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Krypto, BlackRock, Inflation – Olga Feldmeier und Peter Grosskopf im exklusiven Gespräch

6 min
Aktualisiert von Toni Lukic
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Der Krypto-Markt hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung erlebt, die von verschiedenen makroökonomischen Faktoren beeinflusst wird. Um die Auswirkungen dieser Faktoren und die Perspektiven für den Markt zu beleuchten, haben wir auf der diesjährigen Blockchance in Hamburg zwei absolute Expert:innen befragt: Olga Feldmeier und Peter Grosskopf.

In den folgenden Interviews teilen diese Expert:innen ihre Einblicke und Perspektiven zu den makroökonomischen Entscheidungen und ETF-Anträgen großer Investmentgesellschaften wie BlackRock und Wisdom Tree sowie zur Entwicklung des Kryptomarktes im Allgemeinen.

Ihre vielseitigen Hintergründe und Erfahrungen versprechen interessante Visionen über die Zukunft des Krypto-Sektors und dessen Wechselwirkungen mit der Wirtschaft.

Das BeInCrypto-Interview mit Olga Feldmeier

Olga Feldermeier Kryptoexpertin
Olga Feldmeier; Quelle: LinkedIn

Wir haben 2021 einen großen Bullenmarkt erlebt, gefolgt von einem anhaltenden Bärenmarkt. Was war deiner Meinung nach der Auslöser für diesen Abwärtstrend?

Nach zehn Jahren im Sektor durchlebe ich derzeit meinen dritten Krypto-Winter, und jede dieser Phasen ist einzigartig. Der aktuelle Bärenmarkt unterscheidet sich für mich durch zwei Hauptmerkmale. Erstens hatten wir bisher noch nie eine so hohe Anzahl von Betrug und gescheiterten Projekten im Kryptoraum. Es begann mit dem Luna-Kollaps und zog sich dann über Celsius, 3A-Capital und schließlich den FTX-Skandal. Zweitens sehe ich die Krise der Gesamtmärkte im Zuge der Corona-Krise als weiteren Faktor. Dieser Krypto-Winter ist der erste, der von solchen makroökonomischen Umständen geprägt ist. Bitcoin wurde erst 2009 während der Finanzkrise von 2008 eingeführt. All diese Faktoren schaffen ein neues Umfeld, das zum aktuellen Krypto-Winter führt.

Nun stellt sich aus dieser Gesamtsituation heraus die Frage, ob wir im Zuge dieses Krypto-Winters die Geschwindigkeit des bislang bekannten Krypto-Cycles von vier bis fünf Jahren beibehalten, oder in Hinblick auf dieses neuartige Setup den bisher bekannten Zyklus brechen. Denn möglicherweise sehen wir eine Verzögerung des neuen Aufschwungs – im besten Falle. Außerdem stellt sich die Frage, ob der Aufwärtsschwung nochmal so groß ausfallen wird, wie in den vergangenen zwei Zyklen 2017 und 2021.

Denkst du, dass die Leitzinserhöhungen im Jahr 2023 eine Rolle in der Entwicklung des Krypto-Sektors spielen werden?

Die Auswirkungen der Leitzinserhöhungen sind in diesem Jahr nicht so gravierend, wie sie hätten sein können. Es besteht immer die Möglichkeit, dass geopolitische Ereignisse wie der Russland-Ukraine-Konflikt oder eine stärkere Einmischung Chinas in das Weltgeschehen die Lage verändern. Aus heutiger Sicht sind diese düsteren Szenarien jedoch eher unwahrscheinlich. Ich sehe die Zukunft von Krypto nicht so pessimistisch wie einige Experten. Der Zyklus wird voraussichtlich weiterhin Bestand haben, auch wenn einige Ausschläge möglicherweise etwas später eintreten werden.

Große Investmentgesellschaften wie BlackRock und Wisdom Tree wollen Bitcoin-ETFs auf den Markt bringen. Ist das ein Zufall oder haben diese Institutionen auf diesen Moment gewartet?

