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BlockbusterDao: Was haben VHS-Kasetten, Netflix und eine DAO gemeinsam?

6 min
Aktualisiert von Maximilian Mußner
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IN KÜRZE

  • Einst gab es 9000 Blockbuster Filialen weltweit, jetzt nur noch eine einzige.
  • Um so spannender ist es, dass gerade jetzt eine DAO die übriggebliebene Rechte an Blockbuster aufkaufen will, um ein dezentralisiertes Streamingunternehmen aufzubauen. Sozusagen das Netflix der Blockchain.
  • Die BlockbusterDAO hat sich große Ziele gesetzt und  steht vor noch größeren Herausforderung.
  • promo

Sie haben alle was mit „Blockbuster“ zu tun – Die Geburtsstunde des DeFilm-Streamings.

Letztes Jahr gelang es einer DAO (kurz für Decentralized Autonomous Organization), ein einzigartiges Wu-Tang Clan-Album als NFT zu kaufen. Die ConstitutionDAO war nah dran, die Millionen aufzubringen, die für den Kauf einer seltenen Kopie der US-Verfassung benötigt werden. DAOs sind auf dem Vormarsch.

Eine DAO macht Netflix Konkurrenz – Streaming 2.0

Jetzt hat die BlockbusterDAO, die eine Art Blockchain-basierte Kreuzung zwischen einem Club und einem Startup ist, sich zum Ziel gemacht, die ehemalige Videothekenkette „Blockbuster“ zu kaufen – und diese in einen dezeneralisierten Streamingdienst zu verwandeln, der Netflix Konkurrenz machen soll. Spannend ist das, weil ausgerechnet der damalige Chef von Blockbuster die Gründer Reed Hastings und Marc Randolph wegen dieser „dämlichen Idee namens Netflix“ vor die Tür gesetzt hatte. „Wer will schon Filme im Internet ansehen?“

Und jetzt will die BlockbsuterDAO die Geschichte neu schreiben. Späte Rache oder nostalgische Verklärung?

https://historythings.com/day-october-19th/

VHS-Kasetten. Videotheken. DVD-Taxi. Blockbuster. Wem all diese Wörter mehr sagen als „Papa hat Mal etwas darüber erzählt.“ ist wahrscheinlich in den späten 80ern oder frühen 90ern groß geworden. Damals gab es kein Netflix, Disney, Hulu, Apple TVplus. Seine tägliche Ration Filme hat man sich in einer der zahlreichen Videotheken, die es damals an jeder Ecke gab, besorgt. In diesen schönen großen Tempel der Filmkunst (auch wenn mindestens 50% Pornofilme waren), konnte man stundenlang schlendern, Film-Cover studieren und sich mit dem Videothekar den halben Abend über den neuesten B-Movie Streifen unterhalten. Anstatt Netflix & Chill gab es eben ein Dosenbier und dazu einen Film aus der Videothek. Und die Königin unter den Videotheken war damals (zumindest in Amerika, in Deutschland kam man über einen Testlauf mit 20 Läden nie hinaus) – Blockbuster.

Einst gab es 9000 Blockbuster Filialen weltweit, jetzt nur noch eine einzige.

Die ist in der Stadt Bend in Oregon. Die Filiale, die zurzeit stolze 4000 Mitglieder zählt, ist aber noch viel mehr – sie ist ebenfalls ein AirBnB und jeder hat die Chance, dort zu übernachten und eine „Reise in einfachere Zeiten“ zu unternehmen. Wer den Untergang des Unternehmens im Kurzdurchlauf anschauen mag, dem sei dieses Video ans Herz gelegte. Doch was war geschehen? Wie konnte es zu dem Fall des damaligen Giganten kommen?

Im Jahre 1997 hatte Reed Hastings zusammen mit Marc Randolph die Idee, DVDs per Post zu verleihen. DVDs hatten die Videokassette inzwischen abgelöst und hatten den Vorteil, dass durch die Digitalisierung des Films sowohl wesentlich schneller und billiger Kopien hergestellt werden konnten, als auch, dass die Qualität nach dem Anschauen nicht abnahm. Denn auch das war ein Dingen mit den VHS. Je öfter man sie anschaute, desto schlechter wurde die Bildqualität. Hastings und Randolph testeten das Konzept, indem sie sich selbst eine DVD zuschickten, das Konzept funktionierte und sie gründeten 1998 den ersten Online DVD-Verleih und Verkauf.

1999 wird dann ein Abonnentensystem eingeführt, mit dem Mitglieder DVDs unbegrenzt ohne Rückgabefristen, Verzugsgebühren oder monatliche Beschränkungen ausleihen können. Nachdem die Abonnentenzahlen stetig stiegen, führte man dann 2007 das Streaming ein. Mitglieder konnten Filme und Serien sofort online ansehen. Im Jahre 2021 und zahlreiche Filmpreise und Oscars später übersteigt die Zahl der Abonnenten 200 Millionen.

Bei dieser Erfolgsgeschichte handelt es sich natürlich um Netflix.

Doch dabei war der Aufstieg Netflixs keine gradlinige Erfolgsgeschichte. Im Jahr 2000, so erzählt Hastings in seinem Buch „Keine Regeln“, wollten er und Randolph ihr neugegründetes Unternehmen mit dem Namen Netflix an Blockbuster verkaufen. Hastings hatte sich vorgestellt, dass „blockbuster.com“ das neue zu Hause von Netflix werden würde. Dort sollte die Kette das Versenden von DVDs als ihr Kerngeschäft anbieten und den neuen Zeiten gerecht werden. Doch John Antioco, der damalige knallharte Geschäftsführer lehnte rundum ab und warf die beiden aus seinem Büro – und war 8 Jahre später Pleite. Wie die Geschichte um Blockbuster und Netflix zeigt: Einige erkennen den Wandel, andere kommen dabei unter die Räder.

Um so spannender ist es, dass grade jetzt eine DAO die übriggebliebene Rechte an Blockbuster aufkaufen will, um ein dezentralisiertes Streamingunternehmen aufzubauen. Sozusagen das Netflix der Blockchain. Ist es jetzt an der Zeit, dass Hastings und Randolph den Trend der Zukunft verkennen und Netflix das gleiche Schicksal ereilt wie damals Blockbuster? Oder ist die BlockbusterDAO genau wie die ConstitutionDAO zum Scheitern verurteilt?

Schauen wir uns doch zuerst einmal an, was eigentlich eine DAO ist…

DAOs sind Decentralized Autonomous Organizations, anders ausgedrückt ein dezentraler, effektiver und sicherer Weg, um mit Gleichgesinnten rund um den Globus zusammenzuarbeiten. Am besten stellt man sich eine DAO wie ein im Internet ansässiges Unternehmen vor, das im kollektiven Besitz seiner Mitglieder ist und auch von diesen verwaltet wird. Entscheidungen werden durch Vorschläge und Abstimmungen geregelt, um sicherzustellen, dass jeder in der Organisation ein Mitspracherecht hat.

Das Rückgrat einer DAO ist ihr Smart Contract. Dieser legt die Regeln der DAO fest und verwaltet das Vermögen. Sobald der Vertrag auf der Blockchain aktiv ist, kann niemand die Regeln ändern, außer durch eine Abstimmung. Wenn jemand versucht, etwas zu tun, was nicht durch die Regeln und die Logik des Codes abgedeckt ist, wird er scheitern. Da die „Schatzkammer“ der DAO ebenfalls durch den Smart Contract definiert ist, kann auch niemand Geld ohne die Zustimmung der gesamten Gruppe ausgeben.

Kein CEO der das Geld nach eigenem Interesse ausgibt. Eine DAO braucht somit keine zentrale Autorität. Alles ist offengelegt und die Regeln für die Ausgaben sind nicht zentralisiert, sondern im Code der DAO verankert. 

Und nun will eine derartige Organisation das streaming Geschäft von Grund auf ändern. Am 25. Dezember 2021 verkündete der Twitter-Kanal von BlockbusterDAO, dass es die Mission ist „Blockbuster zu befreien und eine DAO zu gründen, um kollektiv Blockbuster in die allererste DeFilm-Streaming-Plattform zu verwandeln. Die DeFilm-Streaming-Plattform wird eine tragende Säule der Web3-Marken und -Produkte, aber auch ein Kraftwerk für die Zukunft der Filmindustrie.“ Klingt zumindest, als habe die DAO sich große Ziele gesteckt. Doch damit nicht genug. Im Großen und Ganzen wollen sie ein Streaming Gigant nach dem Bild von Netflix werden, der selbst Film und IPs produziert.

Ein Bild von Twitter

In ihrer Langfristigen Roadmap zeigen Sie auch den Weg dorthin auf:

  1. 5 Mio. $+ durch die Blockbuster DAO NFT-Münze zu 0,13ETH pro Stück aufbringen
  2. Beginn einer Sensibilisierungs- und PR-Kampagne, um Druck für den Verkauf aufzubauen
  3. Blockbuster von Dish Network kaufen
  4. Registrierung des gesamten geistigen Eigentums auf den Namen der DAO

Finanziert soll das Vorhaben also durch den Verkauf von NFTs, die jeder bei der Gründung der DAO für 0.13ETH erwerben kann. Hat man ein NFT erworben ist man Teil der DAO und kann an Abstimmungen teilnehmen. 

Wenn DeFilm Streaming zu unserer Zukunft wird…

Wenn man Blockbuster dann einmal vom jetzigen Besitzer Dish-Network gekauft hat, will man auf Filmfestivals die Rechte an verschiedenen Filmen erwerben, und ultimativ die „Blockbuster-Streaming-Plattform“ schaffen und somit der erste Anbieter für DeFilm Streaming sein. Nach eigenen Angaben denken sie auch darüber nach, ein “Movie Pass-Abonnementmodell für unsere Plattform zu erstellen und diese Pässe zu ERC-20-Tokens machen, die einen Wiederverkaufswert haben”.

Generell klingt das alles nach einem tollen Unterfangen mit großen Plänen. Es wird Zeit, dass die Dezentralisierung und die Möglichkeiten, die die Blockchain und hier vor allem DeFi in der Filmfinanzierung bieten, endlich auch die Filmindustrie revolutionieren. Auf der anderen Seite ist es grade die „Größe“ des Unterfangens, die einen vorsichtig auf das Projekt blicken lässt. Filmpreise zu gewinnen und natürlich einen Oscar sind schon große Vorhaben. Einen sich finanziell selbsttragenden Streamingservice zu errichten eine ganz andere. Selbst Netflix mit seinen 200 Millionen Abonnenten schreibt jahrelang keine Gewinne

Dazu kommt die technische Herausforderung des Video-Streamings. Das Videostreaming besteht im Allgemeinen aus einer großen Anzahl von “Sitzungen”, die zu mehreren Transaktionen während eines einzigen Streams führen. Dies kann zu einer beträchtlichen Anzahl von Transaktionen führen, was lange Verzögerungen und/oder eine hohe Rechenkomplexität zur Folge haben kann. Daher wird dringend eine Entwicklungsplattform benötigt, um die innovativen Strategien in einer Blockchain-Plattform für das Videostreaming zu implementieren und die bestehenden Herausforderungen wie lange Transaktionszeiten und begrenzte Rechenleistung zu überwinden.

Oder einfacher ausgedrückt: Noch sind wir nicht so weit.

BlockbusterDAO müsste also unfassbar große Summen in die Hand nehmen, um dieses Problem der „scalability“ zu lösen. Was uns auch zum sogenannten Blockchain Trilemma führt. Das Blockchain-Trilemma bezieht sich auf die weit verbreitete Überzeugung, dass dezentrale Netzwerke in Bezug auf Dezentralisierung, Sicherheit und Skalierbarkeit immer nur zwei von drei Vorteilen bieten können. Sollte BlockbusterDAO also auf Scalability setzen, müssten sie entweder Abstriche bei der Sicherheit oder eben bei der Dezentralisierung machen. Doch niemand will eine unsichere Streamingplattform, noch eine DAO mit dezentralisierten Ansatz. 

Die BlockbusterDAO hat sich große Ziele gesetzt und  steht vor noch größeren Herausforderung. Es kann also mit Spannung beobachtet werden, ob der BlockbusterDAO das gleiche Schicksal widerfährt wie der ConstitutionDAO oder ob wir die Geburt eines neuen Streaminggiganten erleben. Wir halten Euch auf jeden Fall auf dem Laufenden.

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Marc Schaumburg
Marc Schaumburg ist seit Jahren leidenschaftlicher TV-Manager und seit 2017 Blockchain-Enthusiast. Er glaubt, dass Blockchain in naher Zukunft die gesamte Bewegtbildbranche grundlegend verändern wird. Er hat einen starken Fokus auf die Integration von Blockchain-Anwendungen im Unterhaltungssektor, kryptobasiertes Fundraising für unabhängige Produktionen und grüne Blockchain-Projekte. Die Blockchain-Technologie ist die disruptive Kraft, die das Filmgeschäft (und alle anderen Branchen)...
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