Die Bahamas können so schön sein: Nicht nur wegen des Wetters und der traumhaften Strände. Die Bahamas sind ein Steuerparadies und waren im Mai dieses Jahres auch der Ort der Krypto-Konferenz „Crypto Bahamas“ des Milliardärs Sam Bankman-Fried (SBF). Eben jener SBF, dem auch die Krypto-Börse FTX gehört, die gerade mächtig ins Schwanken gerät. Weitere FTX-News in der Zusammenfassung:
Update: Binance kauft die Börse FTX wohl auf!
Ist FTX insolvent?
Networking ist auch in der innovativen Kryptowelt das A und O für Geschäftsverbindungen. Auf den Bahamas wurde über Bitcoin, DeFI, NFTs, Regulierung, Web 3 und vieles mehr diskutiert. Die Eintrittskarten kosteten 3.000 US-Dollar und gekommen waren führende Vermögensverwalter, Unternehmer, Anlageberater und Politiker – so die Webseite.
Im Mai war die Welt noch in Ordnung, Anleger und Kunden von FTX zufrieden und das Trading des hauseigenen Token FTT auf Binance lief gut. Klar, dass FTX-Anleger bei einem Kurs von 85,74 US-Dollar 01. September 2022 gute Laune hatten. Inzwischen liegt er auf Binance bei nur noch bei 17,61 US-Dollar und es finden keine Auszahlungen mehr statt.
Zudem gießt die Börse Binance Öl ins Feuer und verkauft seine FTX/FTT-Token aufgrund eines Berichtes über nicht gesicherte Token und Solvenzprobleme von FTX bzw. Alameda.
Der große Abverkauf von FTT-Token
Zwei Krypto-Milliardäre streiten sich – und zwar auf Twitter. Das dürfte Elon Musk freuen, sorgen die Tweets doch für hohe Sichtbarkeit und enorme Aufmerksamkeit. Gehen wir aber einen Schritt zurück, zum 24. August 2022.
An jenem Tag teilte Sam Trabuco, ehemaliger CEO von Alameda Research, mit, dass er seinen Posten aufgibt und Caroline Ellison übernimmt. Sam Trabucco wolle aber weiterhin als Berater für Alameda Research tätig sein.
Nur 1 Monat später, am 27. September 2022 gab Brett Harrison auf Twitter bekannt, dass er seinen Posten als Präsident von FTX aufgibt und ebenfalls nur noch als Berater tätig sein wird. Wieder einen Monat später, am 27. Oktober 2022, wurde bekannt, dass FTX in den USA Probleme mit der texanischen Finanzaufsicht hat.
Offenbar konnte der Direktor der staatlichen Wertpapieraufsichtsbehörde TSSB, Joseph Rotunda, in einem Selbsttest ein Konto bei FTX in den USA registrieren, obwohl er einen Wohnsitz in Texas hat. Mit dem ihm anschließend in der App vorgeschlagenen Renditeprogramm, würde FTX allerdings gegen texanisches Wertpapierrecht. Woraufhin die Frage aufkommt: Wussten die Entscheidungsträger bereits zuvor davon?
Bilanz von Alameda: Zweifel an FTT-Token von FTX
Außerdem wurde ein Dokument geleakt, aus dem eine zu enge Bindung zwischen Alameda und FTX hervorgeht. Alameda soll nämlich fast ausschließlich FTT-Token in seiner Bilanz halten, was aufgrund der engen Verstrickungen verboten ist.
Binance CEO Changpeng Zhao hat auf diese Nachrichten angekündigt, alle FTT über die nächsten Monate zu verkaufen.
Ist die Reaktion von Binance übertrieben und nur die Rache für die verloren gegangen Chance, Voyager zu kaufen?
Baut Sam Bankman-Fried seine Macht weiter aus?
Zudem für FTX vorteilhaft: Am 10. Oktober 2022 kam es zu einem Leak. Ein bis dato geheimes Dokument wurde auf Github mit dem Titel Crypto-CaseLaw / DCCPA Markup Latest 10.19.22 veröffentlicht. Es handelt sich um einen Entwurf des Digital Commodities Consumer Protection Act (DCCPA).
Kommt es zur Umsetzung dieses Entwurfe, wäre das vormals angedachte Verbot von DeFi vom Tisch!
Würde es bei der bisherigen Formulierung bleiben, würden dezentralisierte Handelsplattformen praktisch in den USA verboten werden. Der möglicherweise jetzt aufgetauchte Entwurf würde folglich bedeuten, dass zentralisierte Börsen wie FTX weiter auf massive Expansion am Markt setzen könnten.
Politik mag Sam Bankman-Fried überaus gerne, denn er spendete gerade für die Midterms mehr als 40 Millionen US-Dollar und steht damit auf Nummer 5. Dass er plant, für den Wahlkampf 2024, 1 Milliarde US-Dollar zu spenden, verkündete er auf Twitter und löschte diesen Post kurz nach seiner Veröffentlichung wieder.
Ein fader Beigeschmack bleibt, gerade mit Bezug auf die regulatorischen Lockerungen, von denen er und FTX stark profitieren würden und so seine Marktmacht weiter ausbauen könnte.
Welche Rolle spielt Alameda Research?
Alameda ist einer der weltweit größten Market-Maker für digitale Token mit rund 30 Mitarbeitern. Im vergangenen Jahr lag der Gewinn etwa bei 1 Milliarde US-Dollar und damit auf Augenhöhe mit der Wall Street. Insbesondere durch die Beziehung zu FTX, der weltweit zweitgrößten Krypto-Börse gab und gibt es Bedenken hinsichtlich potenzieller Interessenskonflikte.
Wie Bloomberg berichtet, könnte Alameda von dem Mangel an Regulierung profitieren, über den in dem DCCPA-Papier berichtet wurde. Würde dieser Entwurf so umgesetzt, wie er jetzt formuliert ist, würde auch Alameda weitere Macht erhalten und könnten seinen Einfluss auf den Krypto-Space weiter ausbauen.
Schon damals waren viele Marktteilnehmer angesichts der übergroßen Rolle von Alameda und FTX in der Branche besorgt, nur offiziell aussprechen wollte das niemand.
Deshalb stellt sich auch die Frage: Ist der CEO von Binance vielleicht deshalb nicht gut auf FTX zu sprechen? Ist CZ um seine Vormachtstellung besorgt?
Was bedeutet der Interessenkonflikt?
Bankman-Fried und Ellison, CEO von Alameda, teilen sich mit weiteren Kollegen eine Wohnung in der Nähe der Büros von FTX und Alameda. Gary Wang, CO-Gründer von Alameda, ist gleichzeitig auch Chief Technology Officer bei FTX, was weitere Fragen aufwirft.
“Im weiteren Sinne scheint FTX eine Börse der Wahl für Alameda zu sein. Etwa 50 % des Ein- und Auszahlungsvolumens von Alameda sind seit Anfang 2018 über FTX geflossen, wie aus Daten auf der Plattform von Arkham hervorgeht – einem Krypto-Geheimdienstunternehmen, das Software zur Entschleierung anonymer Transaktionen entwickelt.”
Quelle: Bloomberg
Alameda machte allein mit den Preisunterschieden von Kryptowährungen zwischen den USA und Japan in Spitzenzeiten täglich rund 1,5 Millionen US-Dollar Gewinn. Der Preisunterschied betrug teilweise bis zu 10 %. Der Unterschied verschwand nach wenigen Wochen wieder, aber allein damit hatte Alameda in kürzester Zeit rund 20 Millionen US-Dollar verdient.
Für Anleger bedeutet dieser Interessenskonflikt vor allem eines: Ihre Einlagen sind nicht abgesichert. Alameda war ehemals sogar einer der größten Händler auf FTX. Wie jedoch die derzeitigen Aktivitäten von Alameda auf FTX aussehen, ist nur schwer zu sagen.
Denn der Handel von Krypto-Börsen wird nicht in Blockchains gespeichert, sondern in den Auftragsbüchern der zentralisierten Unternehmen – wie FTX. Es gibt also viele Unsicherheiten für Token-Besitzer derzeit, die im abrutschenden FTT-Kurs zu gipfeln scheinen. Die aktuellen FTX-News sind jedenfalls nicht förderlich, um das Vertrauen der Anleger zurückzubekommen.
“Zwischen dem 1. Juni und dem 22. Juli waren die bekannten Wallets von Alameda die größten Stablecoin-Einzahler und Liquiditätsquellen für alle bekannten Wallet-Adressen von FTX, laut Daten, die Bloomberg vom Analyseunternehmen AnChain.ai zur Verfügung gestellt wurden.”
Quelle: Bloomberg
FTX/FTT-Streit mit Binance: Darum geht es wirklich!
FTX und sein FTT-Token stehen massiv unter öffentlicher Kritik. Angefacht durch den Abverkauf der FTT-Token von Binance. Hat Alameda wirklich die Token der Krypto-Börse FTX in seiner Bilanz, dann ist dies nicht legal und die Zweifel wären zumindest berechtigt.
Ist Binance aber vielleicht nur besorgt, über die möglicherweise große Macht FTX am US-Markt, wenn das geplante de facto DeFi-Verbot vom Tisch wäre?
Sind Privatanleger von FTX betrogen worden und steht Alameda in einem Interessenskonflikt zu FTX? Und wie muss man die hohen Spendensummen von Sam Bankman-Fried bewerten, die derzeit in den Wahlkampf der Midterms fließen?
Auf viele Fragen gibt es noch keine Antworten, denn zu vieles ist hinter grauem Nebel verschleiert. Aber es tut sich was im Space und es ist davon auszugehen, dass durch weitere Leaks, mehr Informationen über die tatsächlichen Geschehnisse ans Licht kommen werden.
Bis dahin sind leider die Privatanleger gezwungen, zuzusehen, wie sich ihr Vermögen in Luft auflöst und der FTT-Token immer weiter abrutscht.
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