Angesichts der Größe der beteiligten Investmenthäuser könnte es gut sein, dass wir in naher Zukunft einen Bitcoin-Spot-ETF sehen werden. Schließlich wurde nur einer von BlackRocks 576 ETF-Anträgen bisher abgelehnt. Es gibt natürlich Theorien, dass die großen Finanzakteure den Krypto-Sektor dominieren wollen. Ich denke, dass die Institutionen reagieren mussten, und das haben sie auch getan.

Bislang richten Institutionen ihren Fokus besonders auf vier Coins: Bitcoin, Bitcoin Cash, Litecoin und Ethereum. Was hältst du von dieser Auswahl und warum kam es deiner Meinung nach dazu?

Ich denke nicht, dass diese Auswahl dem strategischen Plan angehört. Eher glaube ich an eine schrittweise Entwicklung. Alle vier Coins fallen unter die Kategorie „Währung“ – sie bilden kein Tech-Unternehmen ab oder ähnliches. Sie sind daher kein Wertpapier, sondern dienen eher als Grundlage für Zahlungssysteme. Und von da aus wird es sich entwickeln. Aber dazu fehlt noch die regulatorische Sicherheit bei den anderen Krypto-Währungen. Hier hat Europa mit der MiCA-Regulierung einen ersten großen Schritt gemacht. Das könnte andere Nationen unter Druck setzen, ähnliche Gesetze auszuarbeiten, um ein reguliertes Umfeld für Krypto zu schaffen.

Ich denke es, dauert nicht mehr allzu lange, bis die USA nachziehen. Wenn wir weltweit diese neue Technologie an Regeln und Gesetzen ausrichten können, ist das ein riesiger Schritt in Richtung Adoption. Das ist der wichtigste Schritt für die Industrie in diesen Zeiten und wir sehen klare Entwicklungen in diese Richtung.

Glaubst du, dass Bitcoin bald eine Entkopplung von Technologieaktien erleben wird?

Ich denke, wir werden in Zukunft eine Entkopplung von Krypto-Werten und Technologieaktien sehen, jedoch auf eine ganz bestimmte Art und Weise. Bitcoin hat von Natur aus weniger mit Tech-Konzernen zu tun. Obwohl es aufgrund von Investitionsverflechtungen Verbindungen zwischen ihnen gibt, wird sich die Korrelation verringern, sobald andere Investoren in diese Märkte einsteigen. Dieser Prozess kann jedoch noch einige Jahre dauern.

Was ist dein Ausblick für die Entwicklung des Kryptomarktes?

Trotz der aktuellen Herausforderungen bin ich optimistisch hinsichtlich eines neuen Bullenmarktes, der von der Integration von Krypto in die globale Infrastruktur getragen wird. Immer mehr Institutionen entdecken die Vorteile von Krypto, und der Raum beginnt sich zu etablieren. Wenn Regierungen dem Fortschritt entgegenwirken, kann der gesamte Sektor dank seiner globalen Ausrichtung in eine andere Regulierungszone ausweichen. Daher sehe ich eine positive Zukunft für Krypto, auch wenn es möglicherweise einige Zeit dauern kann, bis wir wieder einen starken Aufwärtstrend sehen.

Das BeInCrypto-Interview mit Peter Grosskopf

Peter Grosskopf Kryptoexperte
Peter Grosskopf; Quelle: LinkedIn

Wie würdest du die Situation der Zinserhöhungen und die Auswirkungen auf den Kryptomarkt insgesamt einordnen?

In den letzten Wochen hat sich eine Art Konsolidierung in den Köpfen der Menschen vollzogen. Der Kryptomarkt hat sich immer als unabhängig von den makroökonomischen Bedingungen der Finanzmärkte gesehen. Insbesondere gilt dies für Bitcoin, der als Gegenwette gegen das traditionelle Marktumfeld konzipiert wurde. Allerdings haben wir festgestellt, dass die Kryptokurse genauso stark fallen wie Aktien, wenn es dem allgemeinen Markt schlecht geht. Der Ukraine-Krieg und die Auswirkungen von Corona haben sich auf die Preise ausgewirkt. Es scheint jedoch, dass sich eine gewisse Bodenbildung abzeichnet. Die Nachrichtenlage hat sich beruhigt, und die MiCA-Verordnung wird in Europa für mehr Rechtssicherheit sorgen. Dadurch gewinnen immer mehr institutionelle Investoren Vertrauen und es gibt eine gewisse Aufwärtsbewegung im Krypto-Trading.

