Immer mehr Händler wollen Kryptozahlungen akzeptieren, allerdings können Kryptowährungen Fiat-Zahlungen noch nicht ersetzen. Aber sie können eine sinnvolle Ergänzung sein, meint Alexander Mamasidikov, Mitbegründer der mobilen digitalen Bank MinePlex.
Seit 2020 steigt die Akzeptanz von Kryptowährungen rapide an. Neben Millionen von Kleinanlegern sind auch institutionelle Akteure in die Branche eingestiegen, um sich an der Anlageklasse zu beteiligen.
Abgesehen von den Investitionen sollten wir jedoch auch einen anderen wichtigen Aspekt von Kryptowährungen untersuchen, nämlich die tatsächliche Nützlichkeit von Krypto-Zahlungen.
Da es bei Kryptowährungen keine Mittelsmänner gibt, sind Transaktionen mit diesen digitalen Vermögenswerten kostengünstig und können schnell abgewickelt werden. Darüber hinaus können die ihnen zugrunde liegenden Blockchains von jedem, überall und jederzeit eingesehen werden. Dazu braucht es nur ein Smartphone oder einen Desktop-Computer und eine Internetverbindung.
Aus diesen Gründen sehen viele Verbraucher – darunter 59% der derzeitigen und ehemaligen Krypto-Besitzer – darin eine ideale Methode für die Abwicklung von Alltags-Zahlungen. Gleichzeitig ergab eine Visa-Umfrage, dass über 30% der kleinen Unternehmen in vier Ländern planen, bis zum Ende des Jahres 2022 auch Zahlungen mit digitalen Vermögenswerten zu integrieren.
In Anbetracht dieser beispiellosen Entwicklungen gehen viele davon aus, dass Kryptowährungen in den kommenden Monaten Fiat-Währungen ablösen werden. Auch wenn die Akzeptanz digitaler Zahlungsmittel im Mainstream durchaus möglich ist, wird sie noch Jahre auf sich warten lassen. Denn innerhalb der Branche müssen noch mehrere kritische Probleme in Bezug auf die Infrastruktur gelöst werden.
Herausforderungen für kleine Unternehmen
Für kleine Unternehmen ist der Ersatz von Fiat-Zahlungsmethoden durch Kryptowährungen meistens noch keine Option. Hierfür gibt es mehrere Gründe.
Erstens sind digitale Vermögenswerte (selbst die mit der höchsten Marktkapitalisierung) im Gegensatz zu den großen Fiat-Währungen einer erhöhten Volatilität ausgesetzt. Für manche Unternehmen kann ein Wertverlust von 5% jedoch groß genug sein, um bei einer Bestellung Verluste zu machen. Außerdem können es sich die Händler nicht leisten, ihre Vermögenswerte so lange zu halten, bis der Preis wieder dasselbe Niveau erreicht hat.
Natürlich könnten kleine Unternehmen beschließen, nur Stablecoins zu akzeptieren. Das sind Kryptowährungen, die an den Preis der wichtigsten Fiat-Währungen oder anderer stabiler Vermögenswerte gekoppelt sind. Ein solcher Schritt wäre jedoch kontraproduktiv. Denn er würde viele kryptobegeisterte Kunden vergraulen, die es vorziehen, mit Bitcoin (BTC), Ether (ETH) oder Dogecoin (DOGE) zu bezahlen.
Darüber hinaus würde die vollständige Abkehr von traditionellen Zahlungsmethoden wahrscheinlich ernsthafte Cashflow-Probleme für viele Unternehmer mit sich bringen. Selbst wenn ein Unternehmen das Problem der Volatilität löst, müssen die digitalen Vermögenswerte eventuell umgewandelt werden, um Lieferanten, Auftragnehmer und andere Partner zu bezahlen.
Infolgedessen müssen Unternehmen diese Zahlungen immer noch in Papiergeld abwickeln. Unternehmen könnten auch beschließen, ausschließlich mit kryptofreundlichen Firmen zusammenzuarbeiten. Aber das würde die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt beeinträchtigen. Denn man möchte ja nicht die Partnerschaften mit den besten Lieferanten beenden, um mit mittelmäßigen Partnern zusammenarbeiten, nur weil diese in Bitcoin bezahlen können.
Nur wenige Unternehmen akzeptieren Zahlungen mit Kryptowährungen
Als Unternehmer wirst du dich in einer ähnlichen Situation befinden, wenn du deine Mitarbeiter bezahlst. Denn schließlich kannst du ihnen nicht einfach Krypto geben und erwarten, dass sie damit ihre alltäglichen Zahlungen erledigen.
Auch wenn die Zahl der Anbieter, die Kryptowährungen akzeptieren, steigt, können wir noch keine Lebensmittel, Miete oder Hypotheken mit digitalen Vermögenswerten bezahlen. Derzeit bietet nur eine sehr kleine Minderheit von Unternehmen Zahlungen mit Kryptowährungen an.
Am wichtigsten ist jedoch, dass kleine Unternehmen mit einem solchen Schritt wahrscheinlich die Mehrheit oder zumindest einen großen Teil ihrer bestehenden Kunden verlieren werden. Sie können mit Krypto-Zahlungsmethoden zwar einige neue, technisch versierte Menschen in das Geschäft locken. Aber wenn die Kunden gezwungen sind, mit Bitcoin anstatt mit ihren Kreditkarten, Bankkonten oder PayPal zu bezahlen, werden sie zu einem anderen Unternehmen wechseln.
Kryptowährungen als Ergänzung zu Fiat-Zahlungen
Aus den obigen Ausführungen geht hervor, dass viele Unternehmen noch nicht bereit sind, herkömmliche Zahlungsmittel durch digitale Vermögenswerte zu ersetzen. Nach derzeitigem Stand werden Kryptowährungen eher als ergänzende Methode zu Fiat-Zahlungen fungieren.
Es ist nicht zu erwarten, dass Unternehmen in naher Zukunft Kreditkarten, Bankkonten und andere digitale Zahlungsmöglichkeiten zugunsten von Bitcoin aufgeben werden. Aber viele von ihnen werden ihr Angebot an Kryptowährungen erweitern, um die steigende Nachfrage der Verbraucher zu befriedigen.
Um Probleme im Zusammenhang mit Volatilität, Buchhaltung und Cashflow zu vermeiden, können Unternehmen die Dienste spezieller Krypto-Zahlungsabwickler in Anspruch nehmen, die Non-Stablecoins automatisch in Fiat-Währung umwandeln.
In Zukunft könnten Kryptowährungen eine echte Alternative zu Fiat-Währungen werden und den traditionellen Währungen im Zahlungsverkehr große Konkurrenz machen. Dazu müsste sich jedoch die gesamte Infrastruktur erheblich verändern.
Dazu gehört die Akzeptanz einer Vielzahl von Kryptowährungen und die automatische Umrechnung in Stablecoins. Darüber hinaus muss die überwiegende Mehrheit der Unternehmen (einschließlich kleiner und mittlerer Unternehmen wie Bäckereien, Supermärkte, Schulen oder Tankstellen) Kryptowährungen unterstützen, da dies den Weg für die Akzeptanz der Verbraucher ebnen würde.
Eine neue globale Zahlungsinfrastruktur
Wie bei Kreditkarten werden Verbraucher eine neue Zahlungsmethode nur dann annehmen, wenn sie für ihre täglichen Zahlungen sinnvoll ist. Wenn es in den meisten Geschäften keine Krypto-Automaten gibt, werden die Menschen weiterhin Bargeld von Geldautomaten abheben.
Dennoch können wir schon jetzt feststellen, dass viele Unternehmen die neuen Möglichkeiten erkunden, die digitale Vermögenswerte bieten. Und die Kluft zwischen Kryptowährungen und Fiatwährungen wird allmählich kleiner.
Und obwohl es zwar schwer ist, einen genauen Zeitrahmen anzugeben, werden wir wahrscheinlich innerhalb der nächsten zehn Jahre Zeuge einer grundlegend neuen globalen Zahlungsinfrastruktur werden, in der die beiden Arten von Vermögenswerten gleichberechtigt nebeneinander genutzt werden können.
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