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Katharina Gehra im Gespräch: Von verschiedenen Token-Levels, Blockchain Fonds und Renditen

6 min
Aktualisiert von Alexandra Kons
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IN KÜRZE

  • „Es ist der beste Job, den ich je hatte. Es gab noch nie eine Aufgabe, die mir so viel Spaß gemacht hat, die mich so begeistert hat.“
  • „Der einzelne Use Case ist nicht die Frage. Ein Auto ohne Straßennetz hat kaum einen Nutzen. Ein einzelner Kilometer Straße hat keinen Nutzen. Die Kombination eines Straßennetzwerks insgesamt mit individueller Mobilität bringt den Mehrwert.“
  • „Das gedankliche Modell, auf dem wir aufbauen, geht davon aus, dass die Token-Ökonomie dazu führt, dass wir in unterschiedlichen Level an Token haben werden.“
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Katharina Gehra ist Migründerin und CEO von Immutable Insight. Sie verwaltet einen bei der BaFin registrierten Crypto Hedge Fund in Deutschland, den Blockchainfonds II. Mit BeInCrypto hat sie über Token, tokenisierte Assets und Renditen gesprochen.

Katharina Gehra ist nicht nur bei Immutable Insight aktiv, sondern auch als Aufsichtsratsmitglied der Fürstlich Castell’schen Bank und der Börse Stuttgart. Zuvor war sie CEO bei Interritus Limited, Projektleiterin bei der Boston Consulting Group und arbeitete bei der Commerzbank. Sie hat einen MSc in Internationaler Politischer Ökonomie von der London School of Economics. Katharina Gehra wurde dreimal in Folge zur „Top 40 under 40“ ernannt. Ihr Podcast Block52 ist einer der renommiertesten Blockchain-Podcasts und hat mehr als 200.000 Hörer.

„Es ist der beste Job, den ich je hatte. Es gab noch nie eine Aufgabe, die mir so viel Spaß gemacht hat, die mich so begeistert hat.“

Seit dem Jahr 2018 ist Katharina Gehra im Blockchain-Bereich tätig. Sie erzählt:

„Ich habe die ICO Bubble noch in London miterlebt und habe das Ganze damals aus der Bänker-Perspektive beobachtet. Dann kam im Januar 2018 das große Erwachen, aber mir war klar, dass ich die Blockchain spannend finde. Das war die Zeit, wo die Märkte gecrasht sind und ich habe mir gesagt, jetzt hast du Zeit etwas aufzubauen.“

Der ICO-Crash: Ein Zeit-Dip für Innovationen

Katharina Gehra hat sich dann zusammen mit ihrem Mitgründer im Bereich Forensics und AML umgesehen:

„Wir wollten auch besser verstehen, was waren die Triggerpunkte? Warum ist das nicht schon viel früher gecrasht? Warum ist es genau dann gecrasht? Gibt es irgendwas in diesen vielen ICOs, die so ähnlich wie die Dotcom Bubble mitgeplatzt sind, obwohl sie eigentlich trotzdem gute Ideen waren? Darüber sind wir zu den Geldwäsche- und Betrugsanalysen gekommen. Als in 2019 sich der Markt wieder langsam erholt hat, haben wir begonnen unsere Analysen auch fürs Asset Management zu benutzen.“

Für Katharina Gehra und ihre Kollegen war klar, dass die Blockchain das neue Internet of Value ist. Außerdem ist Katharina ein großer Fan von Shermin Voshmgir’s Buch Token Economy. Die Tokenomics und das Web 3.0 wurden zum stärksten Leitmotiv:

„Unser dritter Geschäftsbereich ist Industrial Analytics, also die produktive Anwendung der Blockchain, dort wo kein Krypto involviert ist. Beispielsweise bei Maschine-zu-Maschine Kommunikation und der Industrie 4.0. Dort wird die Blockchain massive Skalenvorteile generieren und die heutigen Defizite des Internets ablösen.“

Im März hat das Team eine FundingRunde abgeschlossen und arbeitet nun an verschiedenen Asset Management Produkten. Eines ist bereits auf dem Markt, weitere folgen im Verlauf des Jahres. 

