Dank eines neuen Upgrades ist es möglich, sogenannte digitale Artefakte auf der Bitcoin-Blockchain zu erstellen und zu versenden. Aktuell gibt es bereits über 1.000 dieser neuen digitalen Objekte. Entwickelt sich der King of Krypto jetzt auch zum King of NFT? Oder zerstören die neuen NFTs die älteste Kryptowährung der Welt?
Bitcoin und die NFT-Technologie
In einem Blogpost vom 22. Januar stellt der Entwickler Casey Rodarmor das neue Upgrade vor. Über das Ordinal Protocol und sogenannte Inscriptions (“Einschreibungen”) ist es möglich, alle möglichen Daten, wie Textdateien, MP3s, Bilder, Videos und sogar Games direkt mit der Blockchain zu verknüpfen. Das Protokoll teilt dabei jedem Satoshi (der kleinsten BTC-Einheit) einen Datensatz zu. Bemerkenswerterweise ist der Spieleklassiker Doom über die Inscription 668 bereits auf dem Netzwerk verewigt.
Rodarmor zeigt sich in dem Blogpost überzeugt, dass Bitcoin den NFT-Markt dominieren wird:
“Die Zukunft der Inscriptions ist vielversprechend. Wir hoffen, nicht nur den Status anderer NFT-Implementierungen zu erreichen, sondern sie zu übertreffen.”
Das Ergebnis dieser Inscriptions bezeichnet er als digitale Artefakte. Jedes digitale Artefakt ist ein nicht fungibler Token, allerdings ist nicht jedes NFT ein digitales Artefakt. Der Unterschied: Ein digitales Artefakt ist unmittelbar auf der Blockchain gespeichert, dezentral und nicht zensierbar. Viele NFTs sind jedoch nicht unmittelbar auf einer Blockchain gespeichert oder befinden sich auf zentralisierten Chains. Ethereum beispielsweise bietet lediglich eine Verknüpfung zu den NFTs, allerdings befinden sich nicht alle Daten des NFTs unmittelbar auf der Chain, um Speicherplatz zu sparen.
Die maximale Datengröße eines Bitcoin-NFTs ist derzeit auf einen Block bzw. 4 MB limitiert. Bis vor kurzem gab es keinen Block, der vollständig ausgefüllt war. Es dauerte jedoch nicht lange, bis Udi Wertheimer den bisher größten BTC-Block der Geschichte erstellte, indem er ihn komplett mit einem digitalen Artefakt ausfüllte.
Ausgereift ist die Technologie noch nicht. So kann beispielsweise bisher nicht der Autor einer Inscription festgestellt werden. Außerdem gibt es noch keinen Markt für die womöglich bald begehrten digitalen BTC-Kunstwerke. Des Weiteren ist Datenmenge, die über neue Blocks täglich (144x4mb) zu der Blockchain hinzukommen könnte, limitiert.
Damit Bitcoin wirklich zum NFT-King wird, muss wahrscheinlich ein Hardfork der Blockchain entstehen. Dieser würde wohl auch die aktuellen Bedenken der Krypto-Community entschärfen.
BTC-NFTs: Eine Medaille mit zwei Seiten
Die neue Entwicklung von Casey Rodarmor löste auf Twitter heftige Diskussionen aus. Während ein Teil die Zensurfreiheit der BTC-NFTs und mögliche wirtschaftliche Vorteile durch eine höhere Transaktionsnachfrage begrüßt, fragen sich viele, ob sich die Entwickler nicht auf die Kernidee von Bitcoin konzentrieren sollen. Nämlich der Menschheit ein funktionierendes, globales, peer-to-peer, zensur- und erlaubnisfreies Zahlungsnetzwerk zu bieten.
Eine höhere Nachfrage nach BTC-NFTs wäre zwar möglicherweise durchaus profitabel für die Miner, allerdings hätten durch die höheren Transaktionskosten vor allem Entwicklungsländer, die die Kryptowährung teilweise dringend benötigen, das Nachsehen.
Darüber hinaus belegen die BTC-NFTs auch den Speicherplatz der Blöcke, der eigentlich für Finanztransaktionen gedacht ist. Umgekehrt wäre es jedoch auch sinnvoll, ungenutzten Speicherplatz zu füllen – sei es mit Kunst oder Textnachrichten.
Ein weiterer Nachteil besteht in der Zensurfreiheit des Netzwerks. Kriminelle könnten gewalttätige Inhalte wie Kinderpornos auf das Netzwerk hochladen, ohne dass die Möglichkeit besteht, diese von der Blockchain zu löschen. Da jeder Node die Blockchain vollständig herunterladen muss, wären diese Inhalte dann auch auf Rechnern von diesen zu finden. Dadurch macht sich jeder Node angreifbar für Regierungen.
Zerstört die NFT-Technologie die Bitcoin Blockchain?
Doch auch wenn das neue NFT-Feature die Blockchain anfälliger für Spam macht, wird das Netzwerk deshalb wohl nicht untergehen. Einerseits wäre das Zuspammen sehr teuer, da die Erstellung eines jeden NFTs Geld kostet.
Andererseits wäre es im Worst Case auch einfach möglich, eine NFT-freie Version des Netzwerks zu erstellen. Genau das ist das Schöne an einem offenen, dezentralen System wie Bitcoin: Alles ist erlaubt, auch, etwas zu unterbinden. Den Menschen steht es frei, sich zu entscheiden.
Wenn die Nodes ein Ökosystem für NFTs wollen, dann hält sie das Netzwerk nicht davon ab. Daher ist es durchaus denkbar, dass die Kryptowährung weiterhin ihrer Kernaufgabe gerecht sein kann, während gleichzeitig ein neues, florierendes Ökosystem für digitale Artefakte entsteht.
Ob sich dieses jedoch gegenüber der bereits großen Konkurrenz von Ethereum und Solana durchsetzt, bleibt abzuwarten.
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