abgesichert? Oder beruht ihre Absicherung lediglich auf ihrem rechtlichen Status?
Bei der aktuell rasant ansteigenden Inflation des Fiat-Geldes und den volatilen Wechselkursen, sollte die Annahme, dass digitales Geld verlässlicher ist, für Aufsehen sorgen.
Sogar die globale Bankenaufsicht betont, dass es für Finanzinstitute und Regulierungsbehörden notwendig ist, bei der Bewertung von Risikoverhältnissen “die Risiken in Bezug auf die Stabilisierungsmechanismen” von Kryptowährungen zu erfassen. Könnten Stabilisierungsmechanismen, die von einer Gruppe Enthusiasten entwickelt wurden, vertrauenswürdiger sein als solche, die vom Staat gestützt werden? Aus mathematischer und ökonomischer Sicht könnten sie das auf alle Fälle.
Digitales Geld: Soft Laws
Die zuvor genannten Bestimmungen stammen nicht aus internationalen Rechtsinstrumenten. Sie kommen von sogenannten “Soft Laws”. Die Verabschiedung von “Soft Laws” erfordert keine vollständige Kohärenz zwischen den souveränen Staaten. Das steht im Gegensatz zu dem Prozess beim Abschluss internationaler Verträge oder Konventionen. Damit erklärt die internationale Gemeinschaft die Nutzlosigkeit des souveränen Willens bei der Gestaltung des internationalen Regelwerks.
Die internationale Gemeinschaft erkennt virtuelle Währungen, darunter auch Stablecoins, als Kategorien an, die dem internationalen Recht unterliegen. Es wird bereits an einer rechtlichen Grundlage für die globale Anerkennung von digitalen Währungen gearbeitet. Mit der Entwicklung eines rechtlichen Ansatzes fordert die internationale Gemeinschaft die Staaten auf subtile Weise dazu auf, Regeln einzuführen, die digitales Geld auf einer Ebene mit Fiat-Geld ermöglicht.
Die weit verbreitete Einführung virtueller Währungen gilt als Vorbote der neuen Weltordnung
Diese ist gekennzeichnet durch die Umverteilung der finanziellen Souveränität des Staates auf supranationale Einheiten und Gruppen von Enthusiasten.
Jeder Mensch hat das Recht seine eigenen politischen Ansichten zu haben oder nicht. Dieses Recht ist unveränderlich. Jede Gruppe von Enthusiasten hat das Recht, ihre Ideale zu verteidigen, solange sie nicht gegen die geltenden Regeln verstoßen. Aber würde ein Staat das Konzept seiner Souveränität verteidigen? Ganz im Gegenteil tragen die meisten Staaten überraschenderweise zum Entstehen der neuen Weltordnung bei.
Digitales Geld vs. Traditionelles Geld
Eine beträchtliche Anzahl von Menschen und Unternehmen rund um die Welt verzichten aus verschiedenen Gründen auf Fiat-Geld. Zu den Gründen gehören die fehlende Universalität, die hohen Inflationserwartungen und der hohe Compliance-Aufwand. Diese Umstände verringern natürlich die Wettbewerbsfähigkeit des traditionellen Finanzsystems. Das System basiert auf Fiat-Geld, für das der US-Dollar als globale Reservewährung steht. Der US-Dollar untergräbt buchstäblich seinen eigenen Status. Er wird immer mehr zu einem Instrument der politischen Manipulation und Unterdrückung in einem anhaltenden Wirtschaftskrieg. Das führt zur Zerstörung der zivilen Freiheiten und des freien Werteaustauschs in der Welt.
Die Menschheit braucht im Moment dringend ein streng reguliertes, traditionelles Finanzsystem. Und eine Alternative in Form eines dezentralen Finanzwesens, das frei ist von überflüssiger Kontrolle, rücksichtslosen Repressionen, Diskriminierung und Intoleranz, Korruption und ungerechten Beschränkungen.
Um das geopolitische Rennen des 21. Jahrhunderts zu gewinnen, müssen Staaten das erdrückende Paradigma der gesetzlichen Verbote im Zusammenhang mit Kryptowährungen und Blockchain-basierten Projekte aufgeben.
Geld sollte kein einschränkendes Instrument sein, sondern viel mehr eine verbindende Kraft, die den freien Verkehr von Waren und Dienstleistungen erleichtert.
Das aktuelle Finanzsystem ist das genau das Gegenteil davon. Es ist ein System, das als Waffe genutzt wird, um die eigenen Standpunkte mit Gewalt durchzusetzen. Das alternative Finanzsystem wird daher zu einem Zufluchtsort, der die Grenzen zwischen den Menschen verwischt. Außerdem kann das System die grundlegenden Bedürfnisse für eine integrative und nachhaltige Entwicklung der gesamten Menschheit erfüllen.
Über den Autor
Yaroslav K. Yarutin ist Anwalt für Internationales Recht aus Moskau in Russland. Seine Rechtspraxis ist in erster Linie auf den Schutz der Rechte von Krypto-Enthusiasten auf der ganzen Welt ausgerichtet. Bevor er seine Anwaltslizenz erhielt, hat Yaroslav Erfahrung in der Projektinteraktion gesammelt. Er arbeitet mit globalen Beratungsunternehmen an rechtlichen Fragen im Zusammenhang mit AML/KYC, internationaler Steuerkonformität (FATCA, CRS) und Insiderhandel. Zudem hat er Berufserfahrung in der Rechtsabteilung einer großen internationalen Bank gesammelt. Yaroslav hat einen LL.M. Abschluss in internationalem Recht. Er spricht Russisch, Englisch und Chinesisch.
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