Während Präsident Joe Biden als Aushängeschild der Orwell’schen “Gedankenpolizei” den geopolitischen Strukturwandel anführt, entwickelt sich womöglich der bisher größte Vertrauensverlust in US-amerikanische Technologieunternehmen. Die US-Regierung instrumentalisierten diese Unternehmen im Interesse der Politik, um die Meinungsfreiheit einzuschränken.
Allerdings möchten andere aufstrebende, dezentralisierte Social Media Netzwerke wieder die Kontrolle des Individuums über die Privatsphäre und die Meinungsfreiheit herstellen. Dabei wollen diese Krypto-Projekte die systemkonformen, zentralisierte Unternehmen als De-facto-Medium für soziale Online-Interaktionen ablösen.
US-Regierung beeinflusst soziale Medien
Im Laufe der Jahre setzten sich Schlüsselfiguren der Krypto- und Web3-Branche dafür ein, die Einmischung der Regierung in das Privatleben der Menschen zu reduzieren. Dabei wurden sie jedoch oft selbst zur Zielscheibe von Regierungen. Sie hinterfragten das Monopol der führenden sozialen Netzwerke kritisch und deckten die Verhältnisse zwischen Regierungen und diesen Plattformen auf.
Der zunehmende Vertrauensverlust in die Tech-Firmen ist ein Symptom der Verstrickungen von etablierten sozialen Plattformen wie Facebook oder Google und den Interessen der Regierungen. Dezentrale Kryptowährungen wie Bitcoin und vor allem dezentrale soziale Netzwerke wie das von Jack Dorsey gegründete Bluesky bieten den Menschen jedoch die Alternative, die Geschichte neu zu schreiben und gerechte Machtverhältnisse zu schaffen.
In einem kürzlich erschienenen investigativen Artikel beschrieb “The Intercept” detailliert, wie die US-Regierung heimlich mit führenden Tech-Firmen zusammenarbeitet, um Inhalte zu überwachen. Zu diesen Firmen gehören Twitter, Facebook, Reddit, Discord, Wikipedia, Microsoft, LinkedIn und Verizon Media.
Das Ziel der Zusammenarbeit ist es, Inhalte herauszufiltern, die das US-Ministerium für Heimatschutz (DHS) als “gefährliche Sprache” betrachtet. So zielt dem The Intercept Bericht zufolge das DHS auf “falsche Informationen über die Ursprünge der Covid-19-Pandemie und die Wirksamkeit von Covid-19-Impfstoffen” ab.
Darüber hinaus befasst sich die Behörde mit Informationen, die im Zusammenhang mit der Gerechtigkeit rassistisch Diskriminierter, dem Rückzug der USA aus Afghanistan und der US-Unterstützung für die Ukraine stehen. Des Weiteren werden inzwischen sogar Wahlen überwacht. So hat Berichten zufolge Facebook “ein spezielles Portal für das DHS und Regierungspartner eingerichtet, um Desinformationen direkt zu melden.”
Wird Uncle Sam zum Big Brother?
Im April dieses Jahres rief die Biden-Regierung das sogenannte “Disinformation Governance Board” ins Leben. Dieses Beratungsgremium sollte Fehlinformation, Desinformationen und Informationen, die angeblich die Interessen der USA bedrohen, überwachen.
Es dauerte nicht lange, bis die US-Regierung das Gremium nach einem öffentlichen Aufschrei auflöste. Allerdings hört der Ausbau der Überwachung seitens der US-Regierung damit nicht auf. Viele US-Bürger sind nach wie vor besorgt, dass sich die Vereinigten Staaten wie in George Orwell’s 1984 in eine Dystopie verwandeln könnte. In dem Klassiker existiert eine Gedankenpolizei des Staates Ozeanien, welcher alle möglichen Methoden verwendet, um die Bürger zu überwachen.
Die Geheimpolizei bestraft außerdem “Gedankenkriminalität”: Persönliche und politische Gedanken, die der tyrannische große Bruder des Regimes nicht billigt und dessen Autorität infrage stellt. In diesem Stil setzte Uncle Sam bereits die sozialen Medien als Waffe gegen die freie Meinungsäußerung ein. Dabei nahm die US-Regierung auch in Kauf, gegen den ersten Verfassungszusatz zu verstoßen, welcher unter anderem das Recht auf Freie Meinungsäußerung garantiert.
Der Intercept wertete für den Bericht laut eigenen Angaben “mehrere Jahre interner Memos der Homeland Security sowie E-Mails und Dokumente” aus. Diese Informationen stammen angeblich aus Leaks, einem laufenden Gerichtsverfahren sowie aus öffentliche Dokumenten. Intercept kam zu dem Schluss, dass diese Informationen “eine weitreichende Bemühung der Behörde veranschaulichen, Einfluss auf Tech-Plattformen zu nehmen”.