Ein Bild von BeInCrypto.com
Ein Bild von BeInCrypto.com

Token: Analytics as a Service

Ein wichtiger Punkt in Katharina Gehras täglicher Arbeit ist das Thema „Analytics as a Service“:

„Bis heute wird das Thema noch nicht ausreichend verstanden. Einer der großen Vorteile an der Blockchain ist eben, dass ich sowohl als Emittent eines Tokens, als auch als Nutzer eines Tokens eine bessere und schnellere Informationsbasis haben kann als bei normalen Assets. Und wenn wir davon ausgehen, dass in der Kapitalmarkttheorie die Effizienz von Märkten ganz stark von der Informationsverfügbarkeit abhängt, dann ist der grundsätzliche Wert von Analytics aus meiner Sicht essenziell. So ist die Adidas Aktie in einer „digitalen Tupperware“ also einem Token, immer der papierhaften Aktien überlegen.“

Außerdem betont Katharina, dass es nicht immer darum geht, welchen Use Case wir mit der Blockchain-Technologie bedienen, weil die Blockchain die Infrastruktur für viele verschiedene Use Cases darstellt.

„Der einzelne Use Case ist nicht die Frage. Ein Auto ohne Straßennetz hat kaum einen Nutzen. Ein einzelner Kilometer Straße hat keinen Nutzen. Die Kombination eines Straßennetzwerks insgesamt mit individueller Mobilität bringt den Mehrwert.“

Die Blockchain- und Krypto-Welt stecken grade erst in den Kinderschuhen. Da ist es klar, dass die Regulierung mit der rasanten Entwicklung kaum hinterherkommt.

„Die große Frage: machen wir weiter mit Patchwork Regularien oder finden wir systematische Ansätze? So wie das auch der Token Act in Liechtenstein gemacht hat. Ich setze Hoffnung in die Bundestagswahl. Weg von „Blockchain ist Geldwäsche“ und „Bitcoin ist Energieverbrauch“ hin zu dem großen Potenzial der Technologie. Ich denke, dass China nicht ohne Grund auf die Technologie setzt. Wenn wir nicht die chinesische Antwort übernehmen wollen, müssen wir ganz schnell unsere Antwort entwickeln. Vor allem rund um das Thema Identität. Wir haben manches Potenzial der Digitalisierung verpasst. Jetzt ist eine neue Chance mit Blockchain als Produktivitäts- und Wettbewerbsfähigkeitstreiber. Das ist eine Debatte, die ich sehr stark versuche im politischen Raum zu vertreten und das möglichst ohne Polemik und dafür mit mehr Sachverstand.“

Pferde auf motorisierten Unterlagen

Wenn es um die Gesetzgebung geht, müssen wir uns auch die sich stetig wandelnde Krypto-Besteuerung ansehen:

„Juristen kommen mit einer speziellen Denke. Die ist im Kontext der Verwaltung richtig und pfadabhängig erklärbar. Sie funktioniert aber hier nicht mit den wirtschaftlichen und technologischen Gegebenheiten. EIn Beispiel wie absurd das ist: Wir sind alle Pferde geritten und es hat jemand den Motor erfunden. Und um ein Pferd ordentlich zu reiten, gehört ein Sattel drauf. Nun sagt aber der Erfinder des Motors: Stühle in einem Chassis sind besser hierfür. Da sagt die Verwaltungslogik: Nein, um jemand zu transportieren, braucht man einen Sattel. Dann sagt der mit dem Motor: Ok, was soll ich jetzt machen? Soll ich jetzt das Pferd auf eine motorisierte Unterlage stellen und dann satteln oder erlaubt ihr mir ein Chassis um den Motor zu bauen? Wir müssen raus aus alten Denkmustern mit Offenheit für die Zukunft.“

Katharina Gehra führt weiter aus, dass technisches Potenzial nicht immer mit den Regularien der Vergangenheit vereinbar sind:

„Wenn wir uns mit dem Wissen der Blockchain den Artikel 1 unseres Grundgesetzes anschauen: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Oder das Briefgeheimnis. Oder wie funktionieren freie und geheime Wahlen, dann ist vieles neu denkbar. Die Autoren des Grundgesetzes würden es heute anders schreiben und wahrscheinlich sollten wir das nochmal frisch durchdenken.“

Ein Bild von BeInCrypto.com
Ein Bild von BeInCrypto.com

Von Token und Wertschöpfung

Katharina Gehra ist davon überzeugt, dass durch die Token eine Ökonomie, also ein Wert, entsteht. Dieser Wert ist aber auch von der Einsetzbarkeit dieser Assets abhängig.

