Die kenianischen Behörden scheinen es ernst zu meinen: scheinbar stürmte die lokale Polizei ein Lagerhaus in Nairobi und beschlagnahmte Geräte und Dokumente von Worldcoin. Der Grund? Sie vermuteten, rechtlich bedeutsame Datensätze zu finden.
Am 7. August berichtete das kenianische Nachrichtenportal Kahawatangu über diesen Vorfall. Erst am 2. August hatte die kenianische Regierung das Projekt verboten und Schritte unternommen, um dessen Einsatz zu unterbinden. Zentraler Punkt dieser Vorstöße soll die Missachtung der strengen lokalen Datenschutzvorschriften sein.
Razzia in Nairobi
Im April hatte das Office of Data Protection Commissioner (ODPC) zunächst festgestellt, dass Worldcoin den kenianischen Datenschutzgesetzen enspreche. Selbiges argumentierte auch der kenianische Minister für digitale Wirtschaft, Eliud Owalo, als das Innenministerium vergangene Woche ein Verbot gegen das Projekt aussprach.
In einer offiziellen Erklärung widerrief das ODPC die Feststellungen aus April jedoch. Demnach habe die Behörde infolge weiterer Prüfungen eine Reihe von berechtigten regulatorischen Bedenken im Zusammenhang mit Worldcoin festgestellt.
Im Hinblick auf die Razzia hieß es seitens Kahawatungu:
“Die mit einem Durchsuchungsbefehl ausgestatteten Beamten wurden von mehreren Behörden unterstützt und drangen am Samstag in die Büroräume an der Mombasa Road ein. Sie verließen das Gebäude mit Maschinen, die ihrer Meinung nach die von der Firma gesammelten Daten speichern.”
Angeblich habe ein Repräsentant des ODPC gegenüber Coindesk behauptet, nichts von einer solchen Aktion zu wissen. Diese Aussage konnten wir allerdings nicht überprüfen.
Auch die Behörden in Großbritannien, Frankreich und Deutschland untersuchen das Projekt.
Worldcoin Launch löst anhaltende Datenschutzbedenken Kenia in aus
Am 24. Juli startete Worldcoin als digitale Identifikationsplattform, um echte Internetnutzer:innen von künstlicher Intelligenz (KI) und Bots zu unterscheiden. Der einmalige Verifizierungsprozess besteht aus einem Zusammenspiel von Iris-Scan-Technologie, künstlicher Intelligenz und Zero-Knowledge-Proofs.
Verifizierte Nutzer:innen erhalten eine World ID mit Wallet sowie einen Airdrop der nativen Kryptowährung Worldcoin (WLD). Zudem können Entwickler:innen auf Grundlage dieses Protokolls Anwendungen programmieren. Es handelt sich also um eine Blockchain – nur ohne die hochgeschätzte Pseudonymität.
Aufgrund dieses einzigartigen Registrierungsprozesses stieß das Projekt allerdings von Beginn an auf Misstrauen.
Kritiker auf der ganzen Welt sprachen sich aufgrund ethischer Aspekte gegen dieses Vorgehen aus, insbesondere die kenianische Regierung. In dem westafrikanischen Land verstößt jegliche Verarbeitung personenbezogener Daten ohne triftigen Grund gegen das Gesetz.
Interessanterweise findet sich auch Sam Altman, Tech-Unternehmer und CEO von OpenAI (dem Unternehmen hinter ChatGPT), unter den Worldcoin-Gründern. Sein AI-Unternehmen sieht sich derzeit ebenfalls mit Anschuldigungen aufgrund von Verstößen gegen Datenschutzrichtlinien konfrontiert.
Laut der kenianischen Datenschutzbeauftragten Immaculate Kassait hätten die Verantwortlichen des Projekts ihre wahren Absichten während des Registrierungsprozesses nicht offengelegt.
Worldcoin hingegen behauptet, die Scans würden sofort gelöscht, es sei denn, die Nutzer:innen entscheiden sich für die Weitergabe ihrer Daten.
Worldcoin bleibt umstritten
BeInCrypto berichtete bereits über die Ergebnisse der MIT Technology-Untersuchung zu Worldcoin. Dabei wurden Teilnehmer:innen des Registrierungsprozesses befragt, die Ergebnisse fielen allerdings nicht zugunsten des Projekts aus. So berichtete MIT Technology:
“Wir fanden heraus, dass die Vertreter des Unternehmens irreführende Marketingpraktiken anwandten, mehr persönliche Daten sammelten, als sie zugaben, und es versäumten, eine sinnvolle informierte Zustimmung einzuholen.”
Trotz der weit verbreiteten Skepsis gegenüber dem Krypto Unternehmen erfuhr es in Spanien einen großen Zulauf.
In dem südeuropäischen Land verzeichnet Worldcoin durchschnittlich 20.000 neue Nutzer:innen pro Monat und ist damit der am schnellsten wachsende Markt in der EU.
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