Bitcoin und Julian Assange
Im Jahr 2019 bezeichnete Ecuadors ehemaliger Präsident Rafael Correa seinen Nachfolger Lenin Moreno als “den größten Verräter der politischen Geschichte”. Zuvor hatte Moreno Julian Assange sein Asylrecht entzogen und ihn zu einer möglichen Gefängnisstrafe in den USA verurteilt. Assange befindet sich aktuell immer noch in einem britischen Gefängnis.
Der Wikileaks-Gründer und -Herausgeber versteckte sich sieben Jahre unter dem Asyl von Correa in der ecuadorianischen Botschaft in London. Das Vereinigte Königreich und Schweden suchten Assange wegen verschiedener Anschuldigungen. Darüber hinaus wollte die USA wegen der Verschwörung zur Weitergabe von Militärgeheimnissen die Auslieferung von Assange bewirken.
Der geborene Australier ist inzwischen eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Welt. Er musste sich der ganzen Macht der US-Regierung aussetzen, weil er die Wahrheit an die Öffentlichkeit brachte. Allerdings erhielt Assange auch die Unterstützung von zahlreichen Menschen und Mitgliedern der Krypto-Community. Nach seiner Verhaftung traf auf der Bitcoin-Adresse von Wikileaks, die extra zur Umgehung von finanziellen Zensurmöglichkeiten eingerichtet wurde, eine regelrechte Flut an Spenden ein. Diese Gelder dienen der Befreiung von Assange.
Wikileaks nutzt Bitcoin bereits seit 2011. Nachdem Paypal, Mastercard, Visa, und die Bank of America ihre Dienste für Wikileaks einstellten, sorgte Bitcoin dafür, dass die Plattform weiterhin Zugang zu Spendengeldern erhält.
Der damals gerade einmal zwei Jahre alte Bitcoin erhielt deshalb große internationale Aufmerksamkeit. Die Zensur der Finanzströme von Wikileaks machte außerdem deutlich, warum es mehr Entitäten braucht, die außerhalb der Kontrolle von Unternehmen und Regierungen stehen.
Im Gegensatz zu Paypal, Mastercard, Facebook oder Google geben Bitcoin und dezentralisierte soziale Netzwerke den Nutzern nämlich sowohl die persönliche als auch die finanzielle Freiheit, nach ihrem Gewissen und nicht nach politischen Vorgaben zu handeln.
Weitere Beispiele für Zensur
Für die Zensur von großen, monopolistischen Tech-Firmen gibt es mehrere Beispiele. So sperrte beispielsweise Twitter im April 2022 den Account des Aave Gründers Stani Kulechov – weil er einen Witz über die Unternehmensführung von Twitter machte.
Kulechov teilte seinen 210.000 Followern mit, dass er vorübergehend CEO von Twitter sein werde – ein Tweet, den viele damals für einen Scherz hielten. Allerdings sorgte der Tweet auch für viele Missverständnisse. Alex Masmej, Gründer der NFT-Plattform Showtime, reagierte in einem Tweet mit den Worten
“Es war eine indirekte, schamlose Werbung für das Lens Protocol”
Masmej bezog sich auf Kulechovs neues dezentralisiertes soziales Netzwerk, ein zensurresistentes Protokoll, das es Nutzern ermöglicht, Profile zu minten.
Der Bann von Kulechov fand nur wenige Tage statt, nachdem Twitter das Übernahme-Angebot des Tesla-CEOs und Milliardärs Elon Musk erstmals akzeptiert hatte. Nach der tatsächlichen Übernahme scheint sich jedoch der Wind zu drehen. Elon Musk feuerte eine Woche nach der Transaktion der Kaufsumme den Twitter-CEO Parag Agrawal, welcher den Account von Donald Trump sperren ließ.
In den Richtlinien von Twitter heißt es, dass ein Account gebannt wird, wenn der entsprechende Nutzer gegen die Richtlinien verstößt:
“Wenn wir ein Konto dauerhaft sperren, benachrichtigen wir die Nutzer, dass sie wegen Missbrauchs gegen die Richtlinien gesperrt wurden, und erklären, gegen welche Richtlinie(n) sie verstoßen haben und welche Inhalte dies waren.”
Twitter schaltete den Account von Stan Kucholev zwar wieder frei. Allerdings ist der Account des US-Präsidenten Donald Trump nach wie vor gesperrt. Sein Account wurde im Januar 2021 dauerhaft gebannt, da er angeblich die Plattform nutze, um Gewaltverbrechen anzustiften.
Trump, der ein enthusiastischer Twitter-Nutzer war, betreibt inzwischen seine eigene Social-Media-Plattform namens “Truth Social”. Dabei handelt es sich um ein politisch konservatives/republikanisches Netzwerk, das Twitter Konkurrenz machen will. Allerdings bekam Truth Social Zensurprobleme mit Google. Das größte Suchmaschinenunternehmen blockierte Downloads der Truth Social App von dem Google Store, welches es als “gewalttätigen Inhalt markierte”.
Elon Musk und Krypto: Ein Schritt in Richtung Meinungsfreiheit?
Krypto und die Blockchain-Technologie kristallisierte sich als Lösung für Situationen heraus, in denen Menschen Opfer von Finanzdienstleistern oder Regierungen sind. Die Zusammenarbeit von Zahlungsdienstleistern, sozialen Netzwerken und mächtigen Staaten ist inzwischen ein großes Problem.
Die Ersetzung von Twitter durch Plattformen wie Trumps Truth Social, eine Webseite, die auf dem alten System des Internets basiert, das als “Web 2” bekannt ist, könnte auf lange Sicht ähnliche Probleme verursachen. All dies spricht für zensurresistente Web 3-Produkte, die gegen internationale Eingriffe immun sind.
Der praktikabelsten Lösungen, mit dem diese Ideen umsetzbar sind, bieten natürlich Bitcoin bzw. Krypto. Ebenso die dezentralen sozialen Netzwerke, die mit dieser Technologie arbeiten. Die Übernahme von Twitter durch Elon Musk ist dabei womöglich der Start einer neuen Entwicklung. Elon Musk und einige Medien stellten die Übernahme als einen Sieg für die Meinungsfreiheit dar.
Der Milliardär bezeichnet sich selbst als “Verfechter der Meinungsfreiheit”. Er hat sich stark für Krypto, insbesondere Dogecoin (DOGE), eingesetzt. Von Musk wird nun erwartet, dass er die Plattform in Richtung des Ethos der Privatsphäre und der individuellen Freiheit lenkt. In einem Tweet vom 4. April 2022 schrieb er:
“Ich hoffe, dass selbst meine schlimmsten Kritiker auf Twitter bleiben, denn das ist das, was Redefreiheit bedeutet.”
Des Weiteren erklärte Elon Musk nach der Twitter-Übernahme in einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung:
“Die freie Meinungsäußerung ist das Fundament einer funktionierenden Demokratie, und Twitter ist der digitale Marktplatz, auf dem wichtige Angelegenheiten für die Zukunft der Menschheit debattiert werden.”
Krypto-Börse Binance CEO unterstützt Elon Musk
Der Gründer und CEO der Krypto-Börse Binance, Changpeng Zhao unterstützt Musks Twitter-Übernahme mit einem Darlehen in Höhe von 500 Millionen US-Dollar. Wie wir bereits berichteten, tat er dies sowohl für die Meinungsfreiheit als auch für das Wachstum des Web3. Chanpeng Zhao kommentierte diesen Schritt auf Twitter mit den Worten:
“Wir möchten sicherstellen, dass Krypto in Sachen Meinungsfreiheit eine entscheidende Rolle spielt. Dazu gehören auch strategische Themen, wie zum Twitter in das Web 3 zu begleiten, wenn das Unternehmen bereit ist.”
Doch was genau ist das Web 3 eigentlich? Einfach ausgedrückt handelt es sich beim Web3 um die Idee eines dezentralisierten Internets, welche mithilfe von Blockchain-Technologien und Token-basierter Ökonomien umgesetzt wird. Nicht-fungible Token (NFTs) sollen dabei als Tauschmittel eine Schlüsselrolle übernehmen.
Bluesky: Eine Alternative zu Twitter?
Das dezentrale Social Media Protokoll Bluesky, das der Twitter-Gründer Jack Dorsey unterstützt, verzeichnete bereits 30.000 Registrierungen für die Warteliste der Betaversion – und das nur 48 Stunden nach der Ankündigung.
Bluesky entwickelt das AT-Protokoll, eine neue Grundlage für soziale Netzwerke, die Entwickler von der Kontrolle durch Unternehmen und Regierungen befreit. Mithilfe des Protokolls lassen sich groß angelegte dezentrale soziale Anwendungen entwickeln.
Ziel von Bluesky ist es, ein Protokoll zu entwickeln, das den Nutzern Portabilität, Skalierbarkeit und den Schutz von vertraulichen Daten bietet. Die Portabilität soll es den Nutzern ermöglichen, zwischen Apps zu wechseln, ohne ihre Daten zu verlieren, während das Protokoll mit der hohen Skalierbarkeit gleichzeitig einen hohen Traffic managt. Darüber hinaus möchten die Entwickler die Privatsphäre der Nutzer schützen und verhindern, dass Algorithmen Profile von Nutzern analysieren.
Privatsphäre, Autonomie und individuelle Freiheit sind die Grundpfeiler der Bitcoin- und Krypto-Bewegung, die nahezu unangreifbar sind. Wie das Beispiel von Julian Assange zeigt, sind selbst die prinzipientreuen Staaten oder Unternehmen letztlich anfällig für wechselnde Interessen.
Die jüngsten Ereignisse zeigen: Man kann ihnen nicht uneingeschränkt vertrauen, wenn es um die uneingeschränkte Verteidigung der individuellen Freiheiten geht. Eine Bestrafung eines Dissidenten wie Assange durch die USA würde nicht nur gegen den ersten Verfassungszusatz verstoßen. Sie wäre zudem ein gefährlicher Präzedenzfall für die Kriminalisierung des Journalismus und damit der Meinungsfreiheit.
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