Kaum ein Investor hätte im Bullenmarkt 2021 die Prognose: Bitcoin wird im Sommer 2022 auf 20.000 US-Dollar fallen, abgegeben. Krypto steht aufgrund der Probleme rund um Celsius, 3AC und Terra in keinem guten Licht. Was war 2017 anders? Und wieso kam es zu diesem Crash?
Der Markt befindet sich momentan im sogenannten Krypto-Winter. Zeit also, die Währungen auf Coinmarketcap abzuarbeiten und sich Wissen anzueignen. Denn nur wer weiß, welche Coins auf dem Markt dominieren könnten, kann im Bullenmarkt auch ordentlich Geld machen.
Doch wieso befinden wir uns überhaupt im Bärenmarkt? Und was ist diesmal anders als noch 2017? Sollst du jetzt nachkaufen? Oder erst später investieren?
Über 2 Milliarden US-Dollar an Marktkapitalisierung wurden seit November 2021 herausgespült. Dies gleicht einem Rückgang von fast 70 Prozent, immerhin noch besser als zum Tief 2018: Dort waren es rund 87 Prozent.
Zu aller Überraschung kann sich Bitcoin mit einem Kurs von Minus 70 Prozent noch knapp vor Ethereum mit Minus 80 Prozent halten. Die Liste aller Kryptos ist trotzdem überwiegend rot.
Auffallend ist, dass BTC seine Marktdominanz weder in einem Bullen- noch Bärenmarkt wirklich halten konnte. Waren es vor dem ganzen ICO-Hype noch teilweise an die 90 Prozent, nahm diese Dominanz in den folgenden Jahren stetig ab. Bitcoin steht nun bei vergleichbaren Werten, wie auch schon am Tief 2018: Rund 35 bis 40 Prozent.
Woran dies liegt?
Unter anderem an dem Aufkommen der vielen verschiedenen Blockchains mit all ihren Vor- und Nachteilen. DeFi, Stablecoins, NFTs und vieles mehr: Die Liste ist mittlerweile um einiges länger als noch im Jahr 2018.
Genau diese Möglichkeiten haben uns aber jetzt auch in diese Lage gebracht.
Web 3-Unternehmen auf dem Vormarsch: Ethereum hat es möglich gemacht
Vitalik Buterin hat bereits 2014 mit dem Projekt Ethereum die Blockchain um ein wichtiges Feature ergänzt: Smart Contracts. Ohne die Programme könnten wir heutzutage nicht einmal einfache DeFi-Protokolle aufsetzen.
Drei Jahre später beginnt dann das Problem: Die ICO-Blase. Diese wird von vielen Kritikern immer noch mit der Dotcom Blase der 90er bzw. 2000er Jahre verglichen. Lange Zeit ging es auch gut: Teilweise konnten 1000 Prozent und mehr quasi über Nacht generiert werden. Jedes Produkt fand einen Käufer auf einem höchst unregulierten Markt.
Wahlen auf der Blockchain? Kein Problem! Das nächste dezentrale Facebook? Aber klar doch! Smartphones mit dezentralem Betriebssystem? Apple braucht zwar ein Jahr für ein neues Handy, aber wir produzieren es in 2 Wochen!
Die Versprechen waren groß – die Ernüchterung danach noch viel größer. Wie lange das Fundraising nach dem Platzen der Blase noch weiterlief, ist auf dieser Grafik ersichtlich:
Investieren wurde damals leicht gemacht. Wallet und ETH brauchte ein Investor damals, dann durfte er schon loslegen. Schnell noch auf die Whitelist und morgen dann zu 1000 Prozent Gewinn.
Der Bärenmarkt musste kommen und zog viele ICOs in den Ruin. Aus den Versprechen Token später gegen Dienstleistungen oder Produkte eintauschen zu können wurde nichts. Wer hätte denn so etwas rückwirkend auch nur erahnen können?
News zu Celsius, 3AC und Terra überschatten den Markt
War es 2018 noch hauptsächlich der ICO-Boom, spielen jetzt mehrere Faktoren mit hinein. Zum einen haben die FED als auch die EZB nach zweijähriger Gelddruckerei eingesehen, dass dies so nicht weitergehen kann und haben bzw. werden den Leitzins anheben.
Um die Inflation zu bekämpfen, scheut die amerikanische Notenbank FED auch nicht vor radikalen Schritten zurück: Bis Ende des Jahres will sie auf etwa 3 Prozent kommen. Die EZB geht es etwas gemütlicher an, hebt aber mittlerweile den Zins ebenso.
Da der Kryptomarkt seit Beginn der COVID-Pandemie eine hohe Korrelation mit Aktien, vor allem dem NASDAQ aufweist, segeln die Kurse gemeinsam gen Süden.
Vor allem Decentralized Finance bot den großen Playern an der Wall Street die Möglichkeit, lukrative Deals einzugehen. Darunter befindet sich auch ein bekannter Kandidat: Celsius. Aber die Bad News fangen eigentlich bereits mit Terra Luna und Three Arrows Capital an (3AC).
Rezept für einen Bärenmarkt: Gescheiterter Stablecoin, überschuldeter Lending-Dienst und gehebelter Hedgefonds
Die dezentralen Banken fingen bereits im DeFi-Sommer 2020 an, Kredite gegen Sicherheit zu vergeben. Jüngst investierten auch immer mehr Kryptowährung-Fonds und Lending-Dienste in die Protokolle, da hohe Zinsen versprochen wurden.
Bestes Beispiel: Terra Luna auf Anchor mit 20 Prozent Zins. Dazu äußert sich Martin Green, CEO der Firma Cambrian Asset Management.
“2020 und die Jahre darauf zeigen ein vermehrtes Nutzen der DeFi-Schattenbanken.”
Seiner Meinung nach waren die ausgeliehenen Assets (Kredite) vielfach unterbesichert. Als dann die Preise im zweiten Quartal anfingen zu fallen, war alles für ein Desaster angerichtet.
Zunächst zerfiel der damals drittgrößte Stablecoin UST von Terra Luna – Celsius und 3AC waren die Reaktion darauf. Celsius nahm das Geld seiner Kunden, lieh es auf Plattformen an andere und bot dafür bis zu 18 Prozent. Als aber der Markt umschwenkte, musste Celsius ziemlich rasch einsehen, dass keine Liquidität für Kundenauszahlungen zur Verfügung steht. Der Rest ist Geschichte.
3AC wurde von den Bad News auch nicht verschont. Der Hedgefonds hatte viel Kapital in das Luna-Ökosystem investiert – letzten Monat wurde dann eine Postion auf BlockFi liquidiert, weil man den Kredit nicht zurückzahlen konnte. Resultat: Insolvenz nach amerikanischem Recht.
Um das Ganze noch abzurunden, hat vor einigen Tagen sogar Voyager Digital eine Insolvenz beantragt. Gegenseitige Forderungen mit Alameda Research, der Investment-Firma von Sam Bankman-Fried, im Wert von 450 Millionen US-Dollar stehen auf dem Spiel.
Die Moral an der Geschichte: Bei den bankrotten Firmen handelt es sich ausnahmslos um Firmen aus dem “Centralized Finance” Bereich. Protokolle wie MakerDAO, Aave oder Balancer haben zwar an Marktkapitalisierung verloren, stehen aber nach wie vor prächtig dar. Wahrscheinlich werden diese durch die zahlreichen Liquidationen sogar mehr Gebühren erwirtschaften, als zuvor.
Wann ist der Krypto-Winter also vorbei, fragen wir uns?
Um ehrlich zu sein: Wir wissen es nicht! Analysten rechen aufgrund der schwierigen makropolitischen Lage mit weiteren Kursschwankungen. Token zu kaufen war auf jeden Fall noch nie so leicht wie jetzt. Anmelden, Verifizieren, Loslegen – es geht ganz einfach! Vergesst danach nur nicht zu HODLN.
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