Die letzte Rede von Jerome Powell, dem Vorsitzenden der US-Notenbank Federal Reserve (FED), wirkte sich massiv auf den Kurs von Bitcoin und anderer risikoreicher Anlagen aus. Markiert die Trendwende der US-Geldpolitik gleichzeitig den Beginn des lange erwarteten Krypto-Bullenmarkts?
Der weltweite Krypto-Markt, angeführt von Bitcoin, dem größten digitalen Asset nach Marktkapitalisierung, scheint positiv auf einen möglichen Trendwechsel der Geldpolitik vonseiten FED zu reagieren. Die FED gab vor kurzem bekannt, die Zinsen im Dezember 2022 wahrscheinlich nur um einen halben Basispunkt anzuheben.
Die Kurse vieler Kryptowährungen stiegen nach der Ankündigung deutlich an.
Doch wie genau hängen die Geldpolitik und der Bitcoin Kurs zusammen und wie könnte die Geldpolitik der FED die Preisentwicklungen der digitalen Assets beeinflussen?
Bitcoin Kurs reagiert auf Powells Rede
In der letzten Woche herrschte auf dem Krypto-Markt eine durchgängige Volatilität. Allerdings verzeichneten der Bitcoin und die meisten anderen Kryptowährungen nach der Rede von Powell ein anhaltendes Kurswachstum. So schaffte es der Bitcoin Kurs nach einem 3 %igen Anstieg, sich über der 17.000 US-Dollar-Marke zu stabilisieren.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels wird der BTC Preis mit einem Wochenplus von 6,79 % bei 17.318,69 US-Dollar gehandelt. Powells Anmerkungen über eine mögliche Lockerung der Geldpolitik durch das Notenbank-Komitee FOMC scheinen das Vertrauen der Anleger gestärkt zu haben. Das FOMC wird höchstwahrscheinlich den Leitzins bei der nächsten Sitzung nur um 50 Basispunkte anstatt um 75 Basispunkte anheben.
Darüber hinaus trugen Powells ermutigende Signale in Bezug auf die Entwicklung der Inflation und Arbeitslosigkeit zur Aufwärtsdynamik des BTC Preises und US-Aktienindex S&P 500 bei. Nach vier Zinserhöhungen um jeweils einen 3/4 Prozentpunkt, die hohe Inflation einzudämmen soll, äußerte sich Powell optimistisch über die nächste Zinserhöhung. Powell zufolge hebt die FED beim nächsten FOMC-Meeting (14. Dezember 2022) den Leitzins nur um einen halben Prozentpunkt an.
Wie hängen die Leitzinsen und der BTC Kurs zusammen?
Der Krypto-Analyst Jan Wüstenfeld erklärte, warum die Geldpolitik der FED mit dem derzeitigen Bitcoin-Marktzyklus für die Kryptowährung relevant ist. Bemerkenswerterweise markierte der Höchststand der “Shadow Federal Funds Rate” (der Zinssatz, zu dem sich amerikanische Finanzinstitute untereinander Geld leihen) im Dezember 2018 mehr oder weniger exakt den Boden des damaligen Bärenmarktes. Darüber hinaus markierte der letzte Tiefpunkt der angepassten Federal Funds Rate den Anfang des aktuellen Bärenmarktes. Als die Shadow Federal Funds Rate im Dezember 2021 stark zu steigen begann, startete fast gleichzeitig der aktuelle Abwärtstrend des BTC Kurses.
Ein Grund für Einfluss der Geldpolitik der FED auf den Bitcoin Kurs könnte die weit fortgeschrittene Adoption von Bitcoin der den letzten Jahren sein. Hinzu kommen die Ausreifung des Krypto-Marktes begleitet von wachsenden und neuen Terminmärkten sowie das steigende Interesse von Institutionen auf makroökonomischer Ebene.
Diese Gründe führten wohl zu einer steigenden Korrelation zwischen dem Krypto-Markt und den traditionellen Finanzmärkten.
Bitcoin und die Arbeitslosenzahlen
In einem kürzlich veröffentlichten Video wies der Analyst Benjamin Cowen darauf hin, dass die Arbeitslosenquote trotz der Zinserhöhungen der FED niedrig blieb. Außerdem brachte historisch gesehen die Mäßigung der Zinserhöhungen gute Ergebnisse für risikoreiche Anlagen.
Laut Cowen dürfte Bitcoin mit einem leichten Aufwärtstrend in das neue Jahr starten, falls die Fed Funds Rate bis zum Jahresende zwischen 4 und 5 % bleibt. Zudem profitieren Bitcoin und andere Kryptowährungen möglicherweise von dem optimistischen US-Arbeitsmarktbericht. Dieser ermutigt die Anleger möglicherweise dazu, wieder verstärkt auf dem Markt aktiv zu werden.
Wann erreicht der Bitcoin Kurs den Boden?
Wie On-Chain-Daten nahelegen, erreicht der Krypto-Markt womöglich zusammen mit dem nächsten Hochpunkt der Shadow Funds Rate den nächsten Makro-Boden.
Auch der Bitcoin Market Value to Realized Value (MVRV) Indikator bietet einen interessanten Anhaltspunkt für eine baldige Bodenbildung des BTC Kurses. Dieser Indikator gewichtet die Bitcoin-Marktkapitalisierung (Anzahl aller BTC mal ihrem Preis) mit der realisierten Marktkapitalisierungen (alle BTC multipliziert mit dem jeweiligen Kaufpreis).
Eine kürzlich von CryptoQuant durchgeführte Analyse zeigt, dass längere Zeiträume im niedrigeren Wertebereich fast exakt mit den Bitcoin-Böden übereinstimmen. Der Bitcoin Kurs ist also momentan möglicherweise ähnlich unterbewertet wie zum Zeitpunkt der letzten Bodenbildungen.
Der Indikator zeigte, wie oben zu sehen, für folgende Zeiträume einen Wert von unter 1 an:
- 2015: 300 Tage mit einem Tiefpunkt von: 0,6
- 2018: 134 Tage mit einem Tiefpunkt von 0,69
- 2022 (zum Zeitpunkt der Drucklegung): 170 Tage mit einem Tiefpunkt von 0,74
Wir müssen aufgrund der derzeitigen makroökonomischen Bedingungen immer noch damit rechnen, dass der MVRV-Indikator im Zuge des aktuellen Bärenmarktes weiter fällt. Darüber hinaus fiel der Indikator noch nicht auf die bisherigen Tiefststände. Deshalb ist es nur schwer vorherzusagen, wann der Bitcoin Kurs wirklich den Boden erreichen wird.
Dennoch wird die weitere Preisentwicklung von Bitcoin wohl stark von der Geldpolitik und weiteren makroökonomischen Faktoren wie die Inflations- und Arbeitslosenzahlen abhängen.
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