„Ich glaube daran, dass über die Token-Ökonomie Wert entsteht und Tokens bessere Wertschöpfung ermöglichen. Insofern bin ich ein großer Token Fan.“

Kommen wir doch dazu, was eigentlich bei Immutable Insight passiert: BlockchainFonds. Bei dem BlockchainFonds dreht sich alles um den Handel mit digitalen Assets (Token) auf der Ethereum-Blockchain. Auf der Webseite von Immutable Insight lesen wir:

„Denn Ethereum ist DIE Plattform für Smart Contracts und bildet eine sichere Grundlage für ein dezentrales Finanzsystem und sichere Transaktionen. Unsere firmeneigenen Immutable-Insight-Analysen verwenden 100 % des Datensatzes eines jeden Trades auf der Ethereum-Blockchain – zu jedem Zeitpunkt. Das ermöglicht uns, Entscheidungen in Echtzeit zu treffen – basierend auf der Kenntnis aller Marktteilnehmer, Transaktionen und potenziellen Assets.“

Und genau dieses Potenzial der Token beschreibt Katharina Gehra wie folgt:

„Das gedankliche Modell, auf dem wir aufbauen, geht davon aus, dass die Token-Ökonomie dazu führt, dass wir in unterschiedlichen Level an Token haben werden. Für uns ist Krypto heute praktisch Tokenlevel 1. Tokenlevel 2 sind dann tokenisierte Assets. Das ist in meinen Worten die digitale Tupperware bestehender Assets, die dadurch handelbarer sind, sich aber im Wesentlichen nicht verändern. Tokenlevel 3 sind digitale Tupperwaren mit Zusatzgeschmack. Und Tokenlevel 4 sind die neuen noch zu entwickelnden Geschäftsmodelle, die nur auf Basis von Token denkbar sind.

Ein Blick in die Zukunft der Tokenisierung

BeInCrypto hat bereits von verschiedenen Tokenisierungsprojekten wie HashMix oder ähnliche berichtet. Und auch Katharina Gehra sieht die Entwicklung der Tokenisierung positiv:

„Auf einmal verstehe ich, dass ich mit digitalen Tupperwaren eine neue Art Haus bauen kann und nicht nur einzelne Dinge praktisch weiter konservieren. Das ist ein Stück weit auch eine Überlegung, die wir haben. Das heißt, wir bauen heute immer Produkte, die Nicht-Krypto-Menschen das Exposure und die Welt in Krypto ermöglicht. Sie geben uns Euro, sie kriegen Euros zurück und die Jahressteuerbescheinigung. Und Stück für Stück bringen wir sie dahin, dass sie irgendwann tokenisierten Strom und tokenisierte CO2 Zertifikate und andere Dinge nutzen.“

Ihr Ziel ist es den Mehrwert dieser Produkte aufzuzeigen.

„Vorteile können sein: Risiko-Rendite-Modularität, zusätzliche Informationen und zusätzlicher Nutzen, die das tatsächliche Asset eben von der digitalen Tupperware zu einer praktisch mehrfach nutzbaren Funktion hinführt. Wir versuchen das für alle Assetklassen abzubilden. Aktuell bieten wir im ersten Schritt unterschiedliche Risiko-Rendite-Produkte für Einsteiger, Fortgeschrittene und Profis.“

Danke, Katharina!

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Alexandra Kons
Alex hat ihren Bachelor in Orient- und Asienwissenschaften an der Friedrich-Wilhelms Universität Bonn absolviert, danach Deutsch als Fremdsprache am Goethe Institut studiert und ihren Master in Arabistik an der Freien Universität Berlin absolviert. Seit 2017 ist sie als Krypto-Journalistin tätig.
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