Die Erde zu retten wird nicht einfach, aber wir können die Dinge mithilfe der Blockchain Technologie erheblich beschleunigen, sagt Luis Felipe Adaime.
Die Menschheit steht vor einer der bisher größten existenziellen Herausforderungen: dem Klimawandel. Seit Menschen auf der Erde sind, war das Risiko auszusterben (und das in sehr kurzer Zeit) noch nie so hoch. Wir stoßen mittlerweile mehr als doppelt so viel Treibhausgas aus, wie noch im Jahr 2008. Wenn wir so weitermachen, wird laut Wissenschaftlern die globale Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2070 (in knapp 50 Jahren) um 2,5 bis 3 Grad Celsius ansteigen.
Das erscheint vielleicht wenig, aber die Auswirkungen sind katastrophal. Ein Anstieg in dieser Größenordnung bedeutet:
- Alle Küstenregionen wie zum Beispiel Rio de Janeiro oder New York wären überschwemmt.
- Die tropische Zone der Welt, zu der Brasilien, Afrika und Südostasien gehören, wäre unbewohnbar. Im Schatten würde die Temperatur bei einem solchen Anstieg um die 65 Grad Celsius betragen.
- Die weltweite Lebensmittelproduktion würde um 50 % oder mehr zurückgehen. Dadurch würde die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung, das heißt rund 5 Milliarden Menschen, verhungern.
Die Technologie als Retter in der Not
Es gibt eine Denkschule, zu der auch Moss gehört, die davon ausgeht, dass technologische Veränderungen die Emissionen verringern können. Ein Beispiel für dafür ist das Fahren von Elektrofahrzeugen anstelle von Autos mit Verbrennungsmotoren. Diese Veränderungen treten allerdings nicht mit der Geschwindigkeit ein, die wir brauchen, um damit den Planeten zu retten.
Wir müssen den Prozess durch den Handel mit Emissionsgutschriften beschleunigen. Dabei handelt es sich um digitale Zertifikate, die belegen, dass ein Unternehmen oder ein Umweltprojekt die Emission einer Tonne Kohlenstoff gebunden oder vermieden hat.
Kohlenstoffemissionen sind die negativen Auswirkungen einer Wirtschaft, die auf fossilen Brennstoffen aufgebaut ist, eine Art unvorhergesehene “Nebenwirkung”. Daher werden die Emissionen nur durch den Handel mit Emissionsgutschriften in das System eingepreist. Ein Ölunternehmen stößt jährlich Millionen Tonnen von CO₂ aus. Solange das Unternehmen allerdings nicht Teil des Kohlenstoffmarktes ist und Emissionsgutschriften kauft, zahlt es nicht für die entstandene Umweltverschmutzung. Stattdessen zahlen wir Menschen den Preis. Die unvermeidlichen Kosten der schlechteren Luftqualität und des Klimawandels werden auf die fast 8 Milliarden Menschen auf der Erde verteilt.
Der Kohlenstoffmarkt ist in den vergangenen 3 Jahren stark gewachsen, da der Klimawandel weltweit mehr in das Bewusstsein der Menschen gerückt ist. Millennials – Personen, die nach 1980 geboren sind – haben die Babyboomer als wichtigste Bevölkerungsgruppe der Welt abgelöst. Und die Millennials fingen an Forderungen zu stellen, zum Beispiel, dass Unternehmen die Kohlenstoffemissionen ausgleichen sollen.
Wir sind der Meinung, dass der Einsatz von Technologie die Entwicklung des Kohlenstoffmarktes beschleunigen wird. Dabei handelt es sich um einen fortlaufenden Prozess mit einer sehr hohen Disruption.
Die Rettung des Planeten: Emissionszertifikate
Es wird viel über die “Transparenz” und die “Sicherheit” gesprochen, die der Einsatz von Blockchain in den verschiedenen Bereichen mit sich bringt. Aber was genau bedeutet das in der Praxis?
In der Vergangenheit hatte der Sektor der Emissionsgutschriften mit Legitimitätsproblemen zu kämpfen. Diese waren auf einige sehr seltene Betrugsfälle zurückzuführen. Da die Emissionsgutschrift ein digitales, nicht greifbares Zertifikat ist, verkauften einige Projekte dasselbe Asset einfach mehrmals. Oder die Unternehmen verkauften Zertifikate aus Brasilien, obwohl diese eigentlich aus Indonesien stammten. Möglicherweise wurden auch Gutschriften aus dem Jahr 2012 verkauft und behauptet, es handele sich um Gutschriften aus dem Jahr 2015. Andere Projekte oder Unternehmen “stornierten” die Gutschriften nach dem Clearing, sodass diese nicht in den globalen Zertifikatsregistern vermerkt wurden. Einige verkauften auch zehn Zertifikate, die “storniert” werden sollten und stornierten anschließen nur ein Zertifikat davon. Diese Vorgehensweisen führten leider dazu, dass die Branche heute einen schlechten Ruf hat.
Selbst heute ist die Glaubwürdigkeit der Websites von Clearingunternehmen, die keine Blockchain verwenden, nicht sonderlich hoch. Außerdem ist das Verfahren leicht zu hintergehen. Der Nutzer berechnet den CO₂-Fußabdruck, kauft die entsprechenden Zertifikate, bezahlt den Betrag per Kreditkarte und erhält dann eine PDF-Datei oder eine Bestätigung der Transaktion per E-Mail.
Aber welche Garantie gibt es, dass das Zertifikat auch tatsächlich verkauft wurde und nicht nur berechnet und anschließend nichts getan wurde? Oder dass das Zertifikat zurückgezogen wurde? Oder dass die Transaktion tatsächlich in das globale Zertifikatsregister eingetragen wurde, damit es keine “Doppelzählung” gibt?
Die Rettung des Planeten: Die Blockchain Lösung
Die Nutzung einer Blockchain könnte all diese Zweifel aus der Welt schaffen. Sobald die Transaktion abgeschlossen ist, ist sie für immer überprüfbar. Und das auf 100 % sichere Weise in Krypto-Netzwerken und in einer öffentlichen und leicht zugänglichen Weise.
Blockchain Transaktionen verhindern auch “Doppelzählungen” und “Doppelausgaben”. Eine Transaktion, die auf der Blockchain aufgezeichnet wurde, lässt keine weitere Aufzeichnung der gleichen Transaktion zu. Die Daten werden in Echtzeit mit globalen Zertifikatsaufzeichnungen überprüft, sodass ein Betrug ausgeschlossen ist.
Vielleicht gelingt es uns so, den globalen Umweltsektor technologisch zu verändern und effizienter zu gestalten. Wir dürfen den Kohlenstoffausgleich nicht mehr von Hand ausführen. Der Ausgleich muss über APIs und Software (SAAS) und mit digitalisierten und aufgezeichneten Daten auf einer Blockchain erfolgen. Wenn das der Fall ist, steigen die Chancen enorm, dass wir ein katastrophales Klimaszenario noch vermeiden können. Noch liegt es in unserer Hand, gemeinsam dafür zu sorgen, dass der Planet auf für künftige Generationen bewohnbar bleibt.
Über den Autor
Luis Adaime ist Mitbegründer und CEO von Moss. Luis arbeitete von 2012 bis 2019 als Portfolio Manager und Partner für Latam Equities Long-Only Funds bei Newfoundland Capital Management.
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