Die Kryptobranche hat im Laufe des Jahres 2021 erhebliche Aufmerksamkeit vom Mainstream bekommen. Diese Entwicklung ebnet den Weg für ein vielversprechendes Jahr 2022.
KuCoin Labs veröffentlichte kürzlich einen Marktbericht, welcher die potenziellen Trends und Prognosen behandelt, die in den kommenden Monaten auf uns zukommen könnten. Darin geht es unter anderem um das Metaverse und die Rolle von NFTs.
Infrastruktur-Engpässe bleiben ein Problem
Auch wenn sich der Wettbewerb unter den Anbietern von Infrastrukturen im Jahr 2021 deutlich verschärft hat, sind entscheidende Engpässe noch nicht beseitigt. So ist Ethereum (ETH) nach wie vor die beliebteste Blockchain für die Entwicklung von DApps, hat jedoch mit Netzwerkengpässen und hohen Transaktionsgebühren zu kämpfen. Mehrere Layer-2-Lösungen befassen sich mit zwar aktuell diesem Problem, aber es bleibt unklar, ob diese sich letztendlich durchsetzen werden. Das gilt auch für die meisten “Ethereum-Konkurrenten”, da sie sich noch im Entwicklungsstadium befinden.
Viele Menschen erwarten, dass das Upgrade auf Ethereum 2.0 dazu beitragen wird, einige dieser Probleme zu beseitigen. Durch sogenanntes Sharding sollen Netzwerküberlastungen und hohe Transaktionsgebühren verhindert und der niedrige Datendurchsatz optimiert werden. Leider wird das Upgrade in mehreren Phasen stattfinden und deshalb wahrscheinlich nicht im Jahr 2022 abgeschlossen werden. Deshalb werden Nutzer und Entwickler weiterhin auf andere Netzwerke wie zum Beispiel Solana, Avalanche oder die Binance Smart Chain setzen, solange Ethereum ein Engpass bleibt.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Layer-2-Lösungen ein ähnliches Schicksal wie Ethereum haben werden. Denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Gaspreise auch auf diesen Layern deutlich ansteigen. Dadurch eignen sie sich nicht mehr, um die Transaktionsgebühren von Ethereum zu umgehen. Und wenn die Entwickler keine innovativen Lösungen für die steigenden Gaspreise finden, wird sich das Problem auch auf alle Cross-Chain-Bridges auswirken, die Layer-2-Netzwerke nutzen.
NFTs und Metaverse im Jahr 2022
Die Rolle von NFTs im Metaverse wird im Jahr 2022 und darüber hinaus noch deutlicher werden. Der aktuelle NFT-Markt umfasst die Bereiche Sammlerstücke, Kunst und Spiele. Aber in Zukunft werden weitere Bereiche dazu kommen, in denen die innovativen Funktionen von NFTs zum Einsatz kommen. Darüber hinaus werden NFTs ihre Bedeutung besonders im Metaverse verdeutlichen, nämlich in Verbindung mit Avataren, virtuellen Räumen oder wirtschaftlichen Aktivitäten. Im Wesentlichen liefert das Metaverse Anwendungsszenarien für NFTs, während NFTs das Wachstum des Metaverses vorantreiben.
Das Metaverse dreht sich momentan noch hauptsächlich um Spiele. Doch die Technologie hat jedoch ein enormes Potenzial, die Grenze zwischen der realen und der virtuellen Welt zu verwischen. Dabei sind Projekte, die ihr eigenes, abgeschottetes Metaverse schaffen, ein notwendiger erster Schritt, um dieses Ziel zu erreichen. Doch die Verbindung dieser virtuellen Welten wird eine große Herausforderung sein, denn letztendlich sollen die einzelnen Metaversen zu einem Multi-Metaverse verbunden werden.
Zwei weitere Metaverse-Trends, auf die man sich freuen kann, sind die Integration von DeFi und die Entwicklung von Cross-Chain-Bridges. Denn das dezentrale Finanzwesen hat sich als effizient und stabil erwiesen und bildet so eine solide Grundlage für wirtschaftliche Aktivitäten im Metaverse. Darüber hinaus sind DeFi und NFTs eine hervorragende Kombination und lassen sich auf viele Anwendungsfälle im Metaverse anwenden. Denn dort steht die Beteiligung der Nutzer im Mittelpunkt und die Vielzahl an verschiedenen Vermögenswerten, Produkten und Dienstleistungen ermöglicht eine breitere finanzielle Integration.
Auch Cross-Chain-Bridges liefern Entwicklern viele Möglichkeiten für Anwendungen im Metaverse, denn aktuelle Initiativen konzentrieren sich nur auf eine einzige Blockchain und sind somit Insel-Ökossysteme. Darüber hinaus haben die meisten öffentlichen Chains Infrastruktur-Probleme, wodurch ihre Attraktivität für Metaverse-Projekte ebenfalls sinkt. Blockchain-übergreifende Bridges können nicht nur diese Probleme beseitigen, sondern auch für deutlich mehr Effizienz im Metaverse und im NFT- und DeFi-Bereich sorgen.
Trends bei der Regulierung
Wie in den vergangenen Jahren bleibt die Regulierung der Kryptobranche ein zentrales Thema. Denn durch das Fehlen eines klaren Rahmens kann die Innovation zum Erliegen kommen. Und dies muss um jeden Preis vermieden werden. Dabei machen innovative Konzepte wie DeFi, NFTs, das Metaverse die Regulierung dieser Branche noch schwieriger.
Regulierungsbehörden und politische Entscheidungsträger müssen einen rechtlichen Rahmen für das Metaverse schaffen. Die Technologie hat die Aufmerksamkeit von Enthusiasten und zahlreichen Unternehmen auf sich gezogen. Deshalb muss es klare Richtlinien darüber geben, was in der virtuellen Welt getan werden kann und was nicht. Die Analysten von KuCoin Labs gehen davon aus, dass sich diese unklare Situation aber in Zukunft deutlich verbessern wird. Darüber hinaus deutet der Bericht darauf hin, dass die politischen Entscheidungsträger Richtlinien eher früher als später in Kraft setzen werden. Dies könnte sich auch auf Decentralized Identifiers auswirken, eine Identifikationsmethode für verschiedene Aktivitäten im Metaverse.
DeFi-Regulierung im Jahr 2022
Das dezentrale Finanzwesen wird zweifellos auch das Interesse der Regulierungsbehörden auf sich ziehen. Der Schutz der Anleger ohne Innovation und Dezentralisierung einzuschränken, stellt jedoch eine große Herausforderung dar. Hinzu kommt, dass sich die derzeitigen Regulierungsrichtlinien möglicherweise nicht auf den DeFi-Bereich anwenden lassen. Daher brauch es möglicherweise ein ganz neues Regulierungsmodell.
Darüber hinaus ist die Governance von DeFi-Protokollen eine ganz besondere regulatorische Schwierigkeit. Dabei erhalten Nutzer, die mehr Token als andere besitzen, auch mehr Stimmrechte. Und dies führt zu einer gewissen Art von Zentralisierung. Eine dezentrale Governance hat sich bisher als praktisch unmöglich erwiesen, doch dezentrale autonome Organisationen (DAOs) könnten Abhilfe schaffen. Und KuCoin Labs geht davon aus, dass DAOs im Jahr 2022 ein großer Trend in der DeFi-Branche sein werden.
Das letzte wichtige Thema ist die Verbindung von DeFi mit KYC-Anforderungen und dem Datenschutz der Nutzer. Hier muss ein gewisses Maß an gesetzlicher Regulierung gefunden werden. Zugelassene DeFi-Lösungen, wie Aave Arc, sind ein interessanter Ansatz für dieses Problem. Das KuCoin-Team geht jedoch davon aus, dass sowohl institutionelle als auch nicht-institutionelle DeFi-Nutzer früher oder später die Vorschriften einhalten müssen. Die KYC-Authentifizierung direkt auf der Chain stattfinden zu lassen, könnte dabei eine Möglichkeit sein.
Sicherheit auf der Blockchain
Das Jahr 2021 war wieder einmal von zahlreichen Blockchain-Sicherheitsvorfällen geprägt. Das Spektrum reichte von DeFi Rug Pulls bis hin zu Börsenhacks und Smart-Contract-Exploits. Daran muss sich dringend etwas ändern, aber das ist das leichter gesagt als getan, zumal Blockchain-Transaktionen nicht rückgängig gemacht werden können. Außerdem gibt es noch keinen wirklichen “Schutz” für die betroffenen Nutzer, aber Versicherungsprotokolle könnten in Zukunft eine Lösung darstellen.
Code-Audits müssen bis 2022 in der gesamten Blockchain-Branche zur Norm werden. Zahlreiche Wirtschaftsprüfungsunternehmen haben sich bereits etabliert, darunter CertiK, SlowMist und andere. Ein Audit kann dabei helfen, Fehler oder Probleme zu erkennen, bevor die Smart Contracts in einer Live-Umgebung zum Einsatz kommen. Durch die zunehmende Finanzierung von Wirtschaftsprüfungsunternehmen werden diese immer mehr dazu beitragen, weitere Risiken in der Blockchain-Branche zu eliminieren. Es liegt jedoch weiterhin auch an den Entwicklern und Programmierern, den Code überprüfen zu lassen. Und nicht jeder wird dies tun.
Versicherungsprotokolle können eine zusätzliche Sicherheitsebene bieten. Im DeFi-Bereich gibt es bereits mehrere solcher Protokolle, die sich in erster Linie Investmentfonds oder Finanzderivate konzentrieren. Doch leider wird die Verbreitung dieser Protokolle durch hohe Gebühren, KYC-Anforderungen und fehlende Cross-Chain-Kompatibilität behindert. Deshalb braucht es laut dem Bericht bessere und effizientere Versicherungsprotokolle, um institutionelle Marktteilnehmer anzuziehen.
Ein letzter zu berücksichtigender Aspekt ist der Schutz der Privatsphäre bei Transaktionen. Auf öffentlichen Blockchains lassen sich Pseudonye verwenden, aber es gibt keine Privatsphäre oder Anonymität. Selbst Privacy-Computing-Protokolle wie Manta, Oasis oder zkSync opfern die Dezentralisierung zugunsten der Rechenleistung. Die Nachfrage nach Transaktionsdaten wird parallel zum Wachstum des Blockchain- und Kryptobereichs steigen, was mehr und bessere Datenschutz-Initiativen erfordert.
Das Jahr 2022 könnte herausfordernd, aber ergebnisreich werden
Das Jahr 2022 kann viele notwendige Veränderungen für die gesamte Branche mit sich bringen. Man kann sich darauf freuen, wie die dezentralisierte Technologie in den Mainstream kommen werden. Doch leider wird diese Innovation eine gewisse Regulierung erfordern, um das breite Publikum zu überzeugen. Ob die Regulierungsbehörden letztendlich harte Maßnahmen ergreifen werden, bleibt unklar. Aber sie können diese Entscheidungen nicht ewig hinauszögern.
Für die Industrie ist es nach wie vor wichtig, die derzeitigen Engpässe in der Infrastruktur zu beseitigen. Denn innovative Ideen wie DeFi, NFTs und das Metaverse können über die bestehenden Infrastrukturen nicht verwirklicht werden. Die hohen Kosten und Ineffizienzen müssen erst beseitigt werden. Und zwar, ohne die Dezentralisierung zu gefährden.
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