Robinhood, Kraken, Gemini und Bybit haben den Handel mit tokenisierten amerikanischen Aktien und ETFs gestartet. Wir erklären, warum große Finanzplattformen den Aktienmarkt mit Kryptowährungen kombinieren und was das für Anleger bedeutet.
Neues auf dem Aktienmarkt
Robinhood, Kraken, Gemini und Bybit bieten nun tokenisierte US-Aktien und ETFs an. Bisher wurde der Markt für reale Vermögenswerte (RWA) vor allem durch fiat-basierte Stablecoins und tokenisierte Geldmarkt-Fonds angetrieben.
Der Gedanke, Aktien zu tokenisieren, gewinnt an Bedeutung. Doch wie groß das Interesse am Markt ist, bleibt offen. Schauen wir uns anhand von Robinhood und Kraken an, warum sie diesen Weg gehen und wie sie es technisch umsetzen.
Warum jetzt?
Ein Blick auf die Firmenhistorie und ihr Geschäftsmodell hilft, den Zeitpunkt zu verstehen. Beide Plattformen haben sich in den letzten Jahren stark angepasst.
Robinhood: Vom Aktien- zum Kryptohändler
Robinhood wurde 2014 als provisionsfreier Online-Broker für Aktien gegründet. Die Mission: Handel für Kleinanleger ermöglichen. Seit 2018 handelt Robinhood auch Kryptowährungen. Mitte 2024 kaufte das Unternehmen die europäische Kryptobörse Bitstamp für 200 Mio. USD, im Frühjahr 2025 kam die kanadische Kryptofirma WonderFi für 179 Mio. USD hinzu.
2024 erwirtschaftete Robinhood einen Jahresüberschuss von 1,41 Mrd. USD, wobei ein großer Teil aus dem Kryptosektor stammt. Ende 2024 nutzten etwa 25,2 Mio. Kunden die Plattform.
Kraken: Vom Krypto- zum Aktienanbieter
Kraken, eine US-Kryptobörse, wurde 2013 gegründet. Seit Ende 2016 begann Kraken, andere Börsen zu übernehmen. 2017 meldeten sich täglich über 50 000 neue Nutzer an. Bis Juli 2025 zählt Kraken mehr als 15 Mio. Nutzer.
Im Herbst 2023 kündigte Kraken seinen Einstieg in den klassischen US-Aktienmarkt an. Im März 2025 erwarb Kraken die Futures-Plattform NinjaTrader für 1,5 Mrd. USD – ein Rekord-Deal zwischen TradFi und Krypto.
Heute bewegen sich Robinhood und Kraken aufeinander zu. Tokenisierte Aktien verbinden beide Welten – Anleger erwarten, alle Assets in einem Interface zu sehen.
Mit der Regulierung von Stablecoins in den USA und dem IPO von Circle ist das Interesse für Kryptowährungen gestiegen. Daher bringt dieser Zeitpunkt Vorteile: First Mover-Vorteil im Wettbewerb um Anleger.
Technische Umsetzung
Robinhood und Kraken setzen unterschiedliche Strategien um.
Robinhood: Eigenes System mit Arbitrum
Robinhood führt tokenisierte Aktien mit dem Layer‑2‑Netzwerk Arbitrum ein. Rund 200 Aktien und ETFs – inklusive OpenAI und SpaceX – sollen verfügbar sein. Zudem plant Robinhood eine eigene L2-Blockchain.
Es handelt sich um ERC‑20‑Token, die den Kurs von US-Aktien und ETFs abbilden. Diese Derivate basieren auf MiFID II. Die zugrundeliegenden Aktien werden über Robinhood Europe in Litauen gehalten und verwaltet.
Robinhood ermöglicht sogar Partizipation an privaten Unternehmen. Allerdings ist der Zweitmarkt wenig liquide – meist auf Genehmigung durch den Emittenten angewiesen, z. B. OpenAI .
Kraken: Kooperation mit Backed Finance
Kraken arbeitet mit Backed Finance über die Plattform xStocks auf Solana zusammen. Etwa 60 Aktien und ETFs sind verfügbar. Backed Finance kooperiert auch mit Bybit.
Die tokenisierten Aktien sind SPL‑Token, 1:1 besichert. Chainlink liefert Kursdaten und Nachweise über Sicherheiten. Ein SPV in Jersey emittiert strukturierte Papiere, verwahrt in der Schweiz.
Dieser Ansatz bietet keine direkte Eigentümerschaft – alles bleibt off‑chain. Es besteht Kontrahentenrisiko (Emittent/Tokensanbieter).
Unterschiede im Vergleich
Merkmal | Kraken | Robinhood |
---|---|---|
Partnerschaft | Backed Finance | Eigenes System |
Blockchain | Solana | Arbitrum |
Token-Typ | SPL-Token | ERC-20 |
Anzahl Assets | ~ 60 | ~ 200 |
Umsetzung | Wrapped Note | Derivat mit Kursbindung |
Jurisdiktion Emittent | Jersey / Schweiz | Litauen (MiFID II) |
Verwahrung | Schweizer Depot | US-Depot über Robinhood Europe |
Fazit
Tokenisierte Aktien sind für Robinhood und Kraken ein strategischer Schritt, um traditionelle und digitale Finanzwelt zu verschmelzen. Der aktuelle Bedarf ist noch begrenzt, da klassische Broker weiterhin attraktiv sind.
Die hohe Nachfrage nach Kryptowährungen und regulatorische Entwicklungen trugen zum zeitgerechten Start bei. Die Einführung dient als Wettbewerbsvorteil .
Derzeit erwirbt man keine echten Aktienrechte wie Dividenden oder Stimmrecht – es handelt sich um Derivate oder strukturierte Produkte. Trotzdem bieten tokenisierte Aktien Vorteile:
- Bruchteilseigentum an teuren Unternehmen
- 24/7-Handel
- Zugang zu privaten Firmen
- Nutzung in DeFi (Kredit, Staking)
Regulatorische Hürden verhindern die vollständige Blockchain-Nutzung mit Aktienrechten. Doch trotz Risiken bleibt das Segment vielversprechend auf dem Finanzmarkt.
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