Glaubst du, dass die Korrelation zwischen Krypto und Technologieaktien weiterhin hoch bleiben wird?

Insgesamt hat die Krypto-Gemeinschaft ihren Anspruch, sich vom Rest des Asset-Marktes abzugrenzen, nicht erfüllen können. Der Weg, diesem Anspruch näherzukommen, führt über die Utility. Es gibt Teile des Sektors, die direkt auf der dezentralen Blockchain-Struktur aufbauen, während andere Off-Chain-Anwendungen verwenden. Wir müssen mehr Anwendungsfälle schaffen, die auf der Blockchain basieren. Die Integration von Real-World-Assets auf der Blockchain, insbesondere tokenisierte Wertpapiere, bietet große Chancen. Ein weiteres Potenzial sehe ich in Stablecoins, die bereits weltweit als Zahlungsmittel akzeptiert werden. Die Stablecoin-Regulierung durch MiCA könnte einen Schub für die Industrie bedeuten und die Verwendung von permissionless Blockchain für echte Zahlungen ermöglichen. Die Nutzbarkeit der Technologie ist entscheidend für den langfristigen Erfolg der Kryptoindustrie.

Die großen Investmentgesellschaften wie BlackRock und Wisdom Tree wollen Bitcoin-ETFs auf den Markt bringen. Wie siehst du diese Entwicklung?

Es ist schön, dass es einen Aufschwung gibt, aber ich frage mich, ob dadurch neue Leute erreicht werden, die zuvor noch nichts von Bitcoin gehört haben. Diejenigen, die bereits beim vorherigen Hype-Zyklus in Bitcoin investiert haben, sind vor allem Investoren und Family Offices. Diese Entwicklung wird daher keine revolutionäre Veränderung bringen. Es ist jedoch ein Schritt in die richtige Richtung, um den Massenmarkt für Krypto-Trading zu begeistern. Der langfristige Erfolg hängt jedoch nicht vom Trading ab, sondern vom Wachstum der Nutzerbasis und der Schaffung von Mehrwert über das Trading hinaus. Wenn Unternehmen wie BlackRock ihre Wertpapiere tokenisieren und auf der Blockchain handelbar machen, profitieren sie und die Nutzer von günstigeren Transaktionen auf globaler Ebene. Dies wäre ein Schritt, der echten Mehrwert schaffen würde.

BeInCrypto bedankt sich bei den Interviewpartnern!

Olga Feldmeier ist eine renommierte Expertin im Bereich Kryptowährungen und Blockchain. Sie ist Vorstandsvorsitzende und Mitbegründerin von Smart Velor und war zuvor Commercial Managing Partner bei Xapo, einem Bitcoin Custodian. Sie hat die erste Bitcoin-Lizenz in der Schweiz ermöglicht und war in leitenden Positionen bei UBS Wealth Management CEE und Barclay Capital tätig. Ihre Erfahrung in der Finanzbranche und ihre umfassende Expertise machen sie zu einer gefragten Stimme in der Kryptowelt.

Peter Grosskopf ist Mitbegründer und CTO von Unstoppable Finance GmbH, einem Unternehmen mit Sitz in Berlin, das es Menschen auf der ganzen Welt ermöglichen möchte, auf die dezentralisierte Wirtschaft zuzugreifen und von den finanziellen Möglichkeiten zu profitieren. Zuvor war er CTO und Geschäftsführer bei der Börse Stuttgart Digital Exchange, der ersten regulierten digitalen Vermögenswertbörse in Deutschland. Grosskopf verfügt über umfangreiche Erfahrung im Technologie- und Unternehmertum und hat eine Leidenschaft für Blockchain und Dezentralisierung.

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