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Kryptoökonomische Primitive – die Bausteine der Kryptowirtschaft

2 min
Aktualisiert von Tobias W. Kaiser
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In der Informatik bilden Primitive die Bausteine von komplexen Softwaresystemen. So bezeichnen Primitive die einfachsten atomaren Elemente einer Programmiersprache. Während darunter in systemnahen Programmiersprachen (Assemblern) die einzelnen ausführbaren Instruktionen eines Prozessors verstanden werden, arbeiten höhere Sprachen auf einem höheren Grad der Abstraktion. Auf dieser Ebene werden ebenfalls die einzelnen Anweisungen einer Programmiersprache als Primitive bezeichnet, obwohl diese häufig mehrere Maschinenanweisungen hervorbringen. Auf einem noch höheren Grad der Abstraktion können auch komplexe Algorithmen als Primitive verstanden werden. Dies ist bei kryptographischen Primitiven der Fall, die auch in der Blockchain-Technologie zur Anwendung kommen, beispielsweise in der Form von Hashfunktionen, symmetrischer und asymmetrischer Verschlüsselung, sowie digitalen Signaturen mittels eines privaten Schlüssels. Da es sich bei diesen Algorithmen um gut getestete Operationen handelt, die eine sehr spezifische Aufgabe mit einer hohen Zuverlässigkeit erfüllen, erscheinen sie dem Anwender wie die atomaren Anweisungen einer Programmiersprache. Denken wir uns diese Beispiele der immer höheren Abstraktion weiter, so gelangen wir auf eine Ebene, auf der Algorithmen nicht nur Auswirkungen auf das Verhalten von Maschinen, sondern auch auf das Verhalten ihrer Benutzer ausüben. Wir betreten hiermit das Feld der Ökonomie. Ein kryptoökonomisches Primitiv ist somit ein softwarebasiertes System, welches durch ökonomische Anreize das Verhalten von Teilnehmern an diesem System steuert. Ein Beispiel hierfür sind Konsensalgorithmen: Der Zweck eines Konsensalgorithmus besteht einerseits darin, Benutzer eines Kryptonetzwerkes zu entlohnen, wenn diese positiv zu dem Netzwerk beitragen (z.B. durch Mining). Andererseits müssen Konsensalgorithmen betrügerische Handlungen (z.B. Double Spending) bestrafen. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Entlohnung durch positiven Beitrag stets größer ausfällt, als der mögliche Profit eines Betrugs. Dadurch entscheiden sich rationale Benutzer immer gegen Betrugsversuche. Auch in der Kryptowirtschaft zeichnen sich Primitive dadurch aus, dass sie atomare Funktionen erfüllen, welche sich mit der Zeit bewähren. So liegt die Funktion eines Tokens als Wertspeicher darin begründet, dass es allgemein wünschenswert ist, Tokens zu besitzen, anstatt sie nicht zu besitzen. Aus diesem Grund werden Tokens auch als digitale Vermögenswerte bezeichnet. Wie bei klassischen Vermögenswerten auch, sind Menschen bereit, Vermögenswerte einzutauschen, um in den Besitz von Tokens zu gelangen. Im Gegenzug sind die Besitzer von Tokens bereit, ihre Tokens im Austausch gegen ausreichend andere Vermögenswerte abzutreten.  Die Funktion von Tokens kann weiter aufgeschlüsselt werden, um einen höheren Grad an Atomizität zu erreichen. So sind fungible Tokens eine Unterkategorie von Tokens, welche dadurch gekennzeichnet ist, dass sich die Tokens nicht voneinander unterscheiden und sich somit beliebig teilen oder austauschen lassen. Dies bedeutet, dass sich fungible Tokens als Zahlungsmittel eignen. Im Gegenzug zeichnen sich non-fungible Tokens dadurch aus, dass sie einzigartige Eigenschaften haben, was unter Anderem die Funktion von Tokens als Sammlerstücke ermöglicht. Die Bedeutung dieser beiden Tokenklassen als kryptoökonomische Primitive zeigt sich darin, dass sich bewährte Standards (ERC-20, ERC-721, etc.) herausgebildet haben, welche die funktionsweise dieser Tokens technisch beschreiben. Weitere Beispiele für kryptoökonomische Primitive sind Tokens, welche dem Besitzer einen festen Geldbetrag ausbezahlen falls ein bestimmtes Ereignis eintritt (Vorhersagemärkte), deren Preis über Bonding Curves an ihre Umlaufmenge gekoppelt ist (Curation Markets), oder die klassische Finanzprodukte auf Blockchains abbilden. Man kann sagen, dass kryptoökonomische Primitive die Bausteine der kollektiven Intelligenz des Internets darstellen. Durch ihre Entwicklung und Weiterentwicklung lassen sich völlig neue und autonome Formen des Zusammenarbeitens verwirklichen, beispielsweise innerhalb von dezentralen autonomen Organisationen.
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Tobias W. Kaiser
Tobias verfügt über einen Bachelorabschluss in angewandter Informatik, sowie einen Masterabschluss in Kognitionswissenschaft mit Fokus auf kognitiver Psychologie und künstlicher Intelligenz. Während seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gent nahm er an einem Forschungsprojekt in Verbindung mit einem großen französischen Telekommunikationsanbieter teil. Hierbei erforschte er die Anwendung von Spieltheorie auf den gemeinschaftlichen Ausbau von...
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