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Stanislovas Tomas im Interview: „NFTs können unsere Gesellschaft verändern“

3 min
Aktualisiert von Alexandra Kons
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IN KÜRZE

  • NFTs sind in der Kunstszene besonders beliebt.
  • Doch die Bandbreite an wichtigen Informationen innerhalb der Szene ist groß.
  • Prof. Dr. Stanislovas Tomas nutzt den NFT-Hype, um auf politische Missstände in seinem Heimatland Litauen aufmerksam zu machen.
  • promo

Prof. Dr. Stanislovas Tomas nutzt den NFT-Hype, um auf politische Missstände in seinem Heimatland Litauen aufmerksam zu machen. Der Wissenschaftler zerstörte eine Nazi-Gedenktafel und hielt dies auf Video fest. Dieses Video wiederum verwandelte Stanislovas Tomas in ein NFT, das nun auf OpenSea zum Kauf bereitsteht.

Stanislovas Tomas versucht durch seine Aktionskunst auf die Leugnung des Holocausts durch die litauische Regierung aufmerksam zu machen. Aufgrund seines Aktivismus war er bereits in seinem Heimatland inhaftiert und wird nun europaweit von der Polizei gesucht. BeInCrypto hat mit dem Wissenschaftler auf der Flucht gesprochen.

Stanislovas Tomas, was genau ist die Vorgeschichte für die Entstehung des NFTs?

„Litauen erklärte seine Unabhängigkeit im Juni 1941 an dem Tag, als Adolf Hitler die Sowjetunion angriff. Sie behaupten, dies sei ihre Befreiung von den Kommunisten gewesen. Daher baut das heutige Litauen Denkmäler für Nazis, benennt Straßen und Schulen, um sie zu verherrlichen, verleiht ihnen die Ritterkreuze und die militärischen Reihen von Oberst und Generälen nach dem Tod.“

Tomas selbst ist gemischt ethnischer Herkunft, die jüdische Identität war in seiner Familie bisher nie dominant.

„Jedes Mal, wenn ich auf der Straße vorbeikam, erinnerte mich dieses Nazi-Denkmal daran, dass ich tot sein müsste. Eine Beleidigung.“

Denn auf dem Denkmal ist Jonas Noreika zu sehen, der von 1941 bis 1943 etwa 14.500 Juden ermorden ließ und einen Geschäftsplan für ein nationalsozialistisches Vernichtungslager schrieb.

NFTs: Ein Bild von BeInCrypto.com
NFTs: Ein Bild von BeInCrypto.com

Geschichte in Form von Kunst auf der Blockchain

Stanislovas Tomas hat sich dabei filmen lassen, wie er eine Gedenktafel mit einem Vorschlaghammer zerstört. Dieses Video ist nun als NFT auf der Blockchain verewigt. Er erklärt, warum er genau ein NFT als Grundlage für seine Aktionskunst gewählt hat:

„NFTs sind eine wunderbare Entdeckung für Videokunst. Wir können keine Videoaufnahme drucken oder berühren. Darüber hinaus gibt es einen riesigen Raum, um politische Proteste auf Blockchain hochzuladen.

Ich habe Beiträge meiner Freunde verfolgt. Sie teilten und diskutierten NFTs. Nicht alle diese NFTs sahen für mich wertvoll aus. Viele NFTs sahen aus wie eine sinnlose Teenager-Rebellion. Aber NFTs können eben auch mehr, und zwar unsere Gesellschaft verändern.“

Bereits zweimal versuchte die Polizei Tomas auf seiner Flucht festzunehmen, allerdings ohne Erfolg. Und Tomas berichtet, dass einige politische Aktivisten Probleme in Litauen haben:

„Derzeit sind bereits fünf Personen von Litauen wegen Kritik an der Leugnung des Holocausts inhaftiert worden. Insgesamt gibt es rund 30 politische Gefangene. Ein kritischer Beitrag auf Facebook kostet Sie möglicherweise drei Monate Gefängnis in Litauen und ein lebenslanges Verbot, als Ausländer nach Litauen zurückzukehren.“

Die Gedenktafel hat die litauische Regierung mittlerweile ersetzt. Allerdings soll Tomas für den Schaden in Höhe von 2.242 Euro aufkommen. Um die Beschlagnahmung seines Geldes zu vermeiden, setzt er nun auf Kryptowährungen, die von der Regierung nicht beschlagnahmt werden können.

„Ich habe Blockchain gewählt, um den Menschen zu zeigen, dass es bei NFTs nicht nur um Unterhaltung gehen sollte, sondern dass sie auch Auswirkungen auf die Gesellschaft und weniger entwickelte Kulturen haben können. Mein Ziel ist es, einen Beitrag zur Transformation der Gesellschaft und ihrer Kultur zu leisten.“

Ein Bild von Stanislovas Tomas
Ein Bild von Stanislovas Tomas

NFTs: Systemkritik auf der Blockchain

Stanislovas Tomas kritisiert aber nicht nur das Vorgehen Litauens, sondern sieht auch Probleme beim EU-Justizministerium. Während die Leugnung des Holocausts in Deutschland illegal ist, könnte er dennoch in Deutschland für die Zerstörung des Denkmals inhaftiert werden:

„Was habe ich gemacht? Ich habe das Verbrechen der Holocaust-Leugnung gestoppt. Ferner stellt die Europäische Union Geld für den Bau der Nazi-Denkmäler zur Verfügung. Die EU zahlte für die Renovierung der Technischen Universität Kaunas, einschließlich der Einrichtung der Nazi-Plakette außerhalb dieses Gebäudes. Auf der Plakette ist der Verbrecher Vytautas Landsbergis-Zemkalnis aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen, der während des Holocaust der Hauptgouverneur des jüdischen Todeslagers und der Ghettos gewesen war und den Befehl zur Beschlagnahme von jüdischem Eigentum unterschrieben hat.“

Als weiteres Problem beschreibt er die Ernennung von Egidijus Kuris als Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

„Richter Egidijus Kuris gab eine Erklärung ab, dass Menschen wie der Nazi-Kriegsherr Jonas Noreika der Körper und der Geist der litauischen Nation sei. Und er fügte hinzu, dass meine Promotion eine Fälschung sei. Dies ist eine völlige Diffamierung, da die Website des französischen Ministeriums für Hochschulbildung bestätigt, dass meine Promotion echt ist. Ich habe jedoch kein Recht, Kuris zu verklagen, da er als Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen jede strafrechtliche Verfolgung immun ist. Robert Spano, Präsident des Europäischen Gerichtshofs, gab eine Erklärung ab, dass ich kein Recht habe, den Richter wegen Verleumdung oder sonst etwas zu verklagen, weil er Richter ist.“

Tomas berichtet, dass Bürgermeister von Vilnius Remigijus Šimašius Journalisten in Litauen bat seinen Namen nicht mehr zu erwähnen. Und um nicht in Vergessenheit zu geraten, verewigte Tomas seine Aktionskunst eben auf der Blockchain.

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Alexandra Kons
Alex hat ihren Bachelor in Orient- und Asienwissenschaften an der Friedrich-Wilhelms Universität Bonn absolviert, danach Deutsch als Fremdsprache am Goethe Institut studiert und ihren Master in Arabistik an der Freien Universität Berlin absolviert. Seit 2017 ist sie als Krypto-Journalistin tätig.
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