Laut den Professoren John Griffin und Amin Shams ähnelt die aktuelle Bitcoin-Rallye der von 2017, welche ihrer Meinung nach durch die Manipulation eines einzelnen Wals angetrieben wurde.
Nic Carter, Partner bei Castle Island, widersprach den Behauptungen der Autoren und bezeichnete sie sogar als dumm.
Das Preisverhalten von Bitcoin wirft Bedenken über Manipulation auf
In ihrer 2018 im Fachblatt Journal of Finance veröffentlichten Arbeit stellten die beiden Professoren einen Zusammenhang zwischen jeder Bitcoin Rally und dem Minten neuer USDT bei Tether fest. Hinzu kommt eine Verschwörungstheorie, welcher zufolge der Bitcoin-Kurs absichtlich gestützt wird, wenn dieser unter ein bestimmtes Niveau fällt.
Wie die Autoren herausfanden, schnellte der BTC-Kurs nach einstündigen Handelsintervallen in die Höhe, welche von großen Tether-Mintings und Investitionen in den Vermögenswert begleitet wurden. Fast 60 % der Bitcoin-Kursgewinne zwischen März 2017 und März 2018 folgten einem ähnlichen Muster. In nahezu allen Fällen verwendete ein unbekannter Wal die neuen Tether, um große Mengen an Bitcoin auf Bittrex und Poloniex zu kaufen. Dies wiederum hatte Preisumkehrungen in weniger als 60 Minuten zur Folge.
Obgleich es dafür keine Beweise gibt, vermuten die Autoren auch bei den aktuellen Kursbewegungen ähnliche Absprachen zwischen großen Marktteilnehmern. Dies würde die verdächtig soliden Unterstützungsniveaus unter solch negativen Marktbedingungen erklären. Darüber hinaus verwiesen die beiden auf die relativ enge, 62 Tage andauernde Konsolidierung infolge des FTX-Zusammenbruchs am 11. November 2022. In dieser Zeit hielt sich Bitcoin, mit Ausnahme eines Tages, zwischen 16.000 und 17.900 US-Dollar – den beiden Autoren zufolge ein Werk geschickter Manipulatoren.
Laut Griffin könnten die 16.000 US-Dollar als Koordinierungsmechanismus gedient haben, während 17.000 US-Dollar die Obergrenze darstelle. Die Wale trieben den Preis in dieser Spanne künstlich hoch, bevor sie am oberen Ende ihre Gewinne abschöpften. Letzteres geschah in vielen kleinen Verkäufen, um den Kurs nicht wieder zu drücken. Mit anderen Worten, sie könnten durch die Begrenzung von Bitcoins Preisspanne profitiert haben.
Krypto-VC schlägt Behauptungen in den Wind und nennt Autoren “dumm”
Griffin räumte jedoch ein, dass keine Analyse ein derartiges Geschehen zwischen November 2022 und Mitte Januar 2023 beweist:
“Zu diesem Zeitpunkt haben wir noch keine konkrete Analyse. Sollte es jedoch Preisabsprachen geben, so könnte die Wahrheit in bestimmten Geschichten ans Licht kommen.”
Der Risikokapitalgeber Nic Carter wies die Manipulationsschlussfolgerungen der beiden zurück, bezeichnete sie sogar als dumm und fügte hinzu, die Behauptungen über Tether seien völlig unzutreffend:
“Griffin und Shams sind wirklich zu dumm, um zu verstehen, warum ihre Analyse so völlig daneben ist. Ihre einzige Fähigkeit besteht darin, wehleidige PR von leichtgläubigen Journalisten zu bekommen.”
Allerdings belegte die U.S. Commodities and Futures Trading Commission das Unternehmen Tether mit einer Geldstrafe in Höhe von 41 Millionen US-Dollar. Zwischen 2016 und 2018 hatte der Stablecoin-Emittent seine Vermögenswerte nämlich nur zu etwa einem Viertel mit Fiat-Reserven besichert. Demzufolge könnte ein Teil der Coins im Grunde gratis Geld gewesen sein. Tether reduzierte daraufhin seine Bestände an Handelspapieren auf fast Null und ersetzte sie durch Schuldtitel höherer Qualität sowie liquidere Vermögenswerte.
Für die aktuelle Rally des größten digitalen Vermögenswertes suchen viele eine Erklärung. Einigen Analysten zufolge steigen die Preise, weil die Zwangsverkäufe nach dem FTX-Zusammenbruch zurückgegangen sind. Wieder andere verweisen auf banalere Faktoren, wie eine steigende Zahl an Käufern. Nansen-Analyst Andrew Thurman meinte:
“Oft ist die beste Erklärung die langweiligste. In diesem Fall steigt der Bitcoin, weil es mehr Käufer als Verkäufer gibt.”
Der Zusammenbruch mehrerer Marketmaker, darunter Alameda Research, trug auch zu einer geringeren Marktliquidität und weniger Verkäufern bei.
Könnte ein Short Squeeze der Auslöser gewesen sein?
Um eine Short-Position zu eröffnen, nehmen Händler einen Kredit für einen Kaufvertrag in der Annahme auf, dass der Kurs eines Vermögenswertes fallen wird. Steigt der Kurs stattdessen, verzeichnet die Position des Händlers ein Minus. Ab einem bestimmten Punkt kann der Händler seine Position nicht mehr decken, was zwangsläufig zur Liquidierung selbiger führt. Der Händler muss also den Kaufvertrag erfüllen und den Vermögenswert “teurer zurückkaufen”. Werden viele Positionen liquidiert, führt die Flut von Kaufaufträgen zu einem “Short Squeeze”. Das beudetet, dass der Preis explosionsartig in die Höhe getrieben wird.
Du willst mit Gleichgesinnten über Analysen, Nachrichten und Entwicklungen sprechen? Dann tritt hier unserer Telegram-Gruppe bei.
Haftungsausschluss
In Übereinstimmung mit den Richtlinien des Trust Project verpflichtet sich BeInCrypto zu einer unvoreingenommenen, transparenten Berichterstattung. Dieser Artikel zielt darauf ab, genaue und aktuelle Informationen zu liefern. Den Lesern wird jedoch empfohlen, die Fakten unabhängig zu überprüfen und einen Fachmann zu konsultieren, bevor sie auf der Grundlage dieses Inhalts Entscheidungen